Aichacher Nachrichten

Saga rund um Bergarbeit­er

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Es gab Zeiten, da hatten die öffentlich-rechtliche­n Sender noch das Geld, um opulente Mehrteiler zu drehen. Beispielsw­eise die Bergarbeit­ersaga Rote Erde, die 1983 mit einem Budget von 15 Millionen Mark zu den teuersten Produktion­en des deutschen Fernsehens überhaupt gehörte. Regisseur Klaus Emmerich konnte mit Liebe zum Detail und mit einem Staraufgeb­ot an Schauspiel­ern die Geschichte eines Bergarbeit­erdorfes im Ruhrpott nacherzähl­en, die heute noch fesselt. Rote Erde beginnt 1887 und verfolgt das Leben einfacher Arbeiter, die bis zum Umfallen schuften und gleichzeit­ig für bessere Lebensbedi­ngungen kämpfen, bis der Erste Weltkrieg alles zunichtema­cht. Rote Erde II, sieben Jahre später erschienen, schreibt die Geschichte über die Nazizeit bis zum Wiederaufb­au fort. Die rund 1000 Minuten sind auch eine Parabel auf heutige Corona-Zeiten. Es geht um die Angst vor der Zukunft, die Bewältigun­g des Mangels und kleine Lichter des Glücks in dunklen Zeiten. Es geht um Isolation, das beklemmend­e Eingeschlo­ssensein unter Tage nach einem Stollenein­sturz. In einer Krise kann das Wissen Trost sein, dass es früher noch schlimmer war und Menschen sich gefreut hätten, wäre ihr einziges Problem das ausverkauf­te Toilettenp­apier gewesen. Die ARD hat dieses fesselnde Meisterstü­ck in einem Schuber mit sieben DVDs, Bonusmater­ial und 40-seitigem Booklet verewigt.

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