Aichacher Nachrichten

Das hilft bei Streit in der Familie

Wegen der Corona-Krise wird mehr gestritten. Eine Expertin gibt Tipps

- VON KATHARINA HEIMEIER, DPA

Gibt es in deiner Familie im Moment mehr Streit als sonst? Das ist normal. Aber du kannst etwas dagegen tun. Denk dir etwa zusammen mit deiner Familie ein Projekt aus. An dem arbeitet ihr dann gemeinsam. Das schlägt die Kinderpsyc­hologin Marion Pothmann vor. Und sie hat noch weitere Tipps.

Wird zurzeit in Familien mehr gestritten? Woran liegt das?

Marion Pothmann: Manche Familien kommen super klar, aber eine ganze Menge Familien streiten mehr als sonst. Vielen geht es nicht gut. Die Kinder vermissen ihre Freunde, die Eltern müssen arbeiten. Viele machen sich Sorgen und sind gereizter als sonst. Das lässt man dann bei der Familie raus.

Was kann man dagegen tun? Marion Pothmann: Wenn man miteinande­r streitet und hinterher zusammen lacht, kann das Familien auch stark machen. Aber man sollte seine Laune nicht einfach am anderen auslassen, zum Bruder gehen und ihn ärgern. Besser ist es, ins Kissen zu boxen oder zu schreien, hundert Hampelmänn­er zu machen oder einmal ums Haus laufen zum Beispiel. Wenn es doch zum Streit kommt, kann man eine Streit-Pause einlegen, in der jeder etwas für sich macht.

In einer kleinen Wohnung kann man sich schlecht aus dem Weg gehen. Was kann man da machen?

Marion Pothmann: Gut wäre, wenn man Alleine-Zeiten einplant. Alleine nach draußen gehen zum Beispiel oder ein Buch lesen, ein Hörspiel hören, Playmobil spielen. Dafür braucht man nicht viel Platz – man kann sich auf einen Sessel oder Sitzsack zurückzieh­en.

Sollten Eltern in dieser Zeit lockerer sein und mehr erlauben als sonst?

Marion Pothmann: Familien können sich jetzt Corona-Regeln geben, die nur in dieser Zeit gelten. Vielleicht etwas mehr Medienzeit erlauben, aber auch mehr im Haushalt helfen. Es geht darum, dass es allen ein bisschen besser geht. Deshalb sollte man auch jeden Tag Sport machen. Hausaufgab­en müssen jetzt nicht perfekt sein. Am besten stellt man einen Tagesplan auf und legt kurze Zeiten fest, in denen alle arbeiten und sich dann belohnen – Plätzchen backen, Bonbons machen oder so etwas. Ich finde es toll, wenn sich Familien ein Projekt ausdenken – den Gartenzaun anstreiche­n, ein Aquarium bauen oder einen Comic zeichnen. Man sollte sich jetzt viel Gutes tun.

Was ist, wenn der Streit so schlimm wird, dass man es nicht mehr aushält?

Marion Pothmann: Wenn es zu körperlich­er Gewalt kommt oder wenn Worte sehr verletzend sind, dann sollte man sich Hilfe holen, also zum Beispiel erwachsene Freunde oder ein Sorgentele­fon anrufen.

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