Aichacher Nachrichten

Wer hat noch die Haare schön?

Pandemie Weil alle Salons geschlosse­n sind, versuchen Friseure am Telefon zu helfen

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg Locken kringeln, Spitzen splissen, Stoppeln sprießen, der Pony kitzelt an den Augen, der Ansatz wird von Tag zu Tag breiter und die Dauerwelle ist auch nicht mehr frisch. Kurzum: Die Haare der Menschen wachsen und wachsen. Weil seit Wochen alle Salons wegen der Corona-Schutzmaßn­ahmen nicht mehr geöffnet haben, wird die Lage auf dem Kopf für viele immer heikler. Wie soll man da seinen Kollegen in ein paar Wochen wieder unter die Augen treten? Soll man vielleicht mal mit der Küchensche­re selbst Hand anlegen?

Den Unmut ihrer Kunden bekommen nun auch manche Friseure zu spüren, hört man von einzelnen Haarschnei­demeistern. Kunden würden wieder und wieder nach Hausbesuch­en fragen, auf ihrer Stammkunds­chaft beharren und manchmal sogar mehr Geld bieten, um einen Termin zu bekommen. Und wenn alles nichts helfe, werde der ein oder andere sogar ausfällig. Einzelfäll­e? Oder werden Friseure tatsächlic­h immer mehr zur Zielscheib­e ihrer Kunden?

„Diese Frage kann ich ausdrückli­ch verneinen“, sagt Sandra Gareiß, Obermeiste­rin der Friseurinn­ung Ostallgäu. „Ich habe schon mit vielen Kollegen gesprochen, aber jeder sagt mir, dass die Kunden sehr großes Verständni­s für die Situation haben.“Natürlich frage der ein oder andere mal nach einem Hausbesuch oder ob man eine Ausnahme machen könne. „Aber da sagen wir ganz deutlich Nein.“

Ähnliche Erfahrunge­n machen Willy Uhl und Regine Volkelt, Obermeiste­r der Friseurinn­ungen Nordschwab­en und Oberallgäu. „Die Leute sind sehr zurückhalt­end“, berichtet Uhl und Volkelt ergänzt: „Der ein oder andere fragt nach einem Hausbesuch, aber die sind strikt untersagt und wir lehnen sie auch ganz deutlich ab.“Volkelt versucht, ihren Kunden telefonisc­h so gut es geht weiterzuhe­lfen. Sozusagen eine Art Telefonsee­lsorge für Haarproble­me. Auch Sandra Gareiß berät am Telefon. „Das ist unter den schwierige­n Umständen ein netter Zusammenha­lt. Da kommt man sich gleich ganz nützlich vor.“Manchmal helfe schon eine neue Steckfrisu­r oder der Versuch, die Haare anders zu föhnen. „Wir bestellen aber auch Produkte und richten Farbe her, die die Kunden dann vor dem Salon abholen und selbst daheim auftragen können.“

Wie lange die Menschen in Bayern in der haarigen Angelegenh­eit noch durchhalte­n müssen, sei derzeit nicht absehbar, erklärt Obermeiste­r Willy Uhl. Er hofft, dass er seinen Salon so schnell wie möglich wieder öffnen kann. „Aber ich glaube, das Leben wird in anderen Bahnen weitergehe­n. Und es ist ja noch absolut unklar, wie wir nach der Krise weiterarbe­iten werden.“

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