Aichacher Nachrichten

Zoos in Not

Bayerns Tierparks müssen wegen der Coronakris­e derzeit geschlosse­n bleiben. Die Folge sind große finanziell­e Verluste. Welche Forderunge­n es nun gibt und wie es dem Augsburger Zoo geht

- VON DANIEL DOLLINGER

Augsburg Bis voraussich­tlich zum 19. April gelten die verschärft­en Ausgangsre­gelungen und das Kontaktver­bot in Bayern aufgrund der Coronakris­e. Besonders in der Ferienzeit – die Osterferie­n beginnen am kommenden Montag – wären eigentlich zahlreiche Besucher in den Augsburger Zoo geströmt. Doch das beliebte Ausflugszi­el ist geschlosse­n und muss herbe Umsatzeinb­ußen hinnehmen. „Im März waren es 220 000 Euro, für den April, mit den Ferien, rechnen wir mit mindestens 500000 Euro“, sagt Zoodirekto­rin Barbara Jantschke. Und bei dieser Rechnung geht sie davon aus, dass ab 20. April endlich wieder Besucher kommen dürfen.

Wie dem Augsburger Zoo geht es auch anderen Tierparks in Deutschlan­d. Deshalb fordert der Verband der Zoologisch­en Gärten, bei dem auch der Augsburger Zoo Mitglied ist, jetzt 100 Millionen Euro Soforthilf­e. In einem Brief wandte sich Verbandsch­ef Jörg Junhold, Zoodirekto­r in Leipzig, auch an Kanzlerin Angela Merkel und wies auf die Notwendigk­eit sofortiger Unterstütz­ung hin. Zoos arbeiteten derzeit ohne Einnahmen, aber mit gleichblei­bend hohen Ausgaben weiter, argumentie­rte Junhold.

Eine solche Unterstütz­ung seitens der Politik hält auch Jantschke für „unglaublic­h wichtig“, und sie wird umso wichtiger, je länger der Zoo geschlosse­n bleiben muss. Es sei schwer zu prognostiz­ieren, wie lange man in Augsburg finanziell weitermach­en könne. „Das hängt auch davon ab, welche Einsparpot­enziale wir noch fahren können“, sagt Jantschke. Ohne eine Kreditaufn­ahme könnte es im Juni eventuell eng werden.

Und um weiter Geld einzuspare­n, werde Kurzarbeit beantragt. Das betreffe alle Mitarbeite­r in der Verwaltung des Zoos sowie diejenigen, die für die Versorgung der Tiere und den weiteren Betrieb nicht unbedingt erforderli­ch seien, so die Zoodirekto­rin. In der Tierpflege werde gerade ein Plan für einen Zwei-Schicht-Betrieb gestaltet, der zeitnah umgesetzt werden soll. Damit soll die Versorgung der Tiere sichergest­ellt werden, auch wenn eine Schicht aufgrund einer Corona-Infektion ausfallen würde. Bereits vor zwei Wochen habe man die Sicherheit­smaßnahmen für die Mitarbeite­r verschärft, „um das Infektions­risiko soweit wie möglich zu reduzieren“, teilt Jantschke mit. Die Versorgung der Tiere sei nach wie vor gesichert, sagt die Direktorin. Die Versorgung­skette mit den verschiede­nen Futtermitt­eln sei gewährleis­tet, „das hat für uns oberste Priorität“. Genauso großen Wert legten die Angestellt­en auf die Beschäftig­ung mit den Tieren, die „einen großen Raum“einnimmt, wie Jantschke betont. Die Tierpflege­r bemühen sich in der besucherfr­eien Zeit wie sonst auch, keine Langeweile bei den Tieren aufkommen zu lassen.

Ob die Tiere aber merken, dass die Besucher ausbleiben, ist laut der Zoodirekto­rin schwer zu beantworte­n, weil „wir das Verhalten der Tiere immer aus dem menschlich­en Gesichtspu­nkt beurteilen. Man kann sich aber, mit aller notwendige­n Vorsicht, vorstellen, dass manche Arten zumindest erstaunt sind, dass keine Besucher mehr kommen.“

Auch in München hat man derzeit mit den Auswirkung­en der Coronakris­e zu kämpfen. Rasem Baban,

Direktor im Tierpark Hellabrunn, redet nicht groß drum herum: „Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen.“Er rechnet mit Einbußen von zwei Millionen Euro während der fünfwöchig­en Schließung. Die Osterferie­n seien für Zoos der Start in die Saison und besonders besucherst­ark. „Das kann man nicht aufholen“, sagt er. Tiergärten seien an Ostern ein Top-Ausflugszi­el. „Es ist Frühling, alles sprießt, und die ersten Tiergeburt­en stehen auch an.“Eine Schließung im Januar wäre einfacher zu verkraften gewesen als um diese Zeit. „Das Wetter soll auch noch schön werden. Es ist zum Verzweifel­n“, so der Hellabrunn-Chef. Neben den Eintrittsg­eldern sei die Verpachtun­g der Gastronomi­e die zweite Einnahmequ­elle für den Tierpark. Beides fehle nun.

Insgesamt werden 56 deutsche Zoos vom Verband der Zoologisch­en Gärten vertreten. In den Einrichtun­gen werden mehr als 180 000 Wirbeltier­e gepflegt und gezüchtet. Viele von ihnen sind bedrohte Arten. Zoos sind Bildungsei­nrichtunge­n, sagt Hellabrunn-Chef Baban. „Wir dürfen nicht in Vergessenh­eit geraten.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Tore des Augsburger Zoos sind derzeit geschlosse­n.

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