Corona: 5700 Betriebe zeigen Kurzarbeit an
Wirtschaft Immer mehr Unternehmen in der Region Augsburg geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Nun schlägt auch die Handwerkskammer für ihre Mitgliedsfirmen Alarm. Wo es derzeit krankt
Die wirtschaftliche Talfahrt, die an der Corona-Krise festzumachen ist, setzt sich im Wirtschaftsraum Augsburg weiter fort: Stand Dienstag haben 5700 Betriebe eine Anzeige auf Kurzarbeit gestellt. Diese Zahl hat die Agentur für Arbeit in Augsburg am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion genannt. Wie viele Beschäftigte davon betroffen sind, lasse sich gegenwärtig nicht sagen, hieß es weiter.
Elsa Koller-Knedlik, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Augsburg, erläutert auch, warum Zahlen keinen Aufschluss bis ins letzte Detail geben: „Im April sollte die derzeit große Welle an Anzeigen statistisch erfasst vorliegen. Die Statistik zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit, einschließlich der Arbeitsausfälle, Branchen und allen betroffenen Beschäftigten, wird noch einige Monate brauchen.“Das habe laut Koller-Knedlik einen einfachen Grund: „Kurzarbeit wird immer im Nachhinein abgerechnet. Die Unternehmen haben dafür drei Monate Zeit.“
Gegenwärtig müsse man damit rechnen, dass die Zahlen im Wirtschaftsraum Augsburg weiter ansteigen. Die Firmen hätten vor Eintritt in die Kurzarbeit die Arbeitszeitkonten und den alten Urlaub der Beschäftigten abgebaut.
Die Dimension, die die Kurzarbeit zwischenzeitlich erreicht hat, zeigt sich in einem Vergleich: 5700 Betriebe wollen in Kurzarbeit (Stand 7. April), am 31. März waren es laut Statistik lediglich 3500 Unternehmen, wobei auch diese Zahl bereits hoch war. Elsa Koller-Knedlik hatte dazu erwähnt, dass kleine Firmen und große Unternehmen betroffen seien. Von Kurzarbeit seien im Wirtschaftsraum nahezu alle Branchen betroffen.
Auch die schwäbische Handwerkskammer schlägt längst Alarm für ihre Mitgliedsbetriebe in der Region. Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner sagt: „Das Handwerk darf in weiten Teilen noch arbeiten, doch die Probleme in den Betrieben werden von Tag zu Tag größer.“Alarmierend sei, dass über 80 Prozent der Handwerksunternehmen massive Umsatzeinbrüche von 50 Prozent und mehr melden. Bis Mitte April könnten wohl viele Firmen durchhalten, sagt Wagner: „Dann drohen Liquiditätsengpässe, Insolvenzen und Kündigungen.“Gerade Betriebe mit einer dünnen Kapitaldecke gerieten schnell in Not. Da würden Kredite nur mittelbar helfen.
Wagner führt aus: „Für viele Firmen stellt sich die Frage, wie sie dieses Geld zurückzahlen sollen. Die staatlichen Programme sind zwar gut ausgestattet, reichen aber nur für kurze Zeit.“Der Hauptgeschäftsführer der Kammer fordert, dass die finanziellen Hilfen erheblich schneller ankommen müssten. Das Handwerk sei jetzt dringend auf Aufträge angewiesen, um Arbeitsund Ausbildungsplätze erhalten zu können.
Wagner drängt die Politik, wichtige Entscheidungen vorzubereiten: „Spätestens nach den Osterferien braucht es eine Exitstrategie, da die Betriebe diese wirtschaftliche Vollbremsung nicht länger durchhalten können.“Hilfen und Unterstützungsprogramme, die von staatlicher Seite kommen, seien sehr umfangreich, lobt Wagner. Der Haken:
„Bei den Zuschüssen gibt es inzwischen viel Durcheinander, weil drei Förderprogramme mit unterschiedlichen Konditionen parallel unterwegs sind – ein bayerisches, inzwischen aufgestocktes Förderprogramm, und daneben ein Bundesprogramm – und alle Programme sind mit unterschiedlichen Fördersummen versehen.“Unterstützung erfahren die Betriebe von der Handwerkskammer.
Sehr früh hatte in Augsburg das Dienstleistungsunternehmen Greif Kurzarbeit angemeldet. Wie berichtet, gilt dies für den HotelwäscheBetrieb. Allein in Augsburg hat Greif 500 Mitarbeiter, deutschlandweit gibt es neun Standorte. Sieben wurden aufgrund der Corona-Krise vorläufig geschlossen, zwei werden derzeit auf Minimalprogramm betrieben. Kündigungen sind bislang nicht vorgesehen.