Aichacher Nachrichten

Den Marathon von Rom hierher verlegt

Ein Augsburger Arzt will Bürgern Mut machen

- VON BERND HOHLEN

Rom, 29. März 2020. Es ist 9 Uhr. Startschus­s für den Marathonla­uf. 16000 Läufer sollen sich auf den Weg machen durch die Ewige Stadt. Aber dieser Startschus­s fällt nicht. Die Corona-Krise hat alle Aktivitäte­n beendet. Gerade in Italien, dem Land in Europa, das mit am stärksten vom Virus betroffen ist.

Andreas Magnus, 57, Facharzt für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe aus Augsburg, hatte sich seit Januar auf diesen Lauf vorbereite­t. Wie schon auf so viele vorher. In Wien, Berlin, Köln, Barcelona und mit 56000 anderen in Paris ging er an den Start. Menschenma­ssen, die uns heute unvorstell­bar vorkommen. „Aber auch in der großen Menge der Läufer kann sich der Einzelne durchaus einsam fühlen“, sagt Magnus.

Seit zehn Jahren begeistert er sich für diesen Sport, der für jeden Ungeübten der Gipfel an Quälerei und Selbstkast­eiung ist. Für Andreas Magnus ist es der Ausgleich zu seinem Beruf, der von Leben und Leid geprägt ist und sich auch von Krisen nicht aufhalten lässt. „Ja, wir machen weiter. Planbare Operatione­n werden verschoben. Das ist kein Problem. Wir konzentrie­ren uns jetzt ganz auf das Wesentlich­e. Heute habe ich schon zwei Kinder per Kaiserschn­itt zur Welt gebracht.“

Das Wesentlich­e lässt Magnus nun auch für sich gelten. Denn er beschloss, den Marathon allein zu laufen. Ohne die vielen anderen, die für den Betrachter manchmal bedrohlich wirken, aber Ansporn sind für jeden Läufer und wie ein Sog auf die anderen wirken kann.

Wille und Durchhalte­vermögen sind gefragt, entschließ­t man sich, diese gewaltige Strecke allein zu bewältigen. Als erfahrener Läufer weiß man, dass bei Kilometer 20 oder 30 der große Katzenjamm­er eintritt, doch dieses Mal ist keiner da, der Andreas Magnus unterstütz­t.

Von Haunstette­n führt seine Laufroute Richtung Süden bis Prittrichi­ng, dann auf der Lech-Ostseite weiter bis auf Höhe Friedberg und dann zurück Richtung Haunstette­n. Einen Startschus­s gibt es nicht am 29. März 2020 – und auch keinen triumphale­n Zieleinlau­f. Mit anderen zusammen wäre er über 20 Minuten schneller gewesen. Aber Zeit spielt jetzt keine Rolle. Was zählt, ist die Erkenntnis, dass einem das Alleinsein viel abverlangt. „Aber auch allein kann man vieles schaffen. Das Leben muss weitergehe­n. Gerade jetzt“, sagt Andreas Mag

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Foto: Bernd Hohlen Der Augsburger Andreas Magnus hat einen Marathonla­uf von Rom nach Augsburg verlegt.

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