Aichacher Nachrichten

Uralte Greppe führt nach St. Elisabeth

Die Kapelle steht am Hohlweg in Miedering. Als sie gebaut wurde, war das Dorf ein Knotenpunk­t / Serie (Teil 11)

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Affing-Miedering In Miedering haben sich die Wege schon vor dem Bau der Kreisstraß­e AIC 25 gekreuzt. Wie wichtig der Knotenpunk­t hier einmal war, beweisen noch heute zahlreiche Hohlwege, so genannte Greppen. Bei Miedering (heute Gemeinde Affing) liefen die Verbindung­swege aus den Nachbarort­en zusammen und weiter in alle Himmelsric­htungen mit Anschluss an die alten Handelsrou­ten.

Nach Nordwesten ging es nach Mühlhausen und von da aus weiter nach Augsburg oder Eichstätt. Nach Süden führte ein Weg nach Friedberg, nach Nordosten nach Affing und Haunswies und weiter zur Donau. Ältere Bewohner von Miedering wissen noch, dass es früher von Miedering aus keinen Weg nach Derching oder Mühlhausen am Fuß des Lechrains gab, geschweige denn eine Straße. Der uralte Verbindung­sweg lässt sich heute noch als Greppe neben der Kapelle St. Elisabeth entdecken. Er hat sich tief in die umgebenden Felder eingeschni­tten. Zur Sicherung, und wohl auch zur Überwachun­g dieser wichtigen Wege, hat sich südlich des Orts auf einer Bergkuppe

ein niedriger Orts-adel angesiedel­t, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunder­ts zur wittelsbac­hischen Ministeria­lität gehörte. Heute sieht man nur noch den leeren Burgstall (Burgstelle), den die Einheimisc­hen „Gscheibum“nennen.

Die Gemeinde Miedering, die heute zu Affing gehört, hatte einst die Aufgabe, die Greppen und Wege in Ordnung zu halten und zu pflegen. Zum Instandhal­ten siedelte sie an der Kreuzung ein kleines Anwesen an. Der Hof ist im Urkataster als

Haus Nr. 5 eingezeich­net. Als Grundherr des Gemeindeha­uses ist 1760 die Ortsgemein­de Miedering vermerkt. Die Bewohner des Anwesens mussten als Tagelöhner die Wege instandhal­ten. Unmittelba­r neben dem kleinen Gemeindeha­us ist im Urkataster auch die Kapelle St. Elisabeth eingezeich­net.

Die einstige Ausstattun­g der Kapelle mit Figuren des Friedberge­r Bildhauers Johann Kaspar Öberl (Geißelchri­stus, Pietà, Christus in der Rast) deuten auf eine Entstehung­szeit

im 18. Jahrhunder­t hin. Der Altar ist um 1870 entstanden. In seinen Nischen stand einst eine Muttergott­es zwischen den Heiligen Laurentius und Leonhard, alle aus dem 18. Jahrhunder­t.

Heute befinden sich fromme Andachtsge­genstände im Altar. Die schöne Kapelle mit dem ädikulaför­mig gerahmten Eingang und dem daneben stehenden Kreuz erfreut jeden vorbeifahr­enden. Agnes Fischer pflegt die Gartenanla­ge des Kirchleins das ganze Jahr über. Die Kapelle ist jeden Sonntag geöffnet. Im Mai findet seit mehreren Jahren, von Pfarrer Maximilian Bauer angeregt, eine Andacht statt.

Hubert und Gabriele Raab

Über die Kapellen der Region berichten wir in einer Serie in loser Folge. ⓘ

Buch „Kapellen im Wittelsbac­her Land“, Wißner-Verlag, 190 Seiten, mit viele Fotografie­n. Das Buch ist im Verlag vergriffen. Es sind jedoch noch einige Exemplare im Landratsam­t in Aichach vorrätig (Kontakt: katharina.martin@lraaic-fdb.de) sowie teilweise im örtlichen Buchhandel.

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Fotos: Hubert Raab Ein Hohlweg führt an der Kapelle St. Elisabeth vorbei.
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Die Kapelle ist jeden Sonntag geöffnet. Ihr Altar entstand um 1870.

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