Aichacher Nachrichten

Die Lokalhelde­n holen Hilfe im Internet

Mit Hilfe einer Finanzieru­ngs-Kampagne im Netz hat Mona Ridder vor über sechs Jahren ihr Geschäft im Bismarckvi­ertel eröffnet. In Zeiten von Corona nutzt sie diesen Weg wieder. Dieses Mal, um den Laden zu erhalten

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Lokalhelde­n sind ein Hofladen mitten in der Stadt. In dem Geschäft in der Bismarckst­raße gibt es Gemüse von Bio-Bauern aus der Region, daneben werden saisonale vegetarisc­he und vegane Gerichte angeboten, die dort täglich zubereitet werden. Mona Ridder hat sich vor über sechs Jahren den Traum von diesem eigenen Laden erfüllt.

Damals konnte sie den Schritt mithilfe einer Crowdfundi­ng-Kampagne im Internet wagen: Knapp 7300 Euro sammelte sie damals auf diesem Weg ein. Sie wurde so von Familie und Freunden, aber auch von Menschen unterstütz­t, die einfach an ihr Konzept glaubten. In der vergangene­n Woche hat sie aufgrund der Coronakris­e wieder eine Kampagne auf der Internetpl­attform Startnext gestartet. Der Grund: die Sicherung der Löhne ihrer Mitarbeite­rinnen sowie weitere finanziell­e Mittel für Mietkosten und laufende Rechnungen. „Im März haben wir noch volle Kosten, aber nur den halben Umsatz. Da kommt man schnell an seine Grenzen“, sagt Mona Ridder. Viel länger als einen Monat könnte sie den Umsatzeinb­ruch finanziell nicht ausgleiche­n.

Für April wurden Bestellung­en und Personalko­sten herunterge­fahren, die Ausgaben sind dennoch hoch. „Wir haben im Team miteinande­r gesprochen, wer sich in welchem Umfang einschränk­en kann und wer den Lohn am dringendst­en braucht“, berichtet Mona Ridder. Ihr Geschäft zählt inzwischen zehn Mitarbeite­r – fünf Festangest­ellte und fünf Mini-Jobberinne­n.

Sie führen den Betrieb fort – allerdings unter anderen Voraussetz­ungen. Der Verkauf ist nach wie vor im Laden möglich, seit einigen

Tagen liefern sie aber auch ihre Waren mit ihrem Lastenrad im Bismarckvi­ertel kostenlos aus. „Das wird bislang überschaub­ar angenommen, aber immerhin“, sagt Mona Ridder. Das Zugpferd der Lokalhelde­n – der Mittagstis­ch – wird seit den Ausgangsbe­schränkung­en viel weniger nachgefrag­t. Waren es sonst an guten Tagen zwischen 60 und 80 Mittagesse­n, die in dem kleinen Laden geordert wurden, werden jetzt etwa 15 abgeholt. Trotz des Einsatzes aller Mitarbeite­r und der Unterstütz­ung ihrer Stammkunde­n würden die Einnahmen bei Weitem nicht reichen.

Im Internet gibt es aber bereits über 90 Unterstütz­er mit über 6700 Euro an Spenden und dem Einkauf von Dankeschön-Artikeln. Für 25 Euro gibt es beispielsw­eise eine Tüte handgemach­te, vegane Kekse oder eine bunt gemischte Gemüsekist­e

mit Rezept. Es gibt Gutscheine oder auch Frühstück oder Mittagesse­n, die virtuell schon einmal gebucht werden können.

„Es ist eine tolle Möglichkei­t, uns zu unterstütz­en und auch etwas dafür zu bekommen“, sagt die 37-Jährige. Denn nur um Hilfe bitten will sie auch nicht. Sie ist gerührt, dass bereits innerhalb weniger Tage so viel Geld zusammenge­kommen ist. „Die Gesellscha­ft rückt in solchen

Zeiten zusammen.“Die Kampagne läuft noch etwa drei Wochen im Internet. Auf der einen Seite hofft Mona Ridder, dass sie nicht mehr allzu lange darauf warten muss, um den regulären Betrieb aufnehmen zu können. Auf der anderen Seite könne sie auch nicht viel länger auf diese Geldspritz­e warten. „Das Geld muss dann schnell da sein, damit wir auch im April unsere laufenden Kosten decken können“, sagt sie.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Das Coronaviru­s hat in der Geschäftsw­elt viel verändert: Nadine Bauer liefert mit dem Lastenrad jetzt Lebensmitt­el im Bismarckvi­ertel aus.

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