22 Todesfälle in Seniorenheim
Die Staatsanwaltschaft in Würzburg nimmt Vorermittlungen auf und prüft, ob gegen Hygienevorschriften verstoßen wurde. Angehörige kritisieren Informationspolitik
Würzburg Nach einer Serie von Todesfällen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus hat die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen aufgenommen. Untersucht werde, ob gegen Hygienevorschriften verstoßen wurde, sagte Staatsanwalt Thorsten Seebach am Dienstag auf Nachfrage unserer Redaktion.
Als möglicher Anfangsverdacht komme fahrlässige Tötung oder fahrlässige Körperverletzung in Betracht. Es gebe aber bislang keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten, sagte Seebach. Die Behörde ermittle von Amts wegen. Es lägen keine Anzeigen von Angehörigen der Verstorbenen vor. Medienberichten zufolge erwägt jedoch die Tochter einer Verstorbenen eine Anzeige der Würzburger Heimleitung.
In der Senioreneinrichtung in Trägerschaft der Bürgerspitalstiftung sind bislang 22 mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierte Bewohner gestorben. Sie waren nach Angaben des Heims alle über 80 Jahre alt und hatten Vorerkrankungen. Insgesamt leben rund 160 alte Menschen in dem Heim. Wegen des hohen Anteils an positiv auf das Virus
getesteten Bewohnern war auch eine Evakuierung der Einrichtung erwogen worden. Mittlerweile wurden dort infizierte und nicht infizierte Senioren getrennt.
Angehörige klagen derweil über die schlechte Informationspolitik der Stiftung Bürgerspital und erheben Vorwürfe, dass nach den ersten Fällen nicht gleich alle Bewohner getestet worden seien. Auch seien persönliche Gegenstände der Verstorbenen zwischengelagert und nicht an die Angehörigen gegeben worden. Die Stiftung Bürgerspital äußerte sich bislang trotz mehrmaliger Anfragen dieser Redaktion nicht zu den Vorwürfen.