Ach du dickes Ei!
Festtag Ostern ohne bunt bemalte Eier? Nicht auszudenken. Wer in Corona-Zeiten keine Eierfarbe mehr bekommen hat, bekommt hier einen Tipp
Augsburg Neunzehn Milliarden Eier essen die Deutschen jedes Jahr. Durchschnittlich 230 Stück pro Bundesbürger. Zu Ostern haben Hühnereier Hochsaison. Wir haben bei der Verbraucherzentrale Bayern in München nachgefragt, was man dazu wissen muss.
Weshalb bunte Eier?
Schon im Mittelalter wurden Eier zu Ostern rot gefärbt, in Erinnerung an Jesu Opfertod. In der Fastenzeit durften keine Eier verspeist werden. Man sammelte in der letzten Fastenwoche, der Karwoche, alle Eier, die die Hühner legten, kochte sie, um sie länger haltbar zu machen und färbte sie rot, auch um sie später von frisch gelegten Eiern unterscheiden zu können. Zu Ostern wurden die Karwochen-Eier dann geweiht, verschenkt und verzehrt. Erst viel später wurden die Eier auch in anderen Farben angemalt.
Was ist mit Cholesterin?
Eier sind kleine Kraftpakete, bereichern unseren Speiseplan mit Eiweiß. Außerdem enthalten sie die Vitamine A, B und D, Biotin, Niacin, Folsäure, Selen und Zink. Doch wie sieht es mit Cholesterin aus? „Eier enthalten zwar reichlich davon, aber das beeinflusst den Cholesterinspiegel kaum. Wer zu Ostern mehr Eier ist, muss kein schlechtes Gewissen haben“, sagt Ökotrophologin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern in München. „Denn heute weiß man, dass der Körper bei gesunden Menschen seine Cholesterinproduktion drosselt, wenn davon viel mit der Nahrung im Darm ankommt. Das überflüssige Cholesterin scheidet er aus.“
Warum werden Eier hart?
Das liegt an der unterschiedlichen Zusammensetzung. Eier enthalten Proteine, deren Molekülketten ein lockeres Knäuel bilden. Unter Einwirkung von Hitze oder Säure klebt es zusammen. Bei mehr als 84 Grad Celsius bildet sich festes Eiklar. Der eiweißhaltige Dotter stockt bei etwa 65 Grad Celsius. Nudeln und Kartoffeln enthalten hingegen viel Stärke, also Kohlenhydrate. Deren Molekülketten nehmen das warme Wasser auf, quellen auf wie ein Schwamm und werden weich.
Was ist ein Doppeldotter im Ei?
Schon mal ein Ei mit zwei Dottern erwischt? Die Sorge, dabei könnte es sich um gentechnisch veränderte Eier handeln, ist unberechtigt. Auch über die Qualität des Eis sagt es nichts aus. „Die Entstehung von solchen Dottern hat in der Regel hormonelle Ursachen“, erklärt Daniela Krehl. Bei jungen Tieren muss sich der Prozess der Eibildung hormonell erst einpendeln. Sie legen immer wieder Eier, bei denen zwei Dotterkugeln vom Eierstock in den Eileiter gewandert sind. Dort werden sie zu einem einzigen Ei „verpackt“.
Sind Ostereierfarben unbedenklich?
Ostereierfarben sind immer Farben, die speziell für Lebensmittel zugelassen sein müssen. Selbst künstliche, sogenannte Azofarbstoffe sind im Grunde unproblematisch, da sie in der Regel nicht ins Ei eindringen.
Wer wissen möchte, um welche Farbstoffe es sich im Einzelnen handelt, findet sie im Zutatenverzeichnis auf der Verpackung. Sind statt der Substanzen die E-Nummern genannt, kann man diese mithilfe der E-Nummern-Liste einer Verbraucherzentrale entschlüsseln. Bei lose verkauften bunten Eiern sieht es leider anders aus. Hier ist nur der Hinweis „Mit Farbstoff“erforderlich. Wer selbst färben möchte, kann in Apotheken oder Bioläden nach pflanzlichen Alternativen fragen.
Alle Farbtabletten sind in CoronaZeiten weg? Was tun?
Probieren Sie es doch mal mit selbst gemachter Pflanzenfarbe. Rottöne erzielen sie beispielsweise mit roten Zwiebelschalen oder Rote Bete, für Gelb nehmen Sie ein Stück Kurkumawurzel, für Grün Spinat und Petersilie und für Blau- bis Lilatöne Rotkohlblätter. Die Pflanzenteile klein hacken und auskochen. Ist die Wasser-Pflanzenteile-Mischung auf Temperatur, Eier vorsichtig in den Sud legen und darin kochen, bis sie hart sind. Weil der Pflanzensud nicht so intensiv färbt, weiße Eier verwenden. Noch ein Tipp: Geben Sie zusätzlich etwas Essig in den Sud, dann halten die Farben besser.
Abschrecken oder nicht?
Häufig werden Eier unmittelbar nach dem Kochen abgeschreckt, damit sie sich später leichter schälen lassen. Durch den Guss mit kaltem Wasser kühlen die heißen Eier schnell ab, zwischen Schale und Ei bildet sich aufgrund des Temperaturschocks eine Luftschicht. Dazu sollte man laut Daniela Krehl allerdings wissen: Beim Abschrecken können mit dem Luftsauerstoff auch Mikroorganismen durch die Schale dringen, weil diese etwa 10000 Poren hat (das passiert übrigens auch, wenn man Eier aus Hygienegründen abwäscht). Abgeschreckte Eier, bei denen die Schale heile geblieben ist, sollten deshalb innerhalb von zwei Wochen verzehrt werden. Nicht abgeschreckte Ostereier halten etwa doppelt so lang.