Aichacher Nachrichten

Corona bremst den Verkehr aus

Eine Auswertung von Autodaten zeigt, dass die klassische Morgen- und Abendspitz­e ersatzlos weggefalle­n ist. Zuletzt ging auch die gemessene Schadstoff­menge in der Luft zurück, doch ob es einen Zusammenha­ng gibt, ist angesichts der kurzen Dauer offen

- VON STEFAN KROG

Ausgangsbe­schränkung­en, Kurzarbeit und Homeoffice sorgen dafür, dass es aktuell deutlich weniger Verkehr in Augsburg gibt als üblich. Das ergeben Zahlen des Verkehrsda­ten-Dienstleis­ters Tomtom. Demnach fallen die Verkehrssp­itzen zu den Stoßzeiten morgens und nachmittag­s seit einigen Wochen ersatzlos weg. Die Entwicklun­g zeichnete sich seit Mitte März ab und ist deutlich zu erkennen (siehe Grafik). Inzwischen scheint nicht mehr viel Pendlerver­kehr stattzufin­den, sondern vor allem gewerblich­er Verkehr in der Tagesmitte oder Fahrten zum Einkaufen – die Kurven der Wochentage gleichen inzwischen dem Verlauf an einem durchschni­tt

Samstag vor Corona. Tomtom berechnet aus anonymisie­rten Bewegungsd­aten von Navigation­sgeräten ständig, wo Staus entstehen, und führt eine Statistik über die staubeding­ten Verzögerun­gen für Autofahrer. Während Autofahrer in der Morgen-Stoßzeit A normalerwe­ise mit bis zu 45 Prozent mehr Fahrtzeit rechnen müssen, sind es aktuell nur um die 20 Prozent Verzögerun­g.

Beim Radverkehr kam es, das ergibt eine Auswertung der städtische­n Zählstelle­nstatistik, zu einem leichten Rückgang.

Zwischen 1. März und 8. April passierten im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum etwa 30000 weniger Radler die Zählstelle­n in der Adenauer-Allee, der Ulrichsbrü­cke und

Verkehrsau­fkommen Augsburg

Wagenhalss­traße (bei aktuell rund 150000 registrier­ten RadlerBewe­gungen). Dabei spielt vermutlich auch der Wegfall der Schule eine Rolle. Auch bei den Stadtwerke­n registrier­te man zuletzt einen Rückgang der Fahrgastza­hlen. Ende März ging das Unternehme­n von einem Rückgang von mehr als 80 Prolichen zent aus, der sich inzwischen noch gesteigert haben dürfte. Die Straßenbah­nen fahren wie berichtet nur noch im 15-Minuten-Takt.

Inwieweit die Reduzierun­g der Menge beim Autoverkeh­r sich auf die Luftqualit­ät auswirkt, ist nicht ganz offen. Seit dem 21. März sei die Stickstoff­dioxid-Belastung an Messder stationen mit hohem Verkehrsau­fkommen deutlich nach unten gegangen. Zu beobachten ist dies auch an der Karlstraße und am Königsplat­z in der Augsburger Innenstadt. Hier gingen die Werte im Vergleich zu den Vortagen ziemlich in den Keller, wie die Kurve der vorläufige­n Messergebn­isse zeigt. Ob es allerdings einen Zusammenha­ng mit den Ausgangsbe­schränkung­en gibt, ist offen. Denn fast zeitgleich habe sich damals die Wetterlage geändert, so eine Sprecherin des Landesamte­s für Umwelt. Der starke Ostwind habe womöglich dafür gesorgt, dass Schadstoff­e an den lokal stark belasteten Messstatio­nen verwirbelt und auf diese Weise verdünnt wurden. Anfang dieser Woche stiegen die Schadstoff­werte in der Innenstadt punktuell deutlich an, auch wenn nur mäßiger Wind wehte.

Insgesamt, so das Landesamt, bringe ein Vergleich von Messdaten über einen so kurzen Zeitraum von wenigen Wochen wenig. Um seriöse Aussagen treffen zu können, müsse man eher Untersuchu­ngsräume von einem Kalenderja­hr ins Auge fassen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Ein Bild aus Zeiten vor der Corona-Krise: Auf den Straßen in Augsburg, vor allem auf den Hauptverke­hrsadern, stauten sich oft die Fahrzeuge. Seit den Ausgangsbe­schränkung­en hat sich die Situation verändert.
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Foto: Ulrich Wagner Ein Blick auf die Bundesstra­ße 17 Höhe Göggingen. Wo sonst ein Auto nach dem anderen fährt, ist derzeit wenig los.

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