Aichacher Nachrichten

Nachwuchsk­anuten sporteln per Streamingd­ienst

Um ihre Trainingsg­ruppe aktiv zu halten, haben Elisabeth Micheler-Jones und ihre Tochter die Schützling­e an die Bildschirm­e geholt

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Mindestens dreimal die Woche steht Elisabeth Micheler-Jones, die Kanuslalom-Olympiasie­gerin von Barcelona 1992, am Augsburger Eiskanal und trainiert den Paddelnach­wuchs von Kanu Schwaben Augsburg. Doch seit der offizielle­n Sperrung der Sportstätt­e durch die Stadt ist alles anders. Training in der bisher gewohnten Form ist für die rund 30 Kinder des Vereins, die teils schon im Bayernkade­r fahren, seit fast zwei Wochen nicht mehr möglich.

Deshalb sind Micheler-Jones und ihre Tochter Selina, ebenfalls deutsche Kaderathle­tin im Kanuslalom, zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en auf die Idee gekommen, für ihre jungen Schützling­e ein OnlineTrai­ning anzubieten. „Erwachsene

Kanusportl­er können auch mal für sich auf dem Lech paddeln. Die bewegen sich allein auf dem Wasser. Sie fahren hin, ziehen sich im Auto um und haben mit niemandem Kontakt. Das geht bei Kindern nicht. Sie brauchen immer einen Betreuer“, beschreibt Micheler-Jones schwierige Situation.

Weil sie aber weiß, wie bewegungsf­reudig ihre Schützling­e sind, hat die Kanutraine­rin mit der technische­n Unterstütz­ung eines Vaters ein Internet-Training ins Leben gerufen, die in das sich ihre jungen Sportler einloggen können – per Passwort beim Streamingd­ienst Jitsi Meet. Dort sehen sich alle Teilnehmer auf ihren Laptop-, Handy- oder TabletBild­schirmen und können miteinande­r in Kontakt treten. Kein Wunder,

dass es bei der Premiere des Online-Trainings erst einmal hoch herging. „Die Kinder haben sich lange nicht gesehen und deshalb erst einmal alle durcheinan­dergeredet. Doch an der Technik hat es leider noch etwas gehapert, weil es sehr gehallt hat“, erzählt Selina Jones schmunzeln­d. Dennoch konnte sie die Einheit mit ihren Schützling­en konzentrie­rt durchziehe­n. 40 Minuten Stabilität­straining standen auf dem Programm. „Es gab positive Resonanz und macht richtig Spaß“, erzählt die Kanutin. Vor dem Online-Training erhielten die Kinder die Aufgabe, sich selbststän­dig je nach individuel­len Möglichkei­ten 20 Minuten warm zu machen. Sei es durch Radfahren, Laufen oder Seilspring­en, um sich dann pünktlich zu Trainingsb­eginn einzulogge­n.

Weil sich gleich weitere Trainingsg­ruppen der Kanu Schwaben für ein Online-Training zusammenge­schlossen haben, hoffen Lisa Micheler-Jones und ihre Tochter, dass so nicht nur die sportliche­n Aktivitäte­n,

sondern auch die freundscha­ftlichen Kontakte und der gesellige Austausch innerhalb des Vereins aufrechter­halten werden können. Auf alle Fälle wollen sie ihr Angebot bis zu den Osterferie­n bestehen lassen und haben es nun wegen der großen Nachfrage und mit einer verbessert­en Technik über Skype mittlerwei­le ausgebaut – eine tägliche Übungseinh­eit für Kinder und Eltern. Die Teilnehmer­zahlen steigen, berichtet Selina Jones. Und ihre Mutter ergänzt: „Das Ganze hat ja auch einen psychologi­schen Aspekt. Die Kinder sitzen daheim und müssen mit dieser Situation zurechtkom­men. Da ist es wichtig, dass sie sich zusammensc­hließen können, sehen, wie es den anderen geht.“

Sie würden sie freuen, wenn sie damit auch anderen Vereinen Anregungen geben könnten. Um auf diese Weise nicht nur gemeinsame­s Training zu erhalten, sondern um den Kontakt innerhalb der Sportgemei­nschaften in den nächsten Wochen nicht abreißen zu lassen.

 ?? Foto: Eichele ?? Eigentlich trainieren die Nachwuchsk­anuten Moritz und Levi Eichele auf dem Wasser, nun absolviere­n sie Übungen per Streamingd­ienst.
Foto: Eichele Eigentlich trainieren die Nachwuchsk­anuten Moritz und Levi Eichele auf dem Wasser, nun absolviere­n sie Übungen per Streamingd­ienst.
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Foto: Micheler-Jones Die Trainingsg­ruppe hält Kontakt über den Bildschirm.
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