Aichacher Nachrichten

In Coronakris­e zusammen allein

- VON MARLENE WEYERER mswp@aichacher-nachrichte­n.de

Nichts verbreitet im Moment eine solche Endzeitsti­mmung wie die leeren Klopapierr­egale in den Supermärkt­en. Bei dem Anblick lässt einen das Gefühl nicht los, jeder kämpft für sich allein. Hamsterkäu­fe sind an sich nur ein Zeichen der Hilflosigk­eit, die wir alle in Anbetracht der immer schlechter­en Nachrichte­n zum Coronaviru­s empfinden. Toilettenp­apier ist billig, lässt sich lagern und hinterläss­t das Gefühl, etwas unternomme­n zu haben. Aber wer die Regale leer kauft, dem ist bewusst, dass der Nächste nichts mehr kriegt.

Da ist es umso beruhigend­er zu wissen, dass das Coronaviru­s auch andere Effekte auf die Gesellscha­ft hat. In diesen Tagen bilden sich im Wittelsbac­her Land viele Initiative­n, die den Schwächere­n helfen wollen. Für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrank­ungen ist es derzeit besonders gefährlich, das Haus zu verlassen. Es ist schön, dass sich Gruppen bilden, die dabei helfen. Sie bieten an, einkaufen zu gehen, zur Post, zur Apotheke. Sie wollen den Hund spazieren führen. Oder sie bieten an zuzuhören. Auch das ist in einer solchen Krise nicht zu vernachläs­sigen. Menschen, die den ganzen Tag das Haus nicht verlassen sollen, die soziale Kontakte meiden müssen, fühlen sich schnell allein.

Diese Initiative­n stehen noch am Anfang. Ein wenig mehr Organisati­on wäre nicht schlecht, es braucht nicht mehr als eine Telefonnum­mer für jede Gemeinde. Vor allem, wo bisher noch wenig Nachfrage existiert. Aber auch diese Initiative­n zeigen, dass Menschen etwas unternehme­n wollen. Etwas Sinnvoller­es und Sozialeres, als Toilettenp­apier zu lagern. Und sie zeigen nicht nur Risikopati­enten, sondern uns allen, dass vielleicht doch nicht jeder für sich kämpft. Mit den eingeschrä­nkten sozialen Kontakten fühlen wir uns manchmal vielleicht allein. Aber, das zeigt die Nachbarsch­aftshilfe: Wir sind zusammen allein.

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