Aichacher Nachrichten

Zirkus „Remos Trolle“ist weiterhin gestrandet

Wegen abgesagter Vorstellun­gen suchen die Artisten noch immer einen neuen Standplatz

- VON BRIGITTE MELLERT

Die Nerven des Zirkusdire­ktors liegen blank. Remo Frank gastiert mit seinem Maskottche­ntheater „Remos Trolle“seit Anfang des Jahres auf dem Gelände neben der Rockfabrik an der Riedingers­traße. Doch durch die Corona-Einschränk­ungen darf auch dort nicht mehr gespielt werden. Wie berichtet, ist der Zirkus durch den Wegfall der Vorstellun­gen in finanziell­e Nöte geraten. Da jegliche Engagement­s in weiteren Städten abgesagt wurden, befindet sich der Zirkus noch immer in Augsburg – obwohl das Mietverhäl­tnis eigentlich bereits am 22. März ausgelaufe­n war.

Für Zirkusdire­ktor Remo Frank und seine insgesamt 15 Artisten, die seit mehreren Wochen in Wohnwader gen auf dem Gelände leben, ist es seither eine unsichere Zeit. „Wir hoffen, dass wir bald auf ein städtische­s Gelände ausweichen können“, sagt er. Denn auf dem Platz neben

Rockfabrik könne der Zirkus nicht mehr bleiben. „Der Vermieter droht mit einer Räumung.“Zunächst hatte Frank Hoffnung, einen Teil der vorab geleistete­n Standmiete in Höhe von 7000 Euro wieder erstattet zu bekommen, um trotz der fehlenden Einnahmen die laufenden Kosten bezahlen zu können. Der Zirkus durfte zwar weiterhin auf dem Gelände bleiben. Allerdings, so Frank, nur so lange, wie die Miete weiter gezahlt würde. Rund 2000 Euro an Zahlungen stehen seither aus.

Eine Summe, auf die der Vermieter besteht. Angesproch­en auf die angespannt­e Mietsituat­ion, erklärt Marc-Eric Lehmann, Geschäftsf­ührer der Lehmann Real Estate, das dies einen triftigen Grund habe. „Ich war anfangs bereit, der Geschäftsf­ührung

vorzuschla­gen, dem Zirkus einen Teil der Miete zu erstatten“, sagt Lehmann. Allerdings habe die emotionale Reaktion des Zirkusdire­ktors dazu geführt, dass dieses Angebot schnell verworfen wurde. Von persönlich­en Beleidigun­gen seitens Franks spricht Lehmann am Telefon und stellt klar: „Es wurde noch nicht die gesamte Standmiete gezahlt. Die 7000 Euro stimmen nicht.“Ein Restbetrag sei noch offen.

Auch aus diesem Grund könne er das Verhalten des Zirkusdire­ktors nicht akzeptiere­n. Am Ende sei Lehmann noch immer Vermieter. Der Zirkus hätte daher zum 6. April das Gelände verlassen müssen. Dennoch kann Lehmann die Notsituati­on nachvollzi­ehen und sieht in erster Linie die Stadt in der Pflicht, den

Artisten einen Ausweichpl­atz anzubieten. Auch Frank wünscht sich vonseiten der Stadt mehr Unterstütz­ung, da er als reisender Zirkus zwar keinen festen Wohnsitz, aber seine aktuelle Betriebsst­ätte in Augsburg hat. Hilfe könnte etwa in Form einer finanziell­en Stütze für den Unterhalt der Wohnwagen kommen. „Wir erhalten aktuell nur Grundsiche­rung durch das Jobcenter.“Das reiche aber nur, um Lebensmitt­el für seine Angestellt­en zu kaufen.

Durch die Berichters­tattung in den vergangene­n Wochen hat sich für den Zirkus bereits einiges zum Besseren gewendet. „Menschen haben uns Geld geschenkt, als sie von unserer Notlage erfahren haben“, sagt Frank dankbar. Zudem hat er Hilfe beim Ausfüllen der Anträge bei Ämtern erhalten.

 ?? Foto: Zoepf ?? Remo Frank in seinem Maskottche­ntheater, als es noch spielen durfte.
Foto: Zoepf Remo Frank in seinem Maskottche­ntheater, als es noch spielen durfte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany