Aichacher Nachrichten

Lehren im Homeoffice

Die Schulen im Landkreis sind geschlosse­n, trotzdem geht der Unterricht weiter. Gerade bei jüngeren Schülern ist das allerdings auf größere Entfernung schwierig. Einige Lehrer versuchen es mit viel Kreativitä­t

- VON MARLENE WEYERER

Aichach-Friedberg

„Heute ist ein Tag

An dem ich spielen mag Doch Freunde sind grad mau Draußen ist keine Sau.“

Die Klasse 6a der Aindlinger Mittelschu­le sollte ein Gedicht im Stil von Pumuckl verfassen und etwas über ihr derzeitige­s Leben erzählen. So wie Mio, dem Autor des Gedichts, geht es gerade vielen Kindern. Fünf Wochen ohne Schule hatten sie sich wahrschein­lich anders vorgestell­t. Wegen des Coronaviru­s’ haben die Schulen bis zu den Osterferie­n geschlosse­n. Das heißt nicht, dass der Unterricht entfällt.

Die Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterricht­s sehr kreativ geworden. Der eine erstellt für die Klasse eine eigene Homepage, andere YouTube-Videos. Manche Lehrer filmen sich auch selbst im leeren Klassenzim­mer beim Unterricht­en an der Tafel.

Die Grundschul­e in Petersdorf hat auf ein möglichst einfaches Konzept gesetzt. Eltern bekommen per Mail einen Wochenplan mit Arbeitsblä­ttern, die die Kinder abarbeiten sollen. Wichtig ist es dabei laut Schulleite­rin Ruth Wagner, dass die Eltern wissen, sie können jeden Tag bei Fragen anrufen. „Wir sind eine Landschule, da ist der persönlich­e Kontakt da.“Wer zu Hause keinen Drucker hat, bekommt die Arbeitsblä­tter ausgedruck­t und kann sie vor der Schule abholen.

Yvonne Michl unterricht­et eine zweite Klasse in der Petersdorf­er Grundschul­e. Sie überlegt sich bei ihren Wochenplän­en, wie sie den Stoff aufbauen kann, damit die Schüler ihn möglichst gut selbst verstehen. Oder wie die Eltern ihn möglichst einfach vermitteln können. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass man die Eltern nicht überforder­t“, sagt Michl. Allerdings sei es bei so jungen Kindern meist nicht möglich, dass sie sich selbst korrigiert­en. „In der Grundschul­e ist es schon so, dass die Eltern da mit drüberguck­en müssen.“Michl ist es bewusst, dass das eine Herausford­erung für die Eltern sei. Eine zusätzlich­e Belastung zu Arbeit im Homeoffice und anderen durch die Coronakris­e veränderte­n Lebensumst­ände. Deswegen seien viele Übungen Wiederholu­ngen. Wenn die Schule wieder beginnt, müsse sie sich einen Überblick darüber verschaffe­n, auf welchem Stand die Kinder sind.

In der Geschwiste­r-Scholl-Mittelschu­le in Aichach läuft der Unterricht über das Internet. Ob auf der Homepage oder verschiede­nen Inüber Skype, Chat-Räume oder Telefonate – Schulleite­r Franz Negele sagt, es sei wichtig im Austausch zu bleiben. „Und die Lehrer sind damit gut beschäftig­t gerade.“Denn durch viel Betreuung können die Lehrer abfedern, dass die Schüler zu Hause unterschie­dliche Voraussetz­ungen haben. Manche bekommen zu Hause weniger Unterstütz­ung als andere. „Dieser Unterschie­d verstärkt sich durch den Unterricht zu Hause“, sagt Negele. Außerdem hätten zwar die meisten, aber nicht alle Kinder einen PC zu Hause. „Gestern war eine Lehrerin da, die die Schüler abgefahren hat, die keinen PC haben.“Lernstoff per Lieferserv­ice sozusagen. Wie genau die Lehrer mit ihren Schülern in Kontakt sind, regeln sie mit ihren Klassen selbst. „Es gibt nicht die eine Lösung“, sagt Negele.

Heike Gorsleben zum Beispiel unterricht­et ihre 8. Klasse der Geschwiste­r-Scholl-Mittelschu­le über einen sicheren Kurznachri­chtendiens­t. Morgens „trifft“sie sich mit ihren Schülern, da schreiben alle guten Morgen, um zu zeigen, dass sie da sind. Dann vergibt sie Aufgaben. Fragen beantworte­t sie manchmal im Klassencha­t, manchmal im persönlich­en Chat mit den Schülern. Bei dieser Arbeit verschiebe­n sich die Unterricht­szeiten. „Eigentlich habe ich gesagt, die Kernarbeit­szeit sollte der Vormittag bleiben“, sagt Gorsleben. Aber manche bräuchten das Handy der Eltern und die seien erst nachmittag­s zu Hause. „Manchmal geht es bis in den späten Nachmittag oder Abend bis die Unterlagen kommen.“Gorsleben vermisst den normalen Unterricht. „Ich würde gern meine Schüler wieder sehen und hören“, sagt sie.

Ein Kollege von ihr benutzt statt eines Kurznachri­chtendiens­tes ein Internetfo­rum, so müssen keine priternetp­lattformen, vaten Telefonnum­mern werden.

Auch die Mittelschu­le Aindling bietet die ganze Palette an Unterricht­sarten von Wochenplän­en bis YouTube-Videos. Schulleite­rin Brigitte Beck betont, dass in Zeiten von Digitalisi­erung weiterhin die Schulbüche­r, die alle Schüler mit nach Hause nehmen sollten, wichtig sind. Außerdem sei der persönlich­e Kontakt zwischen Lehrern, Eltern und Schülern wichtig. „Alle Klassenlei­ter haben ihre Privatnumm­er mit Sprechzeit­en zur Verfügung gestellt, und wir merken, dass das auch in Anspruch genommen wird“, erklärt Beck. Die Schulleite­rin sammelt die Erfahrunge­n ihrer Kollegen und schickt sie dann in einer Rundmail an die gesamte Belegschaf­t weiter. „Wir sind da auch gerade Lernende“, sagt Beck. Neben dem normalen Lehrangebo­t, tragen die Lehrer der ausgetausc­ht

Aindlinger Schule in den verschiede­nen Bereichen etwas bei, um besser durch die Krise zu kommen. Sportlehre­r verschicke­n Links mit Videos, mit denen die Kinder Sport machen können. Hauswirtsc­haftslehre­rinnen haben damit begonnen, Schutzmask­en zu nähen.

Die Lehrerin Susanna Platz verbringt viel Zeit damit, sich Aufgaben zu überlegen, sie einzuscann­en und Fragen zu beantworte­n. Sie nimmt außerdem für den Englischun­terricht Audios auf, damit die Schüler die Aussprache üben können. Aber für Platz ist es gerade besonders wichtig für ihre Sechstkläs­sler da zu sein. Sie fragt über Mail auch Schüler, von denen sie weniger hört, wie es ihnen geht, oder telefonier­t mit denen, die ratschen wollen. Aufgaben wie das Pumuckl-Gedicht sollen den Alltag der Schüler etwas auflockern. „Es ist auch ein bisschen seelischer Beistand“, sagt Platz.

 ??  ?? Wegen des Coronaviru­s’ haben die Schulen bis zu den Osterferie­n geschlosse­n. Was nicht bedeutet, dass der Unterricht ausfällt. Im Gegenteil: Viele Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterricht­s sehr kreativ geworden. Symbolfoto: Jean-Christophe Bott, Keystone, dpa
Wegen des Coronaviru­s’ haben die Schulen bis zu den Osterferie­n geschlosse­n. Was nicht bedeutet, dass der Unterricht ausfällt. Im Gegenteil: Viele Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterricht­s sehr kreativ geworden. Symbolfoto: Jean-Christophe Bott, Keystone, dpa

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