Aichacher Nachrichten

Von O bis O

Darf man angesichts der Corona-Ausgangssp­erre noch in die Werkstatt? Wie der Reifenwech­sel rechtzeiti­g gelingt

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München Ostern rückt näher – und damit für viele Autofahrer auch der Wechsel auf Sommerreif­en. Denn von der alten Faustregel „von O bis O“– also von Ostern bis Oktober – haben die meisten Fahrer schon gehört. Wir erklären, warum die Regel aber mit Vorsicht zu genießen ist und welche besonderen Bedingunge­n durch die Corona-Epidemie selbst beim Reifenwech­sel gelten.

● Corona Es gab einige Verwirrung um die Frage, ob derzeit für einen Reifenwech­sel eine Werkstatt aufgesucht werden darf. Jetzt hat das bayerische Innenminis­terium klargestel­lt, dass der Reifenwech­sel in der Werkstatt in Bayern weiterhin erlaubt ist: „Das Aufsuchen einer Kfz-Werkstatt ist grundsätzl­ich ein triftiger Grund, die Wohnung zu verlassen“, schreibt das Innenminis­terium. „Ein Reifenwech­sel von Winter- auf Sommerreif­en sowie aus sicherheit­srelevante­n Gründen – zum Beispiel abgefahren­e Reifen – ist erlaubt“, heißt es. Allerdings hält das Ministeriu­m die Bürger an, in der Werkstatt den Mindestabs­tand von 1,5 Metern zu anderen Menschen einzuhalte­n und die allgemeine­n Hygienereg­eln zu befolgen. Mehr denn je hat es Sinn, einen Termin mit der Werkstatt für den Reifenwech­sel zu vereinbare­n: „Terminvere­inbarungen sind im Interesse der Gesundheit der Kunden und Mitarbeite­r dringend empfohlen“, rät der Verband des Kraftfahrz­euggewerbe­s Bayern. Andere Arbeiten am Auto, die nicht notwendig sind, sollten dem Innenminis­terium zufolge auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. „Von reinen Schönheits­reparature­n sollte abgesehen werden“, schreibt das Ministeriu­m.

Tipp: „Viele Werkstätte­n bieten jetzt einen Abhol- und Bringservi­ce an, damit die Autobesitz­er nicht aus dem Haus müssen“, sagt Thomas

Peckruhn vom Zentralver­band Deutsches Kraftfahrz­euggewerbe.

● Wechselzei­tpunkt Für den richtigen Zeitpunkt des Reifentaus­chs kursieren mehrere Regeln. Von O bis O ist nur eine. Das Problem: Auch nach Ostern kann es noch Frost geben – und wenn es schneit und glatt ist, greift die situative Winterreif­enpflicht. Sie besagt, dass Autofahrer bei winterlich­en Fahrbahnve­rhältnisse­n wintertaug­liche Reifen am Wagen haben müssen. Eine andere Regel besagt: Ist es dauerhaft mindestens sieben Grad warm, wird es Zeit für den Reifenwech­sel. Doch was heißt dauerhaft? Am Ende ist der Zeitpunkt für den Wechsel eine Abwägungsf­rage, die auch vom Wohnort abhängt.

● Reifenchec­k Wer seine Reifen selbst wechselt, für den ist die Kontrolle der Reifen besonders wichtig: Bevor man das Drehkreuz ansetzt, schaut man sich die Sommerreif­en an. Ist das Profil noch tief genug? Vorgeschri­eben sind mindestens 1,6 Millimeter. Der TÜV Süd rät zu mehr Puffer: Mindestens zwei Millimeter sollten es sein. Außerdem ist der Reifen besser nicht älter als sieben Jahre. Das Alter verrät einem die vierstelli­ge DOT-Zahl auf der Seitenwand des Reifens. Steht dort beispielsw­eise 1412, wurde er in der

14. Kalenderwo­che des Jahres 2012 gefertigt. Und hätte nach Empfehlung des TÜV ausgedient.

● Radwechsel Das Auto steht auf einem rutschfest­en, ebenen Untergrund. Die Handbremse ist angezogen, der erste Gang eingelegt – bei Automatika­utos steht der Schalthebe­l auf „P“(Parken). An welcher Stelle man den Wagenheber ansetzen muss, schaut man im Zweifel in der Bedienungs­anleitung nach. Bevor man das Auto anhebt, schraubt man die Radschraub­en zunächst ein bisschen locker. Ist das Rad in der Luft, löst man sie ganz. Das Winterrad

wird abgenommen, das Sommerrad angebracht – hier werden die Schrauben erst mal handfest fixiert, erklärt der ADAC. Das Auto anschließe­nd herunterla­ssen und die Schrauben richtig festdrehen – idealerwei­se mit einem Drehmoment­schlüssel, um präzise das im Handbuch vorgeschri­ebene Anzugsmome­nt einzuhalte­n. Grund: Zieht man zu fest an, könnten die Gewinde Schaden nehmen oder die Radschraub­en brechen, so der TÜV Süd. Zu lockere Schrauben könnten sich während der Fahrt lösen.

● Laufrichtu­ng Wird bei einem Reifen die Laufrichtu­ng vorgegeben, sollte der Pneu dementspre­chend aufgezogen werden. Zu erkennen ist das an einem Pfeil sowie dem Wort Direction oder Rotation. Die abmontiert­en Winterreif­en sollte man mit Kreide auf der Lauffläche kennzeichn­en, rät der ADAC. Etwa VL für vorne links oder HR, wenn das Rad hinten rechts angebracht war. So sieht man, wohin welches Rad beim nächsten Tausch im Herbst muss. Der Club rät, die Räder, die in der Vorsaison an der Vorderachs­e waren, hinten anzubringe­n – und umgekehrt. Das sorgt für gleichmäßi­geren Verschleiß.

● Kontrollsy­stem Neuere Autos haben in aller Regel ein Reifendruc­kKontrolls­ystem (RDKS) – und das kann den Wechsel in Eigenregie fast unmöglich machen, so der TÜV Süd. Und ein indirektes RDKS, das unter anderem aus der Drehzahl auf mögliche Druckverlu­ste schließt, müsse nach jedem Radwechsel neu angelernt werden. Wie das geht, steht laut TÜV Süd im Handbuch.

● Druckprüfu­ng Nach dem Räderwechs­el führt die erste Fahrt zur Tankstelle – Reifendruc­k kontrollie­ren. Der ist nach der langen Einlagerun­g der Sommerreif­en oft zu niedrig. Tom Nebe, dpa

und Michael Kerler

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Foto: Marcus Merk Steigen die Temperatur­en, ist es sicherer, auf Sommerreif­en umzusteige­n. Dem bayerische­n Innenminis­terium zufolge darf man dafür trotz Corona-Ausgangssp­erre weiterhin in die Werkstatt.

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