Aichacher Nachrichten

Corona: Zwei Tote in Heim

Zwei Bewohnerin­nen (86 und 91) der Aichacher Einrichtun­g sind positiv getestet. Es gibt noch mehr Infizierte

- VON CARMEN JUNG

Zwei Bewohnerin­nen (86 und 91) des Aichacher AWO-Heims sind positiv getestet worden und nun verstorben. Es gibt noch mehr Infizierte.

Aichach Die Corona-Pandemie hat das Heim der Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) in Aichach mit voller Wucht getroffen. Die AWO Schwaben teilte am Mittwochvo­rmittag mit, dass zwei Bewohnerin­nen des Aichacher Seniorenhe­imes gestorben sind. Die Todesfälle stehen „wohl im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie“. Es handelt sich um zwei Frauen im Alter von 86 und 91 Jahren. Das Gesundheit­samt hat erste Maßnahmen angeordnet, um die weitere Ausbreitun­g des Virus im Heim zu verhindern. Doch die Behörde befürchtet, dass es noch mehr Erkrankte werden könnten.

Laut Mitteilung der AWO waren bereits am Montag vier Bewohner getestet worden. Sie hatten unterschie­dliche Erkältungs­symptome gezeigt. Am Dienstag dann die Gewissheit: Alle vier Tests waren positiv. Am gleichen Tag wurde eine bis dahin unauffälli­ge 91-jährige Bewohnerin mit akuter Atemnot ins Krankenhau­s gebracht. Sie sei dort an den Symptomen gestorben, so die AWO. Ein Test zeigte im Nachhinein, dass auch sie das Virus trug. Das gab Gesundheit­samtsleite­r Dr. Friedrich Pürner am Mittag bei einem Pressegesp­räch im Landratsam­t bekannt. Er betonte aber, es sei nicht klar, ob beide „mit oder an Covid-19“gestorben seien.

Die 86-Jährige starb in der Nacht zum Mittwoch im Heim. Sie war positiv getestet. Stand Mittwochmi­ttag gab es im AWO-Heim vier infizierte Bewohner. Es ist nicht auszuschli­eßen, dass auch Mitarbeite­r betroffen sind. Wie Dieter Egger, Vorstandsv­orsitzende­r der AWO Schwaben, auf Anfrage mitteilte, gelten elf der 50 Pflege-Mitarbeite­r als Verdachtsf­älle. Sie weisen Symptome auf und wurden getestet. Ein Ergebnis lag zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Redaktion noch nicht vor. Insgesamt sind laut Pürner 16 Kontaktper­sonen ermittelt.

Wie das Virus in das Heim gelangt ist, ist völlig unklar. Die Ermittlung sei mühselig, sagte Pürner. Spekulatio­nen würden nur zur Verunsiche­rung beitragen. Dieter Egger sagte dazu: „Es ist fraglich, ob man das jemals herausfind­et.“Bei der Arbeiterwo­hlfahrt und bei den Mitarbeite­rn des Hauses herrscht große Betroffenh­eit. „Es tut uns wirklich außerorden­tlich leid um die beiden Menschen“, wird Heimleiter Dieter Geßler in der Pressemitt­eilung zitiert.

Landrat Klaus Metzger und der Gesundheit­samtschef räumten ein, dass nun genau der Fall eingetrete­n sei, vor dem man sich gefürchtet habe, auch wenn damit zu rechnen war. „Keiner wünscht sich das (...) umso wichtiger ist es jetzt, dass wir unsere Arbeit machen“, so Pürner. Dazu gehörten erste Anordnunge­n für das Heim. Die Kooperatio­nsbereitsc­haft bezeichnet­e er als gut.

Zu den Maßnahmen gehört es, die infizierte­n Bewohner auf einer Station zu isolieren. Denkbar ist laut Pürner bei einer weiteren Ausbreitun­g eine sogenannte „KohortenIs­olierung“in einzelnen Zimmern, also die Zusammenle­gung von Erkrankten. Für die Infizierte­n sind immer die gleichen Mitarbeite­r zuständig. Sie tragen adäquate Schutzausr­üstung. Mundschutz­pflicht gilt zudem für alle Mitarbeite­r und Bewohner. Letztere dürfen die Masken nur in ihren Zimmern ablegen.

Die Umsetzung ist eine Herausford­erung für das Heim mit seinen knapp 90 Bewohnern. Laut Egger konnte keine komplette Station freigeräum­t werden. Freie Kapazitäte­n gibt es nicht. So hat die AWO die Infizierte­n auf eine Station mit rund 20 Betten konzentrie­rt. „Sie sind in ihren Zimmern isoliert“, versichert Egger. Lediglich ein Betroffene­r habe aus gesundheit­lichen Gründen nicht verlegt werden können.

Die AWO verweist darauf, dass sie bereits zu Beginn der Infektions­welle Schutzmaßn­ahmen eingeleite­t habe. Seit 12. März galten demnach Besuchsein­schränkung­en in allen 24

AWO-Heimen in Schwaben. Egger bedauert, dass offiziell Schließung­en und Besuchsver­bote „erst zögerlich und nacheinand­er nur lokal durch örtliche Behörden“erfolgt seien.

Dass das Aichacher Heim einem Verband angehört, ist ein Vorteil. Die Versorgung mit Schutzausr­üstung und Personal ist gesichert, weil sich die AWO-Häuser gegenseiti­g aushelfen. Egger hebt hervor, „mit welchem Engagement unsere Leute arbeiten“. Die Solidaritä­t sei enorm, auch wenn jeder angespannt sei. „Ich glaube jetzt wird allen klar, wie wichtig die Menschen in der Pflege sind“, so Egger.

Anlaufstel­le Angehörige, die Hilfe suchen, können sich ans Bürgertele­fon, 08251/92-444, wenden.

 ?? Foto: Erich Echter ?? Vier Bewohner des AWO-Seniorenhe­imes in Aichach sind mit dem Coronaviru­s infiziert. Zwei weitere, positiv getestete, Seniorinne­n sind bereits gestorben. Die Einrichtun­g, die derzeit einen Neubau vorbereite­t (rechts), versucht gemeinsam mit dem Gesundheit­samt, eine weitere Ausbreitun­g zu verhindern.
Foto: Erich Echter Vier Bewohner des AWO-Seniorenhe­imes in Aichach sind mit dem Coronaviru­s infiziert. Zwei weitere, positiv getestete, Seniorinne­n sind bereits gestorben. Die Einrichtun­g, die derzeit einen Neubau vorbereite­t (rechts), versucht gemeinsam mit dem Gesundheit­samt, eine weitere Ausbreitun­g zu verhindern.

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