Die Folgen werden gravierend sein
So ruhig wie an diesem Wochenende war es in Augsburg vermutlich noch nie. Es war allerdings keine angenehme Stille, sondern eine beklemmende, tieftraurige Situation. Hinter jedem Laden, der geschlossen hat, stehen Arbeitsplätze von Menschen; jeder verwaiste öffentliche Platz bedeutet einen vorläufigen Verlust von Grundrechten. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist richtig, dass sich die Menschen an die Vorgaben des Freistaates halten, sich einschränken. Dass sie zu Hause bleiben, Kontakt zu anderen meiden. Es gilt, die entsetzlichen Szenarien wie in Italien möglichst zu vermeiden.
Es ist aber auch niemanden geholfen, wenn man sich über die Begleiterscheinungen der harten Maßnahmen Illusionen macht. Die Corona-Krise wird auch in Augsburg einer beträchtlichen Anzahl von Menschen die wirtschaftliche Existenz gefährden oder gleich ruinieren. Es ist nicht absehbar, wie viele es sein werden. Die Einschränkungen treffen gerade die Schwächeren hart, Beispiele gibt es genug: Alleinstehende Menschen ohne Arbeit haben nun über Wochen keinen ernsthaften Sozialkontakt mehr; psychisch Kranken bricht möglicherweise ein stabilisierendes Umfeld weg, Obdachlosen und Ärmeren die Tafel, die vorübergehend schließen wird. Senioren in Heimen erhalten keinen Besuch von Angehörigen mehr; Kinder aus problematischen Verhältnissen haben keine Möglichkeit mehr, diesen Verhältnissen zumindest für ein paar Stunden pro Tag zu entrinnen, sie können nicht in die Schule, nicht auf den Spielplatz, sich nicht mit Freunden treffen. Die Folgen der Corona-Krise werden gravierend sein – umso gravierender, je länger sie andauert.