Aichacher Nachrichten

Rathäuser müssen schnell reagieren

Gesundheit Die Corona-Krise stellt die Verwaltung­en im Wittelsbac­her Land vor völlig neue Aufgaben. Viele Mitarbeite­r arbeiten von zu Hause aus. Innenminis­terium erlaubt Stadt- und Gemeinderä­ten Ausnahme, damit sie entscheide­n können

- VON EVELIN GRAUER

Aichach-Friedberg Die Corona-Krise stellt auch die Verwaltung­en und Bürgermeis­ter vor ständig neue Aufgaben. Wie der Pöttmeser Bürgermeis­ter Franz Schindele betont, ist derzeit viel Flexibilit­ät gefragt: „Was wir dürfen und was wir nicht dürfen, ändert sich fast täglich.“Dann sei schnelles Reagieren gefragt. Dabei müssten die Bürgermeis­ter auch unpopuläre Entscheidu­ngen treffen wie etwa beliebte Feste absagen. In Pöttmes sollte am 2. Mai die 40-jährige Partnersch­aft zwischen der Marktgemei­nde und dem französisc­hen La Haye-Pesnel gefeiert werden – jetzt wurde die Feier abgesagt. Das historisch­e Marktfest steht auf der Kippe.

Wie Schindele geht es gerade vielen Bürgermeis­tern. Die Verwaltung­en in den Rathäusern und dem Landratsam­t haben offiziell bis zum Ende der Osterferie­n am 19.

April geschlosse­n, weitergear­beitet wird aber trotzdem. In der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Aindling ist – wie in Pöttmes – etwa die Hälfte der Mitarbeite­r zu Hause im Homeoffice tätig. Bürgermeis­ter Tomas Zinnecker sagt: „Das Arbeiten ist momentan sehr entschleun­igt.“Trotzdem betont er: „Wir sind handlungsf­ähig.“In der vergangene­n Woche gab es in der Aindlinger Verwaltung zwar einen Corona-Verdachtsf­all, der entpuppte sich aber zum Glück als Erkältung.

Nichtsdest­otrotz sollen aufschiebb­are Erledigung­en der Bürger in den Rathäusern derzeit verschoben werden. Wo immer möglich, sollten die Online-Angebote der Kommunen genutzt werden. Eine telefonisc­he Beratung ist möglich. Trauungen dürfen zwar stattfinde­n, allerdings sind dabei nur das Brautpaar selbst und zwei Trauzeugen zugelassen. In Aindling finden dem

zwei derart kleine standesamt­liche Hochzeiten statt, eine Trauung wurde aufgrund der strengen Vorgaben abgesagt.

Bei der Stadt Aichach arbeitet nur ein Bruchteil der etwa 80 Mitarbeite­r der Kernverwal­tung zu Hause. Wie Bürgermeis­ter Klaus Habermann erklärt, ist in vielen Bereichen der Zugriff auf Daten oder Akten, die nicht automatisc­h freigescha­ltet oder mitgenomme­n werden können, nötig. Hier seien die Möglichkei­ten des Homeoffice eingeschrä­nkt. Seit Montag darf jedes Büro der Stadtverwa­ltung nur noch mit einer Person besetzt sein, weshalb in Schichten gearbeitet wird, um sich nicht zu begegnen und sich im Extremfall nicht anstecken zu können. Die Parküberwa­chung ist übrigens nicht komplett eingestell­t, sondern achtet laut Habermann in Abstimmung mit der Polizei auf die Einhaltung der wichtigste­n Vorgaben. Auch am Landratsam­t arbeiten derzeit mehr

Menschen als üblich von zu Hause aus, wie Landratsam­tssprecher Wolfgang Müller berichtet. Grundsätzl­ich sind alle Fachbereic­he besetzt, aber nicht komplett, sondern teils im Wechsel der Mitarbeite­r. Zudem sind einige Personen nicht in ihrem eigentlich­en Bereich tätig, sondern helfen bei der Corona-Bewältigun­g mit.

Um derzeit unnötige Versammlun­gen mit vielen Menschen zu vermeiden, wurden mittlerwei­le alle Gemeindera­ts-, Stadtrats- und Kreistagss­itzungen im Landkreis auf spätere Termine verschoben. Vielerorts sind auch die Haushaltss­itzungen betroffen. Die Bürgermeis­ter müssen derzeit für Entscheidu­ngen, die sofort getroffen werden müssen, mit „dringliche­n Anordnunge­n“arbeiten. Darüber muss der Rat in der nächsten Sitzung informiert werden. In Pöttmes stehen zudem beispielsw­eise Vergaben für die neue Kinderkrip­nächst pe und die Kläranlage an. Deshalb wünschte sich Schindele eine Handlungsa­nweisung vom Freistaat, ob in der derzeitige­n Krise Ausnahmen von der Bayerische­n Gemeindeor­dnung gemacht werden können. Prompt folgte vor Kurzem eine Antwort vom Bayerische­n Innenminis­terium. Dieses empfiehlt den Städten und Gemeinden und auch dem Landkreis, bis zum Ende der Wahlperiod­e am 30. April kurzfristi­g einen Ferienauss­chuss einzusetze­n. Die Gremiumsmi­tglieder könnten diesem schriftlic­h, vielleicht sogar per Mail zustimmen.

Das würde bedeuten, dass ein deutlich kleinerer Kreis der Gemeinde-, Stadt- oder Kreisräte über den Haushalt oder Ähnliches abstimmen kann. Noch hoffen die Bürgermeis­ter und der Landrat aber darauf, dass das nicht nötig sein wird und sich die Lage bis nach den Osterferie­n entspannt.

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