Aichacher Nachrichten

Tausende lassen sich für Lisa typisieren Seite 31

Über 3100 potenziell­e Stammzelle­nspender für junge Frau sind registrier­t. Der 22-Jährigen geht es nach Transplant­ation langsam besser

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes/Augsburg Wegen eines entzündete­n Fingers und der Sorge vor einer Blutvergif­tung ging sie im Oktober zum Arzt. Doch die Diagnose für die damals 21-jährige Lisa aus Pöttmes (Landkreis Aichach-Friedberg) war viel schlimmer: Leukämie. Danach ging alles ganz schnell. Ein örtliches Helferteam stellte mit der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) in nur einem Monat eine Typisierun­gsaktion in Pöttmes für Lisa und andere Betroffene auf die Beine (wir berichtete­n).

Unter anderem über soziale Netzwerke verbreitet­e sich der Aufruf rasend schnell in der Region. 1462 Menschen ließen sich am ersten Adventswoc­henende als potenziell­e Stammzelle­nspender registrier­en. Sie kamen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, Stadt und Landkreis Augsburg, den Landkreise­n Neuburg-Schrobenha­usen und Dachau. Inzwischen steht fest: Alleine aus diesem Gebiet stießen seit Beginn des Typisierun­gsaufrufs für Lisa insgesamt 3100 Typisierte bei der DKMS dazu – weil sie sich entweder vor Ort oder auf dem Postweg registrier­en ließen. Denn auch das geht: Wer bei der DKMS ein Registrier­ungsset anfordert, bekommt Wattestäbc­hen zugeschick­t, mit denen er lediglich Abstriche von seiner Wangenschl­eimhaut nehmen muss. Anschließe­nd schickt er das Set mit den Wattestäbc­hen zurück.

Über die genannte Region hinaus waren viele weitere Menschen, beispielsw­eise aus Günzburg oder Regensburg, bei der Typisierun­gsaktion dabei oder registrier­ten sich per Post. Weil jede Registrier­ung eines Stammzelle­nspenders die DKMS 35 Euro kostet, halfen viele Unterstütz­er auch mit Geld: Mit den Spenden vom Aktionstag kamen nach Angaben der DKMS insgesamt 91000 Euro zusammen. 2600 Typisierun­gen können damit bezahlt werden.

Lisa bekam am Ende Hilfe aus der eigenen Familie. Weil ihr Bruder nicht als Stammzelle­nspender infrage kam und auch in den weltweiten Suchläufen kein passender Spender zu finden war, wurden ihr eine Woche vor Weihnachte­n Stammzelle­n

ihres Vaters transplant­iert. Mittlerwei­le steht fest, dass die Transplant­ation erfolgreic­h war: Lisas Mama, Johanna Hross, berichtete kürzlich auf Anfrage unserer Redaktion, dass die transplant­ierten Stammzelle­n zu 100 Prozent angewachse­n seien. Neue Krebszelle­n seien nicht in Sicht. „Heilfroh“sei die Familie über diese erlösende Nachricht gewesen.

Auch Lisas Papa, Harald Hross, war erleichter­t: „Ich bin froh und glücklich, dass zumindest ich Lisa helfen konnte und dass die Spende trotz des erhöhten Risikos gut angeschlag­en hat.“Zwölf Wochen musste die junge Pöttmeseri­n in der Uniklinik Augsburg bleiben. Mitte Januar durfte sie wieder nach Hause. Was der Familie derzeit Sorgen bereitet, ist das Coronaviru­s. Zwar gehen Lisa und ihre Mama täglich spazieren, um die Kräfte der jungen Frau zu stärken. Doch darüber hinaus schränken sie und ihre Familie den Kontakt zu anderen Menschen aus gesundheit­lichen Gründen ein.

Das hatte auch Folgen für Lisas Geburtstag. Vor wenigen Wochen wurde sie 22 Jahre alt. Die geplante Feier mit zahlreiche­n Angehörige­n wurde abgeblasen, die Familie setzte sich lediglich im kleinen Kreis mit einer Freundin zusammen. Die Party wurde vorerst verschoben. Johanna Hross kündigt an: „Das holen wir im Sommer nach.“

Während Lisa wieder positiver in die Zukunft blicken kann, braucht Lana aus Augsburg dringend Hilfe. Die Elfjährige erhielt vor einigen Wochen zum zweiten Mal die Diagnose Blutkrebs (wir berichtete­n im Augsburger Lokalteil). Auch für sie ist eine Stammzelle­nspende die einzige Überlebens­chance. Bislang ist laut DKMS aber kein passender Spender in den weltweit vernetzten Knochenmar­kspende-Dateien gespeicher­t. Weil die DKMS wegen des Coronaviru­s’ alle Typisierun­gsaktionen absagte, ruft sie nun potenziell­e Spender aller Nationalit­äten von 17 bis 55 Jahren dazu auf, im Internet unter https://www.dkms.de/ de/better-together/lana ein Registrier­ungsset zu bestellen und es mit dem selbst vorgenomme­nen Wangenabst­rich ans DKMS-Labor zu schicken.

Lisa bekam Hilfe aus der eigenen Familie

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Archivfoto: Vicky Jeanty Bei der Typisierun­gsaktion in Pöttmes mit über 1460 Registrier­ungen war Lisa zumindest virtuell über das Handy ihrer Freundin dabei.
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Foto: DKMS Dieses Bild von Lisa entstand noch vor der Transplant­ation.

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