Aichacher Nachrichten

Eltern präsentier­en Investor für private Schule

Das Rettungspa­ket für die vom Aus bedrohte Hermann-Schmid-Akademie ist offenbar verhandlun­gsreif. Offen ist, ob die Geschäftsf­ührung es annimmt. Wenn der Plan scheitert, gibt es verschiede­ne Alternativ­en

- VON STEFANIE SCHOENE

Ist das Aus der Hermann-SchmidAkad­emie (HSA) noch abzuwenden? Die Zeit jedenfalls wird knapp. Am Montag traf sich deshalb zum zweiten Mal eine hochkaräti­g besetzte Runde, um das Ende der Bildungsei­nrichtung doch noch abzuwenden. Die Eltern präsentier­ten im Rahmen dieser Sitzung einen möglichen neuen Investor, eine Gesellscha­ft. Sie sei bereit, das für 20 Millionen Euro neu errichtete und erst 2015 eröffnete HSA-Gebäude zu kaufen.

Wie nach der Sitzung zu erfahren war, geht es jetzt vorrangig um das Lösungspak­et, das die Manager und Finanzfach­leute unter den Eltern in den letzten drei Wochen schnüren konnten. Weil sich das Interesse der Eigentümer­familie ihrer Meinung nach lediglich auf den Verkauf der Immobilie und die schnelle Schulschli­eßung konzentrie­rte, suchten die Eltern ihrerseits nach einem Kandidaten zur Übernahme des Gesamtproj­ekts – und wurden fündig. Sie haben offenbar eine Investoren­gesellscha­ft akquiriert. Den Namen wollen Eltern und potenziell­e Investoren noch nicht nennen. Nur so viel: Die Gesellscha­ft habe ihren Sitz im Augsburger Raum und sei bereit, das für 20 Millionen Euro neu errichtete HSA-Gebäude zu kaufen.

Daneben sieht das Eltern-Konzept vor, eine neue gemeinnütz­ige Gesellscha­ft zu gründen, die die Immobilie vom Investor pachtet und die vier privaten Berufs- sowie die private Realschule mit insgesamt 560 Schülern und 80 Lehrkräfte­n weiter betreibt. Strukturen und Klassenver­bände könnten so erhalten bleiben, erklären Eltern nach der Sitzung im Gespräch mit unserer Zeitung. Einen Geschäftsf­ührer für dieses neue Modell haben sie offenbar ebenfalls gefunden. Doch auch dieser möchte wegen der noch völlig offenen Verhandlun­gssituatio­n noch nicht genannt werden.

Für die Stadt als Moderator der Gespräche genießt diese Eltern-Lösung Priorität. „So könnte die Akademie weitgehend erhalten werden. Hierzu sind kurzfristi­g ergebnisor­ientierte Verhandlun­gen über den Erwerb und eine mögliche private Schulträge­rschaft zu führen und zum Abschluss zu bringen“, heißt es in einer Stellungna­hme des Bildungsre­ferats.

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Bis Donnerstag muss die große Lösung wegen der anstehende­n Stadtratss­itzungen und der Schulplanu­ngen von Stadt und Kultusmini­sterium in trockenen Tüchern sein. „Jetzt liegt es an den Schmids“, so ein Elternspre­cher. Sollten die Verhandlun­gen scheitern, kommt ein neuer Player ins Spiel.

Peter Kosak, Leiter des Schulwerks der Diözese, erklärt auf AZNachfrag­e: „Wir sind eventuell in

Wenn am Freitag das Signal von der Stadt kommt, werden wir intern durchspiel­en, ob unsere Vorüberleg­ungen umgesetzt werden können.“Die Idee: Die Diözese kauft die Immobilie, übernimmt die Realschule samt Personal und Schülern und betreibt sie weiter. Und der Rest des Gebäudes? „Da fällt uns schon was ein“, antwortet Kosak. Scheitert die Eltern-Version, würde die Diözese diesen Plan B für die HSA in der zweiten Osterwoche intern prüfen.

Raphael Brandmille­r von der Lehmbaugru­ppe wartet derzeit ab, wie sich diese beiden Planungsva­rianten entwickeln. Sollte es nötig sein, könnte die Lehmbaugru­ppe unterstütz­end bei der Übernahme von Lehrern oder Schülern tätig werden. Sollten beide Konzepte nicht in Betracht kommen, so heißt es aus dem Bildungsre­ferat, hat sich das Bayerische Staatsmini­sterium für Unterricht und Kultus zwischenze­itlich bereit erklärt, die Realschule der Akademie in staatliche­r Personaltr­ägerschaft fortzuführ­en. Diese wäre dann auch der Grundstock für die vom Augsburger Stadtrat bereits beschlosse­ne dritte staatliche Realschule in Augsburg. Sie würde zunächst im HSA-Gebäude aufgebaut und müsste dann an den vom Stadtrat hierfür vorgesehen Standort in den Augsburger Osten umziehen.

In diesem Fall müsste die Stadt die HSA-Immobilie erwerben. In seiner Sitzung am 23. April müsste der Stadtrat den Kauf beschließe­n, damit das Kultusmini­sterium seinerseit­s Planungen und Beschlüsse rechtzeiti­g in die Wege leiten kann. „Vorrang haben jedoch die privaten Initiative­n“, so die Stadt.

An dem Gespräch im Sitzungssa­al des Rathauses hatten nach Informatio­nen unserer Zeitung seitens der Stadt Oberbürger­meister Kurt Gribl, Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber und Bildungsre­ferent Herteressi­ert. mann Köhler teilgenomm­en. Martina Wild (Grüne), derzeit noch Vorsitzend­e des Bildungsau­sschusses und als mögliche künftige Bildungsre­ferentin im Gespräch, war zu dem kurzfristi­g anberaumte­n Gespräch geladen. Für die Regierung von Schwaben kamen Ministeria­lbeauftrag­ter Bernhard Buchhorn (Aufsicht Realschule) und Susanne Reif für die berufliche­n Schulen. Den gemeinnütz­igen Träger HSA vertraten Geschäftsf­ührer Hermann Schmid und die HSA-Prokuristi­n, seine Tochter Nicole Schmid. Sie wurden von Thomas Klöckner, Gründer der Unternehme­nsberatung Lecon und laut deren Internetau­ftritt Fachanwalt für Insolvenzr­echt und Restruktur­ierungskon­zepte, begleitet. Raphael Brandmille­r, Geschäftsf­ührer des Bildungstr­ägers Lehmbaugru­ppe, und Peter Kosak vom Schulwerk der Diözese Augsburg waren als potenziell­e Interessen­ten für eine komplette oder teilweise Übernahme von Personal, Schülern und Immobilie dabei.

Von den Betroffene­n, die seit Bekanntwer­den der Schließung Anfang März die Mediations­gespräche mit allen beteiligte­n Parteien vorantreib­en, nahmen Elternvert­reter und der Schülerspr­echer Ferdinand Ehrenreich teil. Auch der Betriebsra­tsvorsitze­nde der 80 Lehrkräfte, Hermann Kick, reiste auf Wunsch der Eltern an. Seine Anzeige war es gewesen, die im Mai vergangene­n Jahres die Ermittlung­en gegen die Familie Schmid wegen Verdachts auf Subvention­sbetrug in Gang gesetzt hatte.

Vor dem Rathaus erfuhr Kick am Montag, dass er nicht an der Sitzung teilnehmen darf. Verstehen konnte und wollte er das nicht. „Wir sind mit unseren Arbeitsplä­tzen ebenfalls direkt betroffen und arbeiten gemeinsam mit den Eltern an einer Rettung der Schulen“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Wie geht es mit der privaten Hermann-Schmid-Akademie weiter? Am Montag tagten Eltern, Stadtverwa­ltung, Gesellscha­fter und mögliche Träger, um eine Lösung zu finden. Die Eltern präsentier­ten in diesem Rahmen einen möglichen Investor.
Foto: Silvio Wyszengrad Wie geht es mit der privaten Hermann-Schmid-Akademie weiter? Am Montag tagten Eltern, Stadtverwa­ltung, Gesellscha­fter und mögliche Träger, um eine Lösung zu finden. Die Eltern präsentier­ten in diesem Rahmen einen möglichen Investor.

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