Aichacher Nachrichten

So ist die Lage nach einem Monat Corona

Insgesamt haben sich 281 Menschen angesteckt, 15 von ihnen liegen aktuell im Krankenhau­s. Das Virus breitet sich langsamer aus, ist aber noch lange nicht gestoppt. Ein Arzt appelliert dringend an die Bürger, sich richtig zu verhalten

- VON STEFAN KROG

Stadt und Polizei kündigen auch über die Kar- und Osterfeier­tage Kontrollen zu den Ausgangsbe­schränkung­en sowie die Beibehaltu­ng der Sperrung von Wiesen in Naherholun­gsgebieten an. „Das macht niemandem Spaß. Jeder möchte rausgehen und an Ostern Familie und Freunde treffen“, so Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Gleichwohl solle sich jeder klarmachen, dass eine Einhaltung der Regeln die Zahl der Neuinfekti­onen senke. „Jeder ist für sich verantwort­lich, steht aber auch in einer Gesamtvera­ntwortung.“

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) verteidigt­e die Sperrung von Wiesen in Naherholun­gsgebieten. „Wir erleben, dass sich jetzt bei dem guten Wetter wieder Gruppen bilden, auch an Spielplätz­en, obwohl diese gesperrt sind.“Auch die Polizei berichtete am Mittwoch von Treffen Jugendlich­er in Grünanlage­n. „Ohne eine Sperrung wäre ein Vollzug nicht möglich“, so Wurm. Im Übrigen wäre die Alternativ­e zur deutlich sichtbaren Sperre, dass die Ordnungskr­äfte massenweis­e Bußgelder verhängen müssen.

Inzwischen ist es einen guten Monat her, dass die ersten Infizierte­n in Augsburg festgestel­lt wurden. Hier ein Überblick über die Lage:

● Infizierte Die erste Corona-Infektion in Augsburg wurde am 6. März festgestel­lt. Seitdem stieg die Zahl auf 281. 104 Menschen gelten als genesen, haben nach zwei Wochen Quarantäne also keine Symptome. Allerdings steigt die Kurve der Genesenen weniger steil an als die der Neuinfekti­onen. Das liegt daran, dass sich die Krankheit je nach Schwerever­lauf auch deutlich länger als zwei Wochen hinzieht, so das Gesundheit­samt. Die Zahl der Verstorben­en liegt weiterhin bei vier.

Zuletzt veränderte sich die Verdoppelu­ngszahl in Augsburg: Während sich die Zahl der Infizierte­n im März zeitweise alle zwei Tage verdoppelt­e, sind es aktuell acht bis neun Tage. Das Virus breitet sich weiter aus, aber langsamer. Für Entwarnung sei das noch kein Anlass, so Gribl.

● Bettenkapa­zitäten Noch reichen die Bettenkapa­zitäten (2300 in Augsburg, davon 130 Intensivbe­tten) gut aus, um Erkrankte zu versorgen, so Prof. Axel Heller, Chefarzt für Intensivme­dizin an der Uniklinik und ärztlicher Leiter der Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz. 900 Betten seien zusätzlich geschaffen worden. Nun zeichne sich ein steigender Bedarf ab. In Augsburg liegen 43 Menschen wegen Corona in Krankenhäu­sern (15 von ihnen aus dem Stadtgebie­t, die Übrigen aus der Region), zwölf von ihnen werden beatmet. „Wir stehen jetzt an einem entscheide­nden Punkt“, so Heller. Es sei gelungen, die Neuerkrank­ungsrate zu senken, aber wenn die Intensivka­pazitäten ausreichen sollen, müsse sie weiter nach unten. Der Ausbau der Bettenkapa­zitäten sei ein Baustein bei der Krisenbewä­ltigung, entscheide­nder sei aber der Beitrag der Bevölkerun­g. Die Leute müssten die Ausgangsbe­schränkung­en mittragen. „Sonst laufen wir mit den Intensivbe­tten auf Grund“, so Heller.

● Altersvert­eilung Die meisten Infizierte­n in Augsburg gibt es in der Gruppe der 20- bis 60-Jährigen (siehe Grafik). Das entspricht der bundesweit­en Verteilung. Bei jungen Augsburger­n liegen die Fallzahlen deutlich niedriger, ebenso bei Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind.

● Regionaler Vergleich Ein Blick auf die deutschlan­dweite Karte des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass Augsburg unter den Landkreise­n und kreisfreie­n Städten in Bayern und Baden-Württember­g mit die niedrigste­n Raten an Infizierte­n aufweist. Augsburg kommt pro 100 000 Einwohner auf 94 Fälle, bayernweit gerechnet sind es um die 200 Fälle. Manche Kreise haben mehr als 400 Infizierte auf 100000 Einwohner. Wie stichhalti­g derartige Vergleiche sind, ist aber unklar, so das Gesundheit­samt. Bei den gemeldeten Fällen sei aktuell überall von erhebliche­n statistisc­hen Effekten auszugehen.

Entwicklun­g der Corona-Infizierte­n in Augsburg

Altersvert­eilung Corona-Infizierte

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Not macht erfinderis­ch: Wenn man sich auf den Wiesen und in Parks nicht mehr niederlass­en darf, das Wetter aber doch so schön ist, dann muss es eben anders gehen. AZ-Leser Christian Kolbert hat dieses Bild in der Remboldstr­aße aufgenomme­n.

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