Was macht Martin Schmidt?
Der Trainer des Bundesligisten muss vor dem Spiel gegen Hertha BSC zwei wichtige Entscheidungen treffen. Es geht um Michael Gregoritsch und um Alfred Finnbogason
Es war eine ruhige und konzentrierte Trainingseinheit, die FCA-Trainer Martin Schmidt am Dienstagvormittag absolvieren ließ. Schmidt verzichtete darauf, die fehlenden Nationalspieler durch Jugendspieler zu ersetzen. Er bereitete sich lieber intensiv mit seinen Profis auf das Heimspiel am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) in der noch nicht ausverkauften WWK-Arena gegen Hertha BSC vor.
Bis zum vergangenen Donnerstag schien es auch so, dass der 52-jährige Schweizer den Fokus voll auf die wichtige Partie legen hätte können. Mit einem Sieg würde der Tabellen-15. FCA (zehn Punkte) schließlich die Hertha (elf Punkte) überholen und sich weiter aus dem Tabellenkeller absetzen.
Doch dann gerieten gleich zwei FCA-Spieler in die Schlagzeilen. Zuerst machte der österreichische Nationalspieler in FCA-Diensten, Michael Gregoritsch, seinem Ärger über seine Reservisten-Rolle beim FCA Luft. Im Trainingslager der Nationalmannschaft erklärte er unter anderem, dass er im Winter auf jeden Fall wechseln wolle.
Und dann verletzte sich am Abend noch FCA-Stürmer Alfred Finnbogason schwer. Beim 0:0 der isländischen Nationalmannschaft gegen die Türkei fiel er nach einem Rempler auf die linke Schulter und kugelte sich diese aus. Der Isländer wird in der Vorrunde nicht mehr zum Einsatz kommen.
Doch Martin Schmidt versuchte am Dienstag bei der obligatorischen Medienrunde, Ruhe auszustrahlen. Zum Thema Michael Gregoritsch wollte sich der Trainer nicht groß äußern: „Solange wir keine Fakten auf dem Tisch und ein Gespräch geführt haben, hat es auch noch keine Unruhe reingebracht. Von daher ist bisher nichts passiert.“
Schmidt hatte noch keinen Kontakt mit Gregoritsch: „Wir haben ihn im Länderspiel-Flow gelassen. Wir werden mit ihm sprechen, wenn er zurückkommt.“Gregoritsch verlor am Dienstagabend mit Österreich noch das letzte EM-Qualifikationsspiel in Lettland mit 0:1. Für die EM hatte sich Österreich schon vorher mit einem 2:1-Sieg gegen Nordmazedonien qualifiziert und wird wohl am Mittwoch in Augsburg zurückerwartet.
Schmidt erinnerte auch daran, dass man sich intern auch im Sommer von den Personaldiskussionen und Wechselgerüchten und deren medialen Aufarbeitung nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Wenn irgendwo ein Spieler, der sich verändern will, in den Schlagzeilen ist, hat uns das damals nicht beeindruckt und das tut es auch jetzt nicht.“Damals sorgten besonders die Aktionen von Martin Hinteregger für Wirbel. Der Nationalmannschaftskollege von Gregoritsch wechselte im Sommer schließlich zu Eintracht Frankfurt. Aber auch die Wechselgerüchte von Philipp Max und Gregoritsch selbst bestimmten die Berichterstattung über den FCA. So hatte sich Werder Bremen um Gregoritsch bemüht. Doch ein Transfer kam nicht zustande. Im Sommer blieb Gregoritsch ruhig, auch weil er in den Planungen von Schmidt durchaus eine wichtige Rolle spielte.
So stand er in den ersten drei Punktspielen in der Startelf, überzeugte allerdings nicht. Der offensive Mittelfeldspieler verlor seinen Stammplatz.
Den hätte er jetzt vielleicht aufgrund der Verletzung von Finnbogason wieder zurückbekommen können. Mit seiner überraschenden Abrechnung mit dem FC Augsburg könnte sich Gregoritsch jetzt aber durchaus selbst ins Fleisch geschnitten haben. Denn der österreichische Nationalspieler hätte der große Profiteur von der Verletzung von Alfred Finnbogason werden können. Der isländische Nationalspieler hatte sich im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei die Schulter ausgekugelt und wird den Rest der Vorrunde ausfallen. „Es ist ja nur noch einen Monat.
Vier Wochen werden kaum reichen“, sagt Schmidt. Ob Finnbogason eventuell sogar operiert werden muss, entscheidet sich kurzfristig. Am Montag und Dienstag wurde der Stürmer noch einmal intensiv untersucht: „Es geht darum, ob man es konservativ behandeln kann oder ob Alfred sogar operiert werden muss. Das entscheiden die Ärzte zusammen mit dem Spieler.“Schmidt hofft, dass Finnbogason ins Wintertrainingslager Anfang Januar mitfahren kann.
Für Schmidt kommt der Ausfall von Finnbogason zur ungünstigsten Zeit: „Alfred war athletisch auf einem Stand wie schon lange nicht mehr. Adduktorenbereich, Wade, Fußgelenk – alles war stabil. Er war wirklich im Kommen. Dann fällst du auf die Schulter. Das ist einfach nur traurig.“
Wer Finnbogason am Sonntag (15.30 Uhr) beim Heimspiel gegen Hertha BSC ersetzen wird, darüber wird Schmidt erst im Laufe der Trainingswoche entscheiden. Beim 4-4-2-System wären Julian Schieber oder Sergio Córdova Alternativen, Schmidt könnte aber auch auf ein 4-2-3-1-System mit einem offensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler ausweichen. Spannend wird die Frage sein, ob Michael Gregoritsch in den Überlegungen von Schmidt trotz allem eine Rolle spielen wird.