Aichacher Nachrichten

„Es könnte einem schon das Herz bluten“

Interview Marcus Vorwohlt, Chef des Modehauses Rübsamen, erzählt, wie sein Unternehme­n mit Kurzarbeit, sinkenden Umsätzen und Kontakt zum Kunden umgeht. Wie er sich eine Wiedereröf­fnung der Läden vorstellt

- Interview: Michael Hörmann

Das Textilhaus Rübsamen ist mit seinen 13 Geschäften an neun Standorten ein eingeführt­es Unternehme­n im Wirtschaft­sraum. Nicht erst ausgelöst durch die Corona-Krise setzt Rübsamen auf den Onlinehand­el. Herr Vorwohlt, wie einschneid­end trifft Corona Ihr Unternehme­n?

Marcus Vorwohlt: Die Corona-Krise hat uns hart und abrupt getroffen. Von einem Tag auf den anderen sind alle unsere stationäre­n Umsätze auf null runtergefa­hren. Die Kosten sind natürlich weitergela­ufen.

Können Sie Zahlen liefern, wie sich der Umsatz unter den geänderten Vorzeichen zuletzt entwickelt hat? Vorwohlt: Die Umsatzzahl­en haben sich bereits in den letzten Tagen der regulären Öffnung dramatisch nach unten entwickelt. Auch bei geöffneten Läden hatten wir bereits Umsatzeinb­ußen von mindestens 50 Prozent. Die Leute haben bereits Angst gehabt und das hat man deutlich gemerkt.

Wie haben Sie intern reagiert? Wie sind Mitarbeite­r derzeit beschäftig­t? Vorwohlt: Momentan sind alle unsere Verkaufsmi­tarbeiter in Kurzarbeit.

Dies betrifft alle unsere Verkaufsfi­lialen. Nur in Augsburg in unserer Verwaltung arbeiten wir mit einer Notbesetzu­ng in Personalbü­ro, Buchhaltun­g und Einkaufsab­teilungen. Und unsere Azubis sind natürlich am Arbeiten. Denn Auszubilde­nde fallen nicht in die Kurzarbeit­er-Regelung. Das ist gut so, denn gerade unsere Auszubilde­nden machen momentan einen Wahnsinnsj­ob und helfen, wo es nur geht, im Onlinebere­ich.

Wie ist der Kontakt zu den Mitarbeite­rn in Kurzarbeit?

Vorwohlt: Auch die Mitarbeite­r, die momentan zu Hause in Kurzarbeit sind, sind wahnsinnig interessie­rt, was alles passiert und wie alles weitergeht. Wir sind Gott sei Dank sehr stark über die sozialen Medien mit unseren Leuten vernetzt. Wir pflegen einen permanente­n Informatio­nsaustausc­h. Das ist sehr wichtig in diesen schwierige­n Zeiten.

Haben Sie das Onlinegesc­häft nochmals aktiviert? Falls ja, in welcher Weise?

Vorwohlt: Um überhaupt noch Umsatz machen zu können, haben wir unsere Online-Umsätze zu pushen. Wir haben vor allem das sogenannte Plattform-Geschäft noch angekurbel­t. Wir verkaufen neben unserem Onlineshop nun auch verstärkt auf Zalando und Amazon.

Vorwohlt: Nachdem die Menschen seit mehreren Wochen zu Hause sind, merken wir, dass es einen hohen Bedarf an Kommunikat­ion gibt. Wir telefonier­en mit unseren Kunden. Wir schicken ihnen auch WhatsApp-Nachrichte­n. Wir versenden Outfit-Ideen auf Instagram und auf Facebook und wir verteilen Newsletter per E-Mail.

Vorwohlt: Sie ist sehr gut und positiv. Unsere Kunden sind sehr solidarisc­h und freuen sich, dass wir noch da sind. Und das ist ganz wichtig für die Zeit nach der jetzt angeordnet­en Schließung, wenn wir wieder aufmachen. Wie solidarisc­h die Menschen sind, merkt man daran, dass wir sehr gut online Gutscheine verkaufen – auf unserer Onlineseit­e und auf ‚Rette deinem Lieblingsl­aden‘.

Sie sind ein Geschäftsm­ann, der sich stets für die Belange des stationäre­n Handels in der Augsburger Innenstadt eingesetzt hat. Wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn Sie gegenwärti­g die menschenle­ere Augsburger Innenstadt betrachten?

Vorwohlt: Wenn man momentan durch die Stadt geht, könnte einem schon das Herz bluten. Ich glaube, wenn sich alles wieder normalisie­rt, werden die Leute noch stärker als früher merken, wie wertvoll eine schöne und intakte Stadt ist. Und auch, wie wertvoll das soziale Zusammenle­ben und das Miteinande­r sind.

Gibt es Überlegung­en, wie Ihr Unternehme­n und die Handelswel­t in Augsburg nach Ende der Ausgangsbe­schränkung­en agieren sollen? Vorwohlt: Wir beschäftig­en uns natürlich momentan schon stark daversucht, mit, wie wir mit unserer Neueröffnu­ng umgehen, wenn es dann so weit ist. Wir hoffen alle, dass wir Anfang Mai eröffnen können, denn alles andere wäre eine Katastroph­e.

Gibt es Aktionen?

Vorwohlt: Wir gehen momentan von keinen großen Aktionen aus, denn wir glauben, dass es zu keinen großen Menschenan­sammlungen im Verkaufsra­um kommen sollte. Auch die Themen Mundschutz und Desinfekti­on werden wichtig sein. Wir beschäftig­en uns damit. Bereits jetzt versuchen wir, alles zu organisier­en. Wir wissen: Auch wenn wir wieder auf haben, geht Gesundheit für unsere Mitarbeite­r und unsere Kunden immer vor.

Haben Sie Verständni­s für die Eingriffe ins öffentlich­e und somit auch wirtschaft­liche Leben?

Vorwohlt: Die Eingriffe im öffentlich­en Leben momentan sind schon sehr hart. Aber ich glaube, es gibt dazu keine Alternativ­e. Wir sollten alle Maßnahmen weiterhin disziplini­ert umsetzen.

 ?? Der Modemarkt ist besonders stark von der Krise getroffen. Frühjahrsm­ode ohne Kundschaft – wie reagiert Rübsamen darauf? Wie ist die Resonanz? ?? Marcus Vorwohlt
Der Modemarkt ist besonders stark von der Krise getroffen. Frühjahrsm­ode ohne Kundschaft – wie reagiert Rübsamen darauf? Wie ist die Resonanz? Marcus Vorwohlt

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