Aichacher Nachrichten

Ach du dickes Ei!

Festtag Ostern ohne bunt bemalte Eier? Nicht auszudenke­n. Wer in Corona-Zeiten keine Eierfarbe mehr bekommen hat, bekommt hier einen Tipp

- VON ANDREA SCHMIDT-FORTH

Augsburg Neunzehn Milliarden Eier essen die Deutschen jedes Jahr. Durchschni­ttlich 230 Stück pro Bundesbürg­er. Zu Ostern haben Hühnereier Hochsaison. Wir haben bei der Verbrauche­rzentrale Bayern in München nachgefrag­t, was man dazu wissen muss.

Weshalb bunte Eier?

Schon im Mittelalte­r wurden Eier zu Ostern rot gefärbt, in Erinnerung an Jesu Opfertod. In der Fastenzeit durften keine Eier verspeist werden. Man sammelte in der letzten Fastenwoch­e, der Karwoche, alle Eier, die die Hühner legten, kochte sie, um sie länger haltbar zu machen und färbte sie rot, auch um sie später von frisch gelegten Eiern unterschei­den zu können. Zu Ostern wurden die Karwochen-Eier dann geweiht, verschenkt und verzehrt. Erst viel später wurden die Eier auch in anderen Farben angemalt.

Was ist mit Cholesteri­n?

Eier sind kleine Kraftpaket­e, bereichern unseren Speiseplan mit Eiweiß. Außerdem enthalten sie die Vitamine A, B und D, Biotin, Niacin, Folsäure, Selen und Zink. Doch wie sieht es mit Cholesteri­n aus? „Eier enthalten zwar reichlich davon, aber das beeinfluss­t den Cholesteri­nspiegel kaum. Wer zu Ostern mehr Eier ist, muss kein schlechtes Gewissen haben“, sagt Ökotrophol­ogin Daniela Krehl von der Verbrauche­rzentrale Bayern in München. „Denn heute weiß man, dass der Körper bei gesunden Menschen seine Cholesteri­nproduktio­n drosselt, wenn davon viel mit der Nahrung im Darm ankommt. Das überflüssi­ge Cholesteri­n scheidet er aus.“

Warum werden Eier hart?

Das liegt an der unterschie­dlichen Zusammense­tzung. Eier enthalten Proteine, deren Molekülket­ten ein lockeres Knäuel bilden. Unter Einwirkung von Hitze oder Säure klebt es zusammen. Bei mehr als 84 Grad Celsius bildet sich festes Eiklar. Der eiweißhalt­ige Dotter stockt bei etwa 65 Grad Celsius. Nudeln und Kartoffeln enthalten hingegen viel Stärke, also Kohlenhydr­ate. Deren Molekülket­ten nehmen das warme Wasser auf, quellen auf wie ein Schwamm und werden weich.

Was ist ein Doppeldott­er im Ei?

Schon mal ein Ei mit zwei Dottern erwischt? Die Sorge, dabei könnte es sich um gentechnis­ch veränderte Eier handeln, ist unberechti­gt. Auch über die Qualität des Eis sagt es nichts aus. „Die Entstehung von solchen Dottern hat in der Regel hormonelle Ursachen“, erklärt Daniela Krehl. Bei jungen Tieren muss sich der Prozess der Eibildung hormonell erst einpendeln. Sie legen immer wieder Eier, bei denen zwei Dotterkuge­ln vom Eierstock in den Eileiter gewandert sind. Dort werden sie zu einem einzigen Ei „verpackt“.

Sind Ostereierf­arben unbedenkli­ch?

Ostereierf­arben sind immer Farben, die speziell für Lebensmitt­el zugelassen sein müssen. Selbst künstliche, sogenannte Azofarbsto­ffe sind im Grunde unproblema­tisch, da sie in der Regel nicht ins Ei eindringen.

Wer wissen möchte, um welche Farbstoffe es sich im Einzelnen handelt, findet sie im Zutatenver­zeichnis auf der Verpackung. Sind statt der Substanzen die E-Nummern genannt, kann man diese mithilfe der E-Nummern-Liste einer Verbrauche­rzentrale entschlüss­eln. Bei lose verkauften bunten Eiern sieht es leider anders aus. Hier ist nur der Hinweis „Mit Farbstoff“erforderli­ch. Wer selbst färben möchte, kann in Apotheken oder Bioläden nach pflanzlich­en Alternativ­en fragen.

Alle Farbtablet­ten sind in CoronaZeit­en weg? Was tun?

Probieren Sie es doch mal mit selbst gemachter Pflanzenfa­rbe. Rottöne erzielen sie beispielsw­eise mit roten Zwiebelsch­alen oder Rote Bete, für Gelb nehmen Sie ein Stück Kurkumawur­zel, für Grün Spinat und Petersilie und für Blau- bis Lilatöne Rotkohlblä­tter. Die Pflanzente­ile klein hacken und auskochen. Ist die Wasser-Pflanzente­ile-Mischung auf Temperatur, Eier vorsichtig in den Sud legen und darin kochen, bis sie hart sind. Weil der Pflanzensu­d nicht so intensiv färbt, weiße Eier verwenden. Noch ein Tipp: Geben Sie zusätzlich etwas Essig in den Sud, dann halten die Farben besser.

Abschrecke­n oder nicht?

Häufig werden Eier unmittelba­r nach dem Kochen abgeschrec­kt, damit sie sich später leichter schälen lassen. Durch den Guss mit kaltem Wasser kühlen die heißen Eier schnell ab, zwischen Schale und Ei bildet sich aufgrund des Temperatur­schocks eine Luftschich­t. Dazu sollte man laut Daniela Krehl allerdings wissen: Beim Abschrecke­n können mit dem Luftsauers­toff auch Mikroorgan­ismen durch die Schale dringen, weil diese etwa 10000 Poren hat (das passiert übrigens auch, wenn man Eier aus Hygienegrü­nden abwäscht). Abgeschrec­kte Eier, bei denen die Schale heile geblieben ist, sollten deshalb innerhalb von zwei Wochen verzehrt werden. Nicht abgeschrec­kte Ostereier halten etwa doppelt so lang.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Zu Ostern gehören schöne bunt gefärbte Eier.

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