Aichacher Nachrichten

Mehr als die Hälfte der Stadträte scheidet aus

Kommunalpo­litik Wenn im Mai das Gremium seine Arbeit aufnimmt, setzt ein Stühlerück­en ein. Der Aderlass bei CSU und SPD ist groß, wobei viele Räte auf eine Kandidatur verzichtet hatten. Verlierer sind Pro Augsburg und Polit-WG

- VON MICHAEL HÖRMANN

Sechs Jahre dauert die Periode eines gewählten Stadtrats. Das im März neu gewählte Gremium beginnt im Mai mit seiner politische­n Arbeit. Der Wechsel ist riesig. Mehr als die Hälfte der künftigen Stadtratsm­itglieder ist neu. Dies bedeutet eben auch, dass 32 teils langgedien­te Stadträte nicht mehr dabei sind. Der Aderlass ist bei CSU und SPD besonders groß, wobei in diesen Parteien ein größerer Teil der ausscheide­nden Stadträte auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Abgewählt wurden dagegen die Vertreter von Pro Augsburg und der Polit- WG.

Die Zahl der Neulinge im Stadtrat könnte weiter steigen. Es zeichnen sich Entwicklun­gen in den siegreiche­n Fraktionen ab, die sich auf die Zusammense­tzung des Stadtrats dann auswirken. Es geht um die Besetzung der künftigen Stadtregie­rung, die ebenfalls im Mai ihre Arbeit aufnimmt. Würden Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) und die mögliche Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) zu Bürgermeis­tern gewählt, wofür derzeit einiges spricht, kämen bei CSU und Grünen Nachrücker zum Zug.

Ein Nachrücker­platz ist dagegen zum jetzigen Zeitpunkt bereits fest vergeben. Die CSU kam bei der Stadtratsw­ahl auf 20 Stadträte. Dazu zählt Oberbürger­meisterkan­didatin Eva Weber. Sie wurde bei der OBStichwah­l am 29. März zur neuen Chefin im Rathaus gewählt. Ihr Stadtratsm­andat gibt es sie folglich ab. Als neue Oberbürger­meisterin hat Eva Weber ein eigenes Stimmrecht. Profitiere­n wird Claudia Haselmeier, die auf Platz 21 im CSUStadtra­tsergebnis steht.

Nach gegenwärti­gem Stand scheiden 31 Stadträte des jetzigen Stadtrats aus. Ein Großteil davon war bei der Wahl am 15. März nicht mehr angetreten. Einzelne Stadträte, die kandidiert hatten, verfehlten den Einzug ins Gremium. Einschneid­end und zugleich ernüchtern­d war das Abschneide­n für Pro Augsburg. Die Vierer-Fraktion wird auf eine Stadträtin reduziert. Lediglich Beate Schabert-Zeidler bleibt im Stadtrat. Ihren Stadtratss­itz verlieren dagegen die OB-Kandidatin Claudia Eberle sowie Rudolf Holzapfel und Thomas Lis.

Bei der CSU sind es sieben amtierende Stadträte, die den Wiedereinz­ug verfehlten: Sie kamen nicht unter die besten 20 Einzelerge­bnisse.

sind Rolf Rieblinger (Platz 22), Max Weinkamm (23), Günter Göttling 26), Klaus-Dieter Huber (28), und Ingrid Fink (31), Juri Heiser (34) und Marc Zander (39).

Rieblinger­s Abschied wird jedoch nicht endgültig sein. Da Baureferen­t Gerd

Merkle in dieser

Position auch der künftigen CSUgeführt­en Stadtregie­rung ange- hört, muss er zwangsläuf­ig auf das gewonnene Stadtratsm­andat verzichten. Rieblinger rückt daher nach. Dies könnte auch beim ehemaligen Sozialrefe­renten Max Weinkamm eintreten. Bleibt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel, der für die CSU ein Stadtratsm­andat gewonnen hat, im Amt, rückt Weinkamm ebenfalls vor.

Bei der SPD haben drei Stadträte die Wiederwahl ins Gremium nicht geschafft. Christian Moravcik, der während der Amtszeit von den Grünen gewechselt hatte, kam auf Platz

18. Angela Steinecker landete auf Platz 26, Willi Leichtle auf Platz

20. Steinecker und Leichtle hatten allerdings auf vordere Listenplät­ze verzichtet. Sie wollten, so hatten beide argumentie­rt, mit ihrem Bekannthei­tsgrad für ein gutes Abschneide­n der Partei sorgen. Angela Steinecker konzentrie­rt sich jetzt auf ihre Arbeit als stellvertr­etende IG-MetallChef­in in Augsburg. Der 79-jährige Leichtle beendet seine kommunalpo­litische Laufbahn. Leichtle wurde im Jahr 1972 erstmals in den StadtEs rat gewählt. Er blickt auf insgesamt 48 Jahre Stadtratst­ätigkeit zurück.

Bei den Grünen, die deutlich im Stimmenerg­ebnis zulegten, scheiden Stadträtin Antje Seubert und die ehemalige Kulturrefe­rentin Eva Leipprand aus, die in der laufenden Periode nachgerück­t war. Seubert und Leipprand hatten auf einem wenig chancenrei­chen Listenplat­z kandidiert. Ähnlich wie bei den Kollegen der SPD ging es ihnen darum, Stimmen für die Partei zu holen. Bei den Grünen könnte es noch eine weitere Änderung geben. Würde die jetzige Fraktionsv­orsitzende Wild einen Referenten­posten übernehmen und zur Bürgermeis­terin gewählt werden, wäre auch ihr gewonnenes Stadtratsm­andat zu vergeben.

Die Polit-WG schaffte bei der Wahl am 15. März den Wiedereinz­ug nicht. Deshalb verlieren Oliver Nowak und Alexander Süßmair ihr Stadtratsm­andat. Süßmair war als parteilose­r Stadtrat erst wenige Monate vor der Kommunalwa­hl zur Polit-WG gestoßen.

Weit vor der Wahl hatte fast ein Drittel der Stadträte auf eine Kandidatur verzichtet. Zehn kamen aus Reihen der CSU. Hedwig Müller, die dazu gehörte, starb im Februar im Alter von 78 Jahren. Bei bei SPD hatten fünf Fraktionsm­itglieder frühzeitig ihren Verzicht auf eine Kandidatur erklärt. Die Liste der Stadträte, die nicht mehr angetreten waren, sieht wie folgt aus:

● CSU Rainer Schaal, Thorsten Große, Dimitrios Tsantilas, Markus Arnold, Rolf von Hohenhau, Johannes Hintersber­ger, Thorsten Kunze, Katja Scherer und Jürgen Schmid.

● SPD Gabriele Thoma, Stefan Quarg, Dieter Benkard, Ulrich Wagner und Hüseyin Yalcin.

● Freie Wähler Volker Schafitel.

● Die Linke Otto Hutter.

● AfD Markus Bayerbach.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf diesen Plätzen sollen bald die neuen Augsburger Stadträte Platz nehmen. Das Gremium umfasst 60 Mitglieder, mehr als die Hälfte der bisherigen Mitglieder scheidet mit Ablauf der Amtsperiod­e aus.
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Willi Leichtle
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Claudia Eberle

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