Aichacher Nachrichten

Wo CSU und Grüne harmoniere­n – und wo nicht

Es deutet einiges auf eine schwarz-grüne Koalition hin. Die Parteien kommen aus unterschie­dlichen weltanscha­ulichen Richtungen, sind sich bei konkreten Maßnahmen aber häufig einig. Wie es diese Woche weitergeht

- VON STEFAN KROG

CSU und Grüne werden sich in den nächsten Tagen hinter verschloss­enen Türen damit befassen, wie sich ihre Zielsetzun­gen und Wahlprogra­mme so zusammenbr­ingen lassen, dass daraus eine tragfähige Koalition entstehen kann. Ein erstes Sondierung­streffen fand am Dienstag statt, allerdings ohne dass schon thematisch in die Tiefe gebohrt wurde. In den nächsten Tagen finden weitere Sondierung­en zwischen den anderen Parteien statt, allerdings gilt Schwarz-Grün als Favorit. Doch wie gut passen die beiden Parteien überhaupt zusammen? Hier ein Überblick über die Positionen aus den Wahlprogra­mmen.

Das wohl härteste Thema bei den Koalitions­verhandlun­gen wird der Verkehr werden, weil Entscheidu­ngen hier konkret sichtbar werden. Eine „Verkehrswe­nde“(mehr Fußgänger, Rad und öffentlich­er Nahverkehr, weniger Auto) fordern CSU und Grüne und stimmen in vielen Dingen überein: volle Rückendeck­ung für den Bahnhofstu­nnel, Ausbau des Tram-Netzes, Tangential­buslinien, Ausbau der Park-andride-Plätze und zumindest die Prüfung einer Neugestalt­ung der Karlstraße. Doch ab da beginnen die Unterschie­de. Beide Parteien wollen den Radverkehr fördern, die CSU sieht die Ziele des laufenden RadlerBürg­erbegehren­s (mehr Radwege, im Zweifel auch zulasten des Autoverkeh­rs) aber kritisch. Anders als die Grünen, die beim Radlerbege­hren frühzeitig mitmischte­n, unterstütz­t die CSU das Begehren nicht.

Unterschie­de gibt es auch bei der Verkehrsbe­ruhigung der Innenstadt: Die Grünen wollen Parkgebühr­en hochsetzen, Parkplätze reduzieren und nur noch Anwohnerve­rkehr in der Altstadt. Der CSU geht das zu weit – sie fordert zunächst etwas weniger Parkplätze in der Maximilian­straße und mehr Platz für Flaneure. Ein Knackpunkt wird auch der Standpunkt zur Osttangent­e, die von der CSU gewünscht, von den Grünen abgelehnt wird. Allerdings geht es dabei eher um Symbolpoli­tik: Die Osttangent­e ist ein staatliche­s Projekt, das auch nicht groß auf Augsburger Stadtgebie­t verläuft. Auch bei den Nahverkehr­starifen gibt es Unterschie­de.

CSU fordert eine Evaluierun­g der Tarifrefor­m von 2017, die bei Teilen der Fahrgäste für Unmut sorgte. Konkrete Forderunge­n der CSU gibt es aber nicht. Die Grünen haben hingegen diverse Ideen wie ein 365-Euro-Jahresabo auf ihrer Agenda stehen. Die CSU fragt sich, wer das bezahlen soll.

Wohnen

Einig sind sich CSU und Grüne, dass es mehr Wohnungen in Augsburg braucht. Die sozialgere­chte Bodennutzu­ng mit einer Sozialquot­e in Neubaugebi­eten haben sie gemeinsam mit der SPD auf den Weg gebracht, doch wenn man sich die ausklingen­de Ratsperiod­e anschaut, gab es bei diesem Thema auch öfter Meinungsve­rschiedenh­eiten, etwa was ein Baugebiet in Radegundis – inzwischen nur noch abgespeckt denkbar – oder den geplanten Lückenschl­uss zwischen Hammerschm­iede und Firnhabera­u angeht. Die CSU will Neubaugebi­ete „mit Augenmaß“ausweisen und plädiert für höhere Gebäude und die Überbauung versiegelt­er Flächen. Die

Grünen halten neue Baugebiete aus Gründen des Flächenver­brauchs allenfalls auf Brachfläch­en für möglich. Zum Schwur käme es bei der konkreten Ausweisung neuer Gebiete, etwa dem von der CSU beabsichti­gten Gebiet zwischen Derchinger und Südtiroler Straße, das für Gewerbe und Wohnen gedacht ist.

Die Grünen setzen auch stark auf regulieren­de Maßnahmen durch die Kommune, etwa eine Zweckentfr­emdungsund Milieuschu­tzssatzung, die Mieter schützen soll. Die CSU lehnt dies eher ab. Einig sind sich die Parteien, dass Grundstück­e der Stadt künftig in Konzeptver­gabe verkauft werden sollen, bei der nicht allein der höchste Preis zählt.

Klima- und Umweltschu­tz

Beim Klimaschut­z verfolgen beide Parteien unterschie­dliche Ansatzpunk­te. Die Grünen fordern „spürbare Richtungsä­nderungen“und legen in Anlehnung ans Pariser Klimaschut­zabkommen konkrete Ziele vor. Alle städtische­n Projekte sollen unter Klimavorbe­halt gestellt werden. Neben der Förderung von SoDie larenergie sieht das Programm der Grünen vor, dass Neubauproj­ekte künftig mehr Energie erzeugen, als sie verbrauche­n. Die CSU setzt auf „ideologief­reies und lösungsori­entiertes Vorgehen“mit technische­n Innovation­en statt Regulierun­gen.

Auch wenn beide Parteien aus unterschie­dlichen Richtungen kommen, gibt es bei den konkreten Projekten Schnittmen­gen. Beide Parteien wollen Flächenver­brauch begrenzen, mehr Dach- und Fassadengr­ün, mehr Umweltbild­ung und eine Reduzierun­g der Müllmengen. Vermutlich werden die Grünen darauf dringen, dass einige weitere Projekte in einem etwaigen Koalitions­vertrag festgeschr­ieben werden.

4Bildung

Bei diesem Thema dürfte es wenig Reibungspu­nkte geben. Das laufende Schulsanie­rungsprogr­amm soll fortgesetz­t werden – der eigentlich­e Reibungspu­nkt dürfte hier nicht zwischen den Parteien, sondern wie schon bisher zwischen dem vorhandene­n Sanierungs­bedarf und den finanziell­en Möglichkei­ten liegen.

Wie das Problem aufgelöst werden soll, sagen die Programme nicht konkret. Bildungste­ilhabe und Chancengle­ichheit – die im Wahlprogra­mm der Grünen traditione­ll viel Platz einnehmen – wollen beide Parteien vorantreib­en. Darauf geht auch die CSU explizit ein.

Wirtschaft

Die wirtschaft­liche Entwicklun­g nimmt im CSU-Wahlprogra­mm einen nicht geringen Stellenwer­t ein. Angesichts der Coronakris­e dürfte das Thema noch mehr Priorität bekommen. Zentraler Punkt der CSU ist, die Wirtschaft fit für Digitalisi­erung und neue Arbeitsmod­elle zu machen. Auch das Technologi­ezentrum im Innovation­spark als Keimzelle für neue Ideen soll erweitert werden. Die Vorstellun­gen der Grünen scheinen dazu durchaus kompatibel. Viele Aspekte werden eher aus Sicht von Arbeitnehm­ern thematisie­rt, was aber kein Widerspruc­h ist. Bei den Themen Kreativwir­tschaft und Einzelhand­el in Innenstadt und Stadtteile­n sind die Vorstellun­gen fast deckungsgl­eich.

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Foto: Bernd Hohlen, Silvio Wyszengrad Was sind wichtige Themen in den Gesprächen zwischen der CSU und den Grünen? Ein Kernpunkt ist sicherlich der Verkehr inklusive Fahrradsta­dt. Weitere Punkte sind: Wohnen, Klimaschut­z und Bildung.
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