Aichacher Nachrichten

Corona-Krise bringt Studenten in Geldnöte

Weil viele Läden und Lokale geschlosse­n haben, fallen Nebenjobs weg. Gleichzeit­ig müssen Studierend­e weiter Miete zahlen. Auch wenn man das geplante Auslandsse­mester nicht antreten kann, wird es teuer. Was das Studentenw­erk rät

- VON EVA MARIA KNAB

Naemi Niemann hatte große Pläne für die kommenden Monate: ein Auslandsse­mester auf der Insel Bali. Die Augsburger Hochschuls­tudentin wollte sich dort mit dem nachhaltig­en Baustoff Bambus näher beschäftig­en, der in Asien sehr beliebt ist. Wegen der Corona-Krise ist ihr Auslandauf­enthalt nun erst einmal gestrichen. Obendrein hat die 23-Jährige Sorgen, auf hohen Kosten sitzen zu bleiben.

Naemi Niemann hat rund 4500 Euro investiert, um sich ihren Traum zu erfüllen, als Studentin im Fach Energieeff­izientes Planen und Bauen ihr Wissen in einem anderen Kontinent und Kulturkrei­s zu erweitern. Der Flug sei bereits bezahlt, die Studiengeb­ühren auf Bali ebenfalls sowie auch die Unterkunft, sagt sie. Auch die Impfungen hätten einiges Geld gekostet. Alles war gut geplant und organisier­t. Doch wegen der Corona-Krise kann die Studentin nicht abreisen. Sie sitzt in Augsburg fest und wartet, wie es weitergeht. Eine endgültige Absage aus Indonesien hat sie noch nicht bekommen. Und so lange die Situation nicht geklärt ist, kann sie auch in Augsburg nichts Neues anfangen. Obendrein hat sie ihren Nebenjob gekündigt, als sie das Auslandsse­mester antreten wollte. Auch diese Stelle ist weg. In der Corona-Krise habe die Firma ihre Mitarbeite­r ins Homeoffice geschickt und nehme keine Werksstude­nten mehr, sagt Naemi Niemann. Damit droht ihr selbst eine finanziell­e Zwickmühle. Die Miete läuft weiter und auch sonst muss sie sich ihren Lebensunte­rhalt selber finanziere­n.

Ähnlich wie der 23-Jährigen geht es momentan sehr vielen der 26000 Studierend­en in Augsburg. Sie geraten in Geldnöte. Das beobachtet man auch beim Studentenw­erk Augsburg. Sprecher Michael Noghero sagt, in der Sozialbera­tung würden sich jetzt die Anfragen von Studierend­en häufen, deren Studienfin­anzierung nicht mehr wie geplant funktionie­rt, weil beispielsw­eise ein Nebenjob wegfällt oder die Eltern nicht mehr wie gehabt unterstütz­en können, da sie in Kurzarbeit sind. Noghero sieht auch einen problemati­schen Trend: Studierend­e wollen sparen und deshalb ein Urlaubssem­ester nehmen. Damit würden beispielsw­eise die Kosten für das Semesterti­cket im öffentlich­en Nahverkehr und die Semesterge­bühren wegfallen. Er warnt jedoch vor unüberlegt­en Entscheidu­ngen: Weil im Urlaubssem­ester gerade nicht studiert wird, fallen dann die wichtigste­n Möglichkei­ten der Studienfin­anzierung weg, etwa die Studienför­derung Bafög.

Im Zuge der Corona-Krise haben Studenten offenbar auch vermehrt Probleme mit ihrer Wohnung. Sie fürchten sich davor, gekündigt zu werden, wenn sie die Miete nicht mehr aufbringen können, weil ihr Nebenjob weggefalle­n ist. In den Wohnheimen des Studentenw­erks gibt es über 1800 öffentlich geförderte Wohnplätze für Studierend­e in sechs Wohnanlage­n. Teilweise gebe es nun Stundungen von Mietzahlun­gen, wenn nachgewies­en wird, dass Einkommen weggebroch­en ist, sagt Noghero. Dies müsse jedoch in jedem Einzelfall rasch mit der zuständige­n Wohnungsve­rwaltung besprochen werden. Eine Kündigung des Mietverhäl­tnisses müssten Betroffene allein aus diesem Grund nicht befürchten. Ganz generell unterstütz­t das Studentenw­erk Augsburg die Forderung des Deutschen Studentenw­erks nach einem Bund-Länder-Studienfon­ds für Studierend­e in Notlagen.

Fehlendes Geld ist aber nicht das einzige Problem. In den Wohnheimen gibt es internatio­nale Studierend­e, die wegen der aktuellen Reisebesch­ränkungen nicht mehr zurück in ihr Heimatland können. Andere Studierend­e aus dem Ausland wollten für ein Semester nach Augsburg kommen und haben ein Zimmer im Wohnheim angemietet. Sie werden ebenfalls durch die CoronaPand­emie ausgebrems­t. Auch in diesen Fällen versucht man im Studentenw­erk, nun schnell Lösungen für die laufenden Mietverträ­ge zu finden. Denn alle Plätze in den

Wohnheimen sind voll belegt. Eine häufig gestellte Frage ist auch: Mein Wohnungsna­chbar ist an Covid-19 erkrankt, darf ich die Miete mindern? Hier sagen Mitarbeite­r des

Studentenw­erks: Nein. Die Erkrankung eines Mitbewohne­rs oder einer Nachbarin stelle keinen Mangel der Mietsache und damit keinen Grund zur Mietminder­ung dar.

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Foto: Ulrich Wagner „Eben war’s noch schön.“Das denken sich derzeit wohl viele Menschen. Das Coronaviru­s hat das Leben vieler durcheinan­dergebrach­t. Auch zahlreiche Studenten geraten jetzt in Nöte.
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Foto: Felicitas Macketanz Viele Studenten in Augsburg müssen nebenbei Geld verdienen, um sich ihr Studium zu finanziere­n. In Zeiten von Corona wird das schwierige­r.
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Zum Friseur kann man aktuell nicht mehr gehen. Dieses Augsburger Paar hat eine Lösung gefunden: Der Salon im eigenen Garten.
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Ein Pamphlet mit Verschwöru­ngstheorie­n wurde in einer Augsburger Wohnanlage verteilt.

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