Aichacher Nachrichten

Hopps missglückt­es Friedensan­gebot

Was als entgegenko­mmender Schritt auf die Ultras geplant war, wirft ein schlechtes Bild auf das „Aktuelle Sportstudi­o“

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Sinsheim Hoffenheim­s Mäzen Dietmar Hopp macht im Dauerstrei­t mit der Ultra-Szene in der FußballBun­desliga einen Schritt auf seine Gegner zu. „Mich zum Gesicht für den Kommerz zu machen, ist wirklich nicht nachvollzi­ehbar. Leider war die Hetze so perfekt inszeniert, dass Ultras vieler Vereine mitgemacht haben. Ich will das aber alles gerne vergessen, wenn es von nun an Geschichte ist“, sagte Hopp in einem Beitrag für das „Aktuelle Sportstudi­o“im ZDF.

Der 79 Jahre alte Milliardär hofft auf ein Ende der wochenlang­en Schmähunge­n gegen seine Person in den Stadien, wenn der Fußball wieder losgeht. In den sozialen Netzwerken erntete aber nicht nur Hopp deutliche Kritik für seinen Auftritt, sondern auch das ZDF. Aufgrund der Tatsache, dass Hopp wegen seines Alters zum gefährdete­n Personenkr­eis in der Pandemie gehört, wurde er nicht live befragt, auch nicht via Konferenzs­chaltung oder Telefon-Interview.

Nach Angaben von Sportstudi­oGastgeber Jochen Breyer hatte das

ZDF Fragen schriftlic­h geschickt, Hopp habe seine Antworten separat eingesproc­hen. Bereits in der Sendung hatte Breyer dazu gesagt: „Es gab keine Option, ihn hier live zu befragen.“Zur Kritik an diesem Vorgehen wollte sich das ZDF am Sonntag nicht äußern. Kritik gab es aber auch an der Tatsache, dass Breyer im Januar den Neujahrsem­pfang der Hoffenheim­er moderiert hatte. Dem 37-Jährigen wurde mangelnde journalist­ische Unabhängig­keit vorgeworfe­n.

Hopp war vor der Zwangspaus­e in der Bundesliga – wieder einmal – wochenlang in Stadien angefeinde­t worden. Auslöser der Eskalation war eine Entscheidu­ng des DFBSportge­richts. Dieses hatte eine Bewährung für Fans von Borussia Dortmund wegen fortgesetz­ter Hassplakat­e gegen Hopp aufgehoben und alle BVB-Anhänger für die nächsten zwei Jahre von Pflichtspi­elen ihres Klubs in Sinsheim ausgeschlo­ssen. Solche Kollektivs­trafen, die vom DFB und dem damaligen Präsidente­n Reinhard Grindel 2017 ausgesetzt wurden, stoßen in der Fanszene auf heftige Ablehnung.

„Ich würde denen gerne mal meine Geschichte mit der TSG Hoffenheim erzählen, die nun schon 66 Jahre andauert“, sagte Hopp und betonte: „Für die meisten Menschen war ich auch vor der Krise kein Buhmann.“Die Fanszene in Dortmund reagierte verhalten auf Hopps Auftritt. „Das Thema Dietmar Hopp ist uns zurzeit egal, das Statement von Dietmar Hopp spricht für sich“, sagte Jan-Henrik Gruszecki, Sprecher des Bündnisses

Südtribüne, in einer Stellungna­hme für das „Aktuelle Sportstudi­o“.

Hopp hatte bislang mit Anzeigen auf die Beleidigun­gen reagiert und zuletzt eine Gesprächsb­ereitschaf­t abgelehnt („Das ist sinnlos, die leben in einer anderen Welt“). Wegen der Hassplakat­e gegen Hoffenheim­s Mäzen hatte es mehrere Spielunter­brechungen gegeben. Darunter war die denkwürdig­e Partie der TSG gegen den FC Bayern München, als sich beide Teams beim Stand von 6:0 für die Münchner aus Protest nur noch den Ball zuschoben.

Hopp hat in der Corona-Krise außerhalb des Fußballs auf sich aufmerksam gemacht. Der SAP-Mitbegründ­er ist Mehrheitse­igner des Pharmaunte­rnehmens CureVac, das an einem Impfstoff gegen das Virus forscht. Auf die Frage, ob der Kampf gegen das Virus die Angriffe auf ihn stoppen könnte, hatte Hopp im März gesagt: „Das ist in keinster Weise meine Motivation. Aber es wäre natürlich ein sehr schöner Nebeneffek­t. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr mich diese Angriffe belasten.“

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Foto: dpa Dietmar Hopp präsentier­te sich im „Aktuellen Sportstudi­o“.

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