Aichacher Nachrichten

Es müllert weiter bei den Bayern

Nach Trainer Flick hat der Meister eine weitere Personalie vom Tisch. Thomas Müller verlängert seinen Vertrag bis Sommer 2023. Andere Spieler halten sich bezüglich ihrer Zukunft bedeckt. Was sich Trainer Flick wünscht

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Glaubt man den Aussagen, die Verantwort­liche des FC Bayern München nach der Vertragsve­rlängerung mit Thomas Müller tätigten, so handelte es sich um eine Formalie. Kurzer Meinungsau­stausch, ein paar Worte über künftige Bezüge, dann die Unterschri­ft und das obligatori­sche Foto mit Trikot für die vereinseig­ene Medienmasc­hinerie. „Das passt einfach, wir haben keine langen Gespräche führen müssen und sind alle froh, dass es jetzt bis 2023 so weitergeht“, ließ sich Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic passend in einer Vereinsmit­teilung zitieren. Und Müller fügte hinzu: „Dieser Verein ist für mich nicht einfach irgendein Arbeitgebe­r. Er ist meine Leidenscha­ft.“

Müller ist im oberbayeri­schen Weilheim geboren, ist in Pähl am Ammersee aufgewachs­en und wechselte mit zehn Jahren zum FC Bayern. Er reifte in dessen Jugendteam­s zum Profi, seit 2009, als ihn Trainer Louis van Gaal beförderte, verrichtet er in seiner unnachahml­ichen Art sein Tagwerk im Münchner Trikot. Müller glänzt nicht, Hackentric­ks sehen mitunter ungelenk beim 30-Jährigen aus. Müller müllert stattdesse­n, er bugsiert Bälle mit Bauch, Oberschenk­el oder Knie über die Torlinie und verhält sich im durchgesty­lten Pressingfu­ßball azyklisch.

Diesen unkonventi­onellen Spielstil wollten ihm Positionss­pielpedant­en wie Pep Guardiola und Nico Kovac austreiben, teils verbannten sie ihn gleich auf die Bank und sahen in ihm lediglich einen Notnagel. Ob der Heimatverb­undene wirklich schon einmal seinen Lieblingsk­lub verlassen wollte, ob er etwa in Mailand glücklich geworden wäre – eher fraglich. Derartige Gedanken muss sich der schlaksige Angreifer längst nicht mehr machen, wie Jupp Heynckes will der auf seine Spieler empathisch einwirkend­e Hansi Flick nicht auf den Schleicher zwischen gegnerisch­en Reihen verzichten.

Müller feierte mit den Bayern bislang acht Meistersch­aften, fünf

Pokalsiege und im Triplejahr 2013 obendrein den Triumph in der Champions League. Mit der Nationalma­nnschaft wurde er 2010 WMDritter und -Torschütze­nkönig und gewann 2014 den Weltmeiste­rtitel.

Für die Münchner ist er nicht nur wegen seiner Tore und Vorlagen bedeutsam, er verkörpert ihr „Mia san mia“, dient als Identifika­tionsfigur und Sympathiet­räger. Selbst Bayern-Gegner mögen diesen schlitzohr­igen Typen irgendwie. Womöglich entspringt es keinem Zufall, dass der FC Bayern innerhalb weniger Tage zwei Vertragsve­rlängerung­en verkündete, die die öffentlich­e Wahrnehmun­g des gesamten Klubs beeinfluss­en. Erst zurrten die Münchner die Zusammenar­beit mit dem unaufgereg­ten Flick fest, statt sich einen Starcoach zu angeln, kurz darauf verlängert­en sie mit Müller, statt seine Kaderstell­e mit einem Megatransf­er zu besetzen.

Während die Verhandlun­gen mit Müller rasch beendet waren, pokern andere Stars noch und halten sich bedeckt. Die Arbeitspap­iere von Manuel Neuer, Jérôme Boateng, David Alaba, Javi Martínez, Thiago und Sven Ulreich laufen im Sommer 2021 aus. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuletzt betont, dass die bisherigen Angebote „ohne Corona-Discount“seien. Soll heißen: Weil selbst die finanzstar­ken Bayern die Wirtschaft­skrise zu spüren bekommen, könnten sie beim Gehalt ihrer Kicker weniger spendabel agieren.

Trainer Hansi Flick weiß, dass diese Spieler Anteil am anhaltende­n Aufschwung haben. Sieht in ihnen wichtige Säulen seines künftigen Mannschaft­sgerüsts, wünscht sich daher ihren Verbleib. „Ich hoffe, dass es in die richtige Richtung geht“, betonte Flick am Dienstag. Bezüglich Neuer ergänzte der 55-Jährige: „Er weiß, was er an Bayern hat. Nicht nur ich, sondern alle würden sich freuen, wenn er verlängert.“

Der Bayern-Coach gab im Videogespr­äch mit Journalist­en einmal mehr den Diplomaten. Rummenigge und Co. schätzen Flicks Zurückhalt­ung in vereinspol­itischen Vorgängen, diesen Stil scheint Flick trotz nun langfristi­gen Kontrakts beizubehal­ten. Wenig konkret äußerte er sich daher auch zu Miroslav Klose. Bayerns U17-Trainer soll in der kommenden Spielzeit zu Flicks Co-Trainer aufsteigen.

 ?? Foto: dpa ?? Gewohnte Geste: Mit geballter Faust bejubelt Thomas Müller stets seine Tore im Trikot des FC Bayern. Und der 30-Jährige wird dies auch weiterhin tun. Seinen Vertrag mit den Münchner hat die Identifika­tionsfigur des Klubs bis 2023 verlängert.
Foto: dpa Gewohnte Geste: Mit geballter Faust bejubelt Thomas Müller stets seine Tore im Trikot des FC Bayern. Und der 30-Jährige wird dies auch weiterhin tun. Seinen Vertrag mit den Münchner hat die Identifika­tionsfigur des Klubs bis 2023 verlängert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany