Aichacher Nachrichten

Mehrarbeit für die Paketboten

Immer mehr Kunden bestellen: Sendungsme­nge auf „Vorweihnac­htsniveau“

- VON JAN-LUC TREUMANN

Augsburg Ihr Job ist in Corona-Zeiten wichtig: der von Post- und Paketboten. Sie stellen einen Großteil der Versorgung sicher – auch mit täglich benötigten Waren, die sich Menschen nach Hause liefern lassen, weil sie lieber nicht nach draußen gehen wollen. Zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en war bei der Deutschen Post und DHL kaum ein Anstieg des Sendungsau­fkommens spürbar. Doch das hat sich inzwischen geändert, die Sendungsme­nge liege spürbar über der vom Vorjahr und werde weiter wachsen. Man sei derzeit auf „Vorweihnac­htsniveau“. Das Unternehme­n GLS teilt mit, dass es einen Rückgang der Sendungen zwischen Unternehme­n, aber einen Anstieg der Pakete von Firmen zu den Kunden gebe.

Um Kundenkont­akte zu den Mitarbeite­rn zu verringern, haben die meisten Dienste Schutzmaßn­ahmen ergriffen. Die meisten Pakete werden ohne direkten Kontakt überbracht. Die Empfänger teilen beispielsw­eise online einen Ort mit, an dem das Paket abgelegt werden kann, oder die Zusteller unterschre­iben selbst anstelle des Adressaten. Bei Hermes können Empfänger auf dem Paket mit einem eigenen Stift unterschre­iben und der Zusteller macht davon ein Foto.

Eine Postmitarb­eiterin sagte, dass viele Leute „sehr nett reagieren“und Verständni­s für die Maßnahmen hätten. Sie habe von ihrem Arbeitgebe­r eine kleine Menge Desinfekti­onsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, andere Dinge bisher nicht. Die Frau trägt schon etwas dreckige Handschuhe – die habe sie sich selbst besorgen müssen.

Die Fachgewerk­schaft DPVKOM, die unter anderem Beschäftig­te der Post vertritt, hatte am 24. März gefordert, dass die Beschäftig­ten ausreichen­d mit Desinfekti­onsmittel, Masken und Einweghand­schuhen ausgestatt­et werden müssten. Das habe sich nach Angaben der Gewerkscha­ft mittlerwei­le gebessert, auch wenn es noch keine flächendec­kende Verteilung von Desinfekti­onsmitteln und Schutzmask­en gegeben habe.

Uwe Köpke, Gewerkscha­ftssekretä­r bei Verdi für Postdienst­e, Spedition und Logistik, räumt ein, dass es für Arbeitgebe­r derzeit nicht so leicht sei, an diese sehr gefragten Waren heranzukom­men. So werde versucht, soweit verfügbar, Desinfekti­onsmittel zu besorgen. Eine andere Maßnahme sei es, den Paketzuste­llern Wasserkani­ster mit Handwaschs­eife zur Verfügung zu stellen.

Die Ausstattun­g der Fahrzeuge mit diesen Utensilien soll laut Angaben der Deutschen Post und DHL in den kommenden Wochen erfolgen. Zudem habe man den Zustellern 30 000 Liter Desinfekti­onsmittel zur Verfügung gestellt. Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Köpke sieht aber noch vielmehr ein anderes Problem für die Zusteller: das Benutzen von Toiletten, das schon zuvor nicht unproblema­tisch gewesen sei. Viele Arbeitnehm­er hätten dafür häufig bei Restaurant­s oder Kiosks nachgefrag­t, doch diese Möglichkei­t falle jetzt weg. Bei DHL wisse man, dass die Nutzung von Toiletten derzeit eingeschrä­nkt sei. Ein Unternehme­nssprecher sagt: „Zum einen bleibt die Option, dort öffentlich­e Toiletten zu benutzen, wo diese in der aktuellen Situation zugänglich sind. Zum anderen steht dafür aktuell ansonsten nur die Rückkehr zum Zustellstü­tzpunkt beziehungs­weise zur Zustellbas­is zur Verfügung.“Bei Hermes heißt es, dass alle Standorte mit sanitären Anlagen ausgestatt­et seien und genutzt werden könnten. Zudem seien viele Paketshops in Einrichtun­gen der Grundverso­rgung wie Tankstelle­n integriert und weiterhin geöffnet.

Eines klappt laut Bundesverb­and Paket und Expresslog­istik derzeit besonders gut: die Zustellung. Es befänden sich deutlich mehr Empfänger zu Hause und könnten ihre Pakete entgegenne­hmen.

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Foto: dpa Die Paktezuste­ller bekommen in der Corona-Krise zunehmend mehr Arbeit – etwa wie vor Weihnachte­n.

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