Logik à la Gersthofen
Die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg ist eines der Hauptanliegen der Bürger in der Gemeinde am Lechrain. Bürgermeister Alfred Rappel zieht in der letzten Bürgerversammlung seiner Laufbahn eine positive Bilanz
Ein Berliner würde jetzt den Gersthofern zurufen: „Nachtigall, ick hör dir trapsen.“Ein Altbayer schreit über den Grenzfluss Lech nach Schwaben hinüber: „Ihr glaubt’s wohl, wir sind auf da Brennsuppn dahergschwomma.“Die Begründung der Ablehnung einer Westumfahrung von Mühlhausen im Bauausschuss der Nachbarstadt ist noch klar nachvollziehbar: Enormer Landverbrauch, Zerschneidung des Naherholungsgebiets und landwirtschaftlicher Flächen – stimmt alles. Diese Straße ist ein massiver Eingriff in die Natur. Eine Entlastung für die Anlieger vom Durchgangsverkehr ist wichtig, aber der ökonomische und ökologische Preis dafür ist sehr hoch.
Interessant ist aber die weitere Diskussion im Ausschuss in Gersthofen. Wenn diese Umfahrung in eine sogenannte Wörle-Spange münden würde und jede Menge Verkehr von der B 2 über den Lech leitet und damit Gersthofen entlastet, dann spielt die Öko-Bilanz der Mühlhauser West-Trasse bei den Nachbarn plötzlich keine Rolle mehr. Am besten geht’s dann gleich weiter in eine Augsburger Osttangente. Wir übersetzen die Gersthofer Logik mal in Wittelsbacher Landessprache: Wir sind klar gegen Flächenfraß und für Natur und lehnen deshalb die geplante Mühlhauser Westumfahrung ab. Wenn diese Straße aber einen deutlich größeren Bogen über den Lech schlägt, für sie viel mehr Land asphaltiert und zerschnitten wird, uns aber den Verkehr vom Hals schafft, finden wir diese Gersthofer Ostumgehung saugut. »
Rehling Einen großen Schlussapplaus erhielt Alfred Rappel für seine letzte Bürgerversammlung. Bekanntlich tritt der Rehlinger Gemeindechef nach 17 Jahren bei der Wahl im nächsten Jahr nicht mehr an. Seine Bilanz, die er zuvor den fast 100 erschienenen Zuhörern in der voll besetzten Schulturnhalle präsentiert hatte, war sehr positiv. Geprägt war das Jahr von der Fertigstellung der Kläranlage und dem Start des Kindergartenneubaus. Außerdem ging Rappel auf folgende Themen ein:
● Behördenfunk Inzwischen ist laut Rappel Baurecht geschaffen für die geplanten Standorte im Lechfeld und bei Gamling. Auch steht die Stromversorgung. „Es braucht nur noch gebaut werden“, so Rappel. Der Mobilfunkmast der Telekom wird östlich von Rehling auf dem „Salzerberg“realisiert. Ob sich Vodafone mit beteiligt, ist noch offen, aber möglich.
● Kindergarten Voraussichtlich bis März sind Rohbau und Dachstuhl fertig. Bezogen werden kann das Gebäude nicht vor Mitte 2021. Bis zum nächsten Schuljahr muss eine Hortgruppe aus der Schule ziehen, weil der Raum für eine weitere Klasse benötigt wird. Diese Hortgruppe zieht in den Essensraum des Kindergartens. Die Mädchen und Buben essen dann übergangsweise in ihren Gruppenräumen.
● Finanzen Diese bezeichnete der Bürgermeister nach wie vor als „sehr gut“. Das Steueraufkommen in diesem Jahr liegt bei über 3,53 Millionen Euro (siehe Infokasten). Rappel sprach zufrieden von der höchsten Steuereinnahme, die Rehling jemals hatte. Für den sechs Millionen Euro teuren Kindergartenneubau wird am Jahresende die erste Abschlagszahlung von rund 1,3 Millionen Euro fällig. Es gibt zwei Million Euro Zuschuss. Zwei Millionen Euro muss die Gemeinde als Kredit aufnehmen. Die Baumaßnahme könne Rehling aber „ohne Bauchschmerzen schultern“, sagte Rappel. Er begründet das damit, dass Rehling in jedem Haushaltsjahr einen hohen Überschuss im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet. Dies bedeutet wohl auch künftig, dass jährlich eine freie Finanzspanne zwischen 500000 Euro und einer Million Euro bleibt.
● Straßenbau Der Bürgermeister erwähnte die Asphaltierung des Sieberweges in Unterach, die bereits abgeschlossen ist. Die beiden anderen Projekte in der Höhstiegl werden im Frühjahr durchgeführt. Für die Sanierung der Hambergstraße wurde der Planungsauftrag erteilt. ● Baugebiet Auf den Weg gebracht ist das neue Baugebiet zwischen Lange Wand und Hambergstraße, wo über 40 neue Häuser entstehen sollen. Erschließung und Vergaben sind nächstes Jahr geplant.
● Ausblick Laut Rappel warten auch auf den neuen Bürgermeister viele Aufgaben. Er müsse angefangene Projekte fortführen und neue Maßnahmen in die Wege leiten. Die wichtigsten davon sind: Neubau Kindergarten, Ausbau Hambergstraße, Erschließung neues Baugebiet, Ausbau Höhstiegl in Unterach, Ausbau des Weges von Sägmühl bis zu den Häusern Scherneck, Sanierung der Abwasserpumpstationen, die bis zu 400 000 Euro kosten wird. ● Feuerwehr Für die Feuerwehr wurde ein neuer Gerätewagen-Logistik L1 in Auftrag gegeben. Die Kosten belaufen sich auf rund 142000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 94 000 Euro.
● Dank Rappels Dank galt den Mitarbeitern der Gemeinde, der Feuerwehr und dem Gemeinderat, aber auch ganz besonders allen ehrenamtlich Tätigen in der Gemeinde. ● Bürgerwünsche Die Schulwegsicherheit war das zentrale Anliegen zahlreicher Bürger. Problematisch ist die Straßenquerung der Grundschüler zwischen Raiffeisenbank und Rathaus. Die Situation verschärfen Autofahrer, die den Fußweg als Parkplatz nutzen. Am Morgen helfen geschulte Helfer Kindern auf dem Schulweg. Sie stellen Warnhütchen auf dem Gehweg auf, damit zumindest während des Schulwegbetriebes der Gehweg frei von Autos bleibt. Anders sieht es zur Mittagszeit aus. Dann müssen die Kinder allein über die Straße. Zahlreiche Eltern kritisieren die Situation. Vorgeschlagene Halteverbotsschilder seien Sache der Bank, so Bürgermeister Rappel. Ein weiterer Vorschlag bezog sich auf die Erhöhung der Bordsteinkante. Das wiederum ist laut Rappel Sache des Landkreises. Positiv aufgenommen wurde der Vorschlag eines Anwesenden, eine durchgehende weiße Markierung zwischen Straße und Gehweg aufzubringen und die Warnkegel auch tagsüber als Abgrenzung stehen zu lassen. In Sachen Schulwegsicherheit wurde zudem bemängelt, dass Hecken häufig viel zu weit in die Gehwege ragen und dass viele Fahrzeuge die Tempo-30-Begrenzung in der Hambergstraße ignorieren. Eine Tempo-Beschränkung wurde auch für die komplette Bauernstraße vorgeschlagen. Die Gemeinde hat vor Kurzem ein Tempomessgerät angeschafft. Das soll dem Wunsch eines Bürgers zufolge auch in der Bergstraße aufgestellt werden. Laut Rappel hat die Polizei hier schon kontrolliert, aber keine Temposünder erwischt. Ertappt wurden lediglich Autofahrer mit Handy am Ohr und nicht angeschnallte Insassen.