Tausende lassen sich für Lisa typisieren Seite 31
Über 3100 potenzielle Stammzellenspender für junge Frau sind registriert. Der 22-Jährigen geht es nach Transplantation langsam besser
Pöttmes/Augsburg Wegen eines entzündeten Fingers und der Sorge vor einer Blutvergiftung ging sie im Oktober zum Arzt. Doch die Diagnose für die damals 21-jährige Lisa aus Pöttmes (Landkreis Aichach-Friedberg) war viel schlimmer: Leukämie. Danach ging alles ganz schnell. Ein örtliches Helferteam stellte mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) in nur einem Monat eine Typisierungsaktion in Pöttmes für Lisa und andere Betroffene auf die Beine (wir berichteten).
Unter anderem über soziale Netzwerke verbreitete sich der Aufruf rasend schnell in der Region. 1462 Menschen ließen sich am ersten Adventswochenende als potenzielle Stammzellenspender registrieren. Sie kamen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Stadt und Landkreis Augsburg, den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Dachau. Inzwischen steht fest: Alleine aus diesem Gebiet stießen seit Beginn des Typisierungsaufrufs für Lisa insgesamt 3100 Typisierte bei der DKMS dazu – weil sie sich entweder vor Ort oder auf dem Postweg registrieren ließen. Denn auch das geht: Wer bei der DKMS ein Registrierungsset anfordert, bekommt Wattestäbchen zugeschickt, mit denen er lediglich Abstriche von seiner Wangenschleimhaut nehmen muss. Anschließend schickt er das Set mit den Wattestäbchen zurück.
Über die genannte Region hinaus waren viele weitere Menschen, beispielsweise aus Günzburg oder Regensburg, bei der Typisierungsaktion dabei oder registrierten sich per Post. Weil jede Registrierung eines Stammzellenspenders die DKMS 35 Euro kostet, halfen viele Unterstützer auch mit Geld: Mit den Spenden vom Aktionstag kamen nach Angaben der DKMS insgesamt 91000 Euro zusammen. 2600 Typisierungen können damit bezahlt werden.
Lisa bekam am Ende Hilfe aus der eigenen Familie. Weil ihr Bruder nicht als Stammzellenspender infrage kam und auch in den weltweiten Suchläufen kein passender Spender zu finden war, wurden ihr eine Woche vor Weihnachten Stammzellen
ihres Vaters transplantiert. Mittlerweile steht fest, dass die Transplantation erfolgreich war: Lisas Mama, Johanna Hross, berichtete kürzlich auf Anfrage unserer Redaktion, dass die transplantierten Stammzellen zu 100 Prozent angewachsen seien. Neue Krebszellen seien nicht in Sicht. „Heilfroh“sei die Familie über diese erlösende Nachricht gewesen.
Auch Lisas Papa, Harald Hross, war erleichtert: „Ich bin froh und glücklich, dass zumindest ich Lisa helfen konnte und dass die Spende trotz des erhöhten Risikos gut angeschlagen hat.“Zwölf Wochen musste die junge Pöttmeserin in der Uniklinik Augsburg bleiben. Mitte Januar durfte sie wieder nach Hause. Was der Familie derzeit Sorgen bereitet, ist das Coronavirus. Zwar gehen Lisa und ihre Mama täglich spazieren, um die Kräfte der jungen Frau zu stärken. Doch darüber hinaus schränken sie und ihre Familie den Kontakt zu anderen Menschen aus gesundheitlichen Gründen ein.
Das hatte auch Folgen für Lisas Geburtstag. Vor wenigen Wochen wurde sie 22 Jahre alt. Die geplante Feier mit zahlreichen Angehörigen wurde abgeblasen, die Familie setzte sich lediglich im kleinen Kreis mit einer Freundin zusammen. Die Party wurde vorerst verschoben. Johanna Hross kündigt an: „Das holen wir im Sommer nach.“
Während Lisa wieder positiver in die Zukunft blicken kann, braucht Lana aus Augsburg dringend Hilfe. Die Elfjährige erhielt vor einigen Wochen zum zweiten Mal die Diagnose Blutkrebs (wir berichteten im Augsburger Lokalteil). Auch für sie ist eine Stammzellenspende die einzige Überlebenschance. Bislang ist laut DKMS aber kein passender Spender in den weltweit vernetzten Knochenmarkspende-Dateien gespeichert. Weil die DKMS wegen des Coronavirus’ alle Typisierungsaktionen absagte, ruft sie nun potenzielle Spender aller Nationalitäten von 17 bis 55 Jahren dazu auf, im Internet unter https://www.dkms.de/ de/better-together/lana ein Registrierungsset zu bestellen und es mit dem selbst vorgenommenen Wangenabstrich ans DKMS-Labor zu schicken.
Lisa bekam Hilfe aus der eigenen Familie