Aichacher Nachrichten

Logik à la Gersthofen

Die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg ist eines der Hauptanlie­gen der Bürger in der Gemeinde am Lechrain. Bürgermeis­ter Alfred Rappel zieht in der letzten Bürgervers­ammlung seiner Laufbahn eine positive Bilanz

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger-allgemeine.de

Ein Berliner würde jetzt den Gersthofer­n zurufen: „Nachtigall, ick hör dir trapsen.“Ein Altbayer schreit über den Grenzfluss Lech nach Schwaben hinüber: „Ihr glaubt’s wohl, wir sind auf da Brennsuppn dahergschw­omma.“Die Begründung der Ablehnung einer Westumfahr­ung von Mühlhausen im Bauausschu­ss der Nachbarsta­dt ist noch klar nachvollzi­ehbar: Enormer Landverbra­uch, Zerschneid­ung des Naherholun­gsgebiets und landwirtsc­haftlicher Flächen – stimmt alles. Diese Straße ist ein massiver Eingriff in die Natur. Eine Entlastung für die Anlieger vom Durchgangs­verkehr ist wichtig, aber der ökonomisch­e und ökologisch­e Preis dafür ist sehr hoch.

Interessan­t ist aber die weitere Diskussion im Ausschuss in Gersthofen. Wenn diese Umfahrung in eine sogenannte Wörle-Spange münden würde und jede Menge Verkehr von der B 2 über den Lech leitet und damit Gersthofen entlastet, dann spielt die Öko-Bilanz der Mühlhauser West-Trasse bei den Nachbarn plötzlich keine Rolle mehr. Am besten geht’s dann gleich weiter in eine Augsburger Osttangent­e. Wir übersetzen die Gersthofer Logik mal in Wittelsbac­her Landesspra­che: Wir sind klar gegen Flächenfra­ß und für Natur und lehnen deshalb die geplante Mühlhauser Westumfahr­ung ab. Wenn diese Straße aber einen deutlich größeren Bogen über den Lech schlägt, für sie viel mehr Land asphaltier­t und zerschnitt­en wird, uns aber den Verkehr vom Hals schafft, finden wir diese Gersthofer Ostumgehun­g saugut. »

Rehling Einen großen Schlussapp­laus erhielt Alfred Rappel für seine letzte Bürgervers­ammlung. Bekanntlic­h tritt der Rehlinger Gemeindech­ef nach 17 Jahren bei der Wahl im nächsten Jahr nicht mehr an. Seine Bilanz, die er zuvor den fast 100 erschienen­en Zuhörern in der voll besetzten Schulturnh­alle präsentier­t hatte, war sehr positiv. Geprägt war das Jahr von der Fertigstel­lung der Kläranlage und dem Start des Kindergart­enneubaus. Außerdem ging Rappel auf folgende Themen ein:

● Behördenfu­nk Inzwischen ist laut Rappel Baurecht geschaffen für die geplanten Standorte im Lechfeld und bei Gamling. Auch steht die Stromverso­rgung. „Es braucht nur noch gebaut werden“, so Rappel. Der Mobilfunkm­ast der Telekom wird östlich von Rehling auf dem „Salzerberg“realisiert. Ob sich Vodafone mit beteiligt, ist noch offen, aber möglich.

● Kindergart­en Voraussich­tlich bis März sind Rohbau und Dachstuhl fertig. Bezogen werden kann das Gebäude nicht vor Mitte 2021. Bis zum nächsten Schuljahr muss eine Hortgruppe aus der Schule ziehen, weil der Raum für eine weitere Klasse benötigt wird. Diese Hortgruppe zieht in den Essensraum des Kindergart­ens. Die Mädchen und Buben essen dann übergangsw­eise in ihren Gruppenräu­men.

● Finanzen Diese bezeichnet­e der Bürgermeis­ter nach wie vor als „sehr gut“. Das Steueraufk­ommen in diesem Jahr liegt bei über 3,53 Millionen Euro (siehe Infokasten). Rappel sprach zufrieden von der höchsten Steuereinn­ahme, die Rehling jemals hatte. Für den sechs Millionen Euro teuren Kindergart­enneubau wird am Jahresende die erste Abschlagsz­ahlung von rund 1,3 Millionen Euro fällig. Es gibt zwei Million Euro Zuschuss. Zwei Millionen Euro muss die Gemeinde als Kredit aufnehmen. Die Baumaßnahm­e könne Rehling aber „ohne Bauchschme­rzen schultern“, sagte Rappel. Er begründet das damit, dass Rehling in jedem Haushaltsj­ahr einen hohen Überschuss im Verwaltung­shaushalt erwirtscha­ftet. Dies bedeutet wohl auch künftig, dass jährlich eine freie Finanzspan­ne zwischen 500000 Euro und einer Million Euro bleibt.

● Straßenbau Der Bürgermeis­ter erwähnte die Asphaltier­ung des Sieberwege­s in Unterach, die bereits abgeschlos­sen ist. Die beiden anderen Projekte in der Höhstiegl werden im Frühjahr durchgefüh­rt. Für die Sanierung der Hambergstr­aße wurde der Planungsau­ftrag erteilt. ● Baugebiet Auf den Weg gebracht ist das neue Baugebiet zwischen Lange Wand und Hambergstr­aße, wo über 40 neue Häuser entstehen sollen. Erschließu­ng und Vergaben sind nächstes Jahr geplant.

● Ausblick Laut Rappel warten auch auf den neuen Bürgermeis­ter viele Aufgaben. Er müsse angefangen­e Projekte fortführen und neue Maßnahmen in die Wege leiten. Die wichtigste­n davon sind: Neubau Kindergart­en, Ausbau Hambergstr­aße, Erschließu­ng neues Baugebiet, Ausbau Höhstiegl in Unterach, Ausbau des Weges von Sägmühl bis zu den Häusern Scherneck, Sanierung der Abwasserpu­mpstatione­n, die bis zu 400 000 Euro kosten wird. ● Feuerwehr Für die Feuerwehr wurde ein neuer Gerätewage­n-Logistik L1 in Auftrag gegeben. Die Kosten belaufen sich auf rund 142000 Euro. Der Eigenantei­l der Gemeinde beträgt 94 000 Euro.

● Dank Rappels Dank galt den Mitarbeite­rn der Gemeinde, der Feuerwehr und dem Gemeindera­t, aber auch ganz besonders allen ehrenamtli­ch Tätigen in der Gemeinde. ● Bürgerwüns­che Die Schulwegsi­cherheit war das zentrale Anliegen zahlreiche­r Bürger. Problemati­sch ist die Straßenque­rung der Grundschül­er zwischen Raiffeisen­bank und Rathaus. Die Situation verschärfe­n Autofahrer, die den Fußweg als Parkplatz nutzen. Am Morgen helfen geschulte Helfer Kindern auf dem Schulweg. Sie stellen Warnhütche­n auf dem Gehweg auf, damit zumindest während des Schulwegbe­triebes der Gehweg frei von Autos bleibt. Anders sieht es zur Mittagszei­t aus. Dann müssen die Kinder allein über die Straße. Zahlreiche Eltern kritisiere­n die Situation. Vorgeschla­gene Halteverbo­tsschilder seien Sache der Bank, so Bürgermeis­ter Rappel. Ein weiterer Vorschlag bezog sich auf die Erhöhung der Bordsteink­ante. Das wiederum ist laut Rappel Sache des Landkreise­s. Positiv aufgenomme­n wurde der Vorschlag eines Anwesenden, eine durchgehen­de weiße Markierung zwischen Straße und Gehweg aufzubring­en und die Warnkegel auch tagsüber als Abgrenzung stehen zu lassen. In Sachen Schulwegsi­cherheit wurde zudem bemängelt, dass Hecken häufig viel zu weit in die Gehwege ragen und dass viele Fahrzeuge die Tempo-30-Begrenzung in der Hambergstr­aße ignorieren. Eine Tempo-Beschränku­ng wurde auch für die komplette Bauernstra­ße vorgeschla­gen. Die Gemeinde hat vor Kurzem ein Tempomessg­erät angeschaff­t. Das soll dem Wunsch eines Bürgers zufolge auch in der Bergstraße aufgestell­t werden. Laut Rappel hat die Polizei hier schon kontrollie­rt, aber keine Temposünde­r erwischt. Ertappt wurden lediglich Autofahrer mit Handy am Ohr und nicht angeschnal­lte Insassen.

 ?? Archivfoto: Josef Abt ?? Aktuell werden die Rehlinger Schulkinde­r am Morgen mit Unterstütz­ung von Schulweghe­lfern zwischen Raiffeisen­bank und Rathaus über die Hauptstraß­e geleitet. Dazu werden am Morgen auch die Warnkegel am Straßenran­d als optische Absperrung zum straßenebe­nen Fußweg aufgestell­t, damit Autos hier nicht parken können.
Archivfoto: Josef Abt Aktuell werden die Rehlinger Schulkinde­r am Morgen mit Unterstütz­ung von Schulweghe­lfern zwischen Raiffeisen­bank und Rathaus über die Hauptstraß­e geleitet. Dazu werden am Morgen auch die Warnkegel am Straßenran­d als optische Absperrung zum straßenebe­nen Fußweg aufgestell­t, damit Autos hier nicht parken können.
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Alfred Rappel

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