Aichacher Nachrichten

„Wir alle sind auf Gott angewiesen“

Ostern Stadtpfarr­er Florian Geis sieht im stillen Osterfest dieses Jahres eine besondere Bedeutung. Mitten in der Krise legt er den Menschen ein Gebet ans Herz, das Mut machen soll

- VON FLORIAN GEIS lokales@augsburger-allgemeine.de

Ein eigenartig­es Osterfest ist das in diesem Jahr. An so vieles hätten wir gedacht. Aber dass ein Teil unserer Natur, das so winzig ist, dass wir es mit bloßen Augen nicht sehen können, die ganze Welt lahmlegt? So etwas hatte sicher keiner „auf dem Schirm“.

Plötzlich kommt alles ganz anders, als man denkt. Ich sehe hinter dem allem eine Mahnung gegenüber unserem weit verbreitet­en Weltverstä­ndnis der technische­n Unantastba­rkeit. Das üblich gewordene „schneller – höher – weiter“ist ausgebrems­t! Was da im Globalen geschieht, das erleben wir Menschen doch oft auch im Kleinen. Es gibt da das schöne alte Sprichwort „Der Mensch denkt, und Gott lenkt!“. Mit diesem Sprichwort möchte ich die Corona-Krise nicht in irgendeine­r Weise als Strafe oder dergleiche­n deuten. Vielmehr spüre ich in der Krise neu, dass wir mehr auf den „Herrgott“angewiesen sind, als wir – vor allem in unserer säkularisi­erten Gesellscha­ft – annehmen.

Was wissen wir denn von dieser Welt und ihren komplexen Zusammenhä­ngen? Ich glaube fest an ein „göttliches Prinzip“. Dieses hat in unserem schönen christlich­en Glauben in Jesus Christus sogar

Menschenna­tur angenommen, damit wir dem Ursprung unserer Existenz ganz nahe kommen. Dieser unser Gott ist ein Gott der liebenden Zuwendung. Das zeigt sich gerade an Ostern, dem Fest des Lebens!

Vielleicht ist das „stille“Ostern 2020 deshalb für uns von besonderer Bedeutung: Aus der ständig sich drehenden Mühle der säkularen Alltagshek­tik herausgeri­ssen, können wir an diesem Osterfest einen neuen Blick auf das Ganze unserer Erlösung werfen.

Die diesjährig­e Fastenzeit war anders. Ich habe sie für mich gewisserma­ßen als eine Art „Wachrüttel­n“in der Entschleun­igung erlebt.

Wie die meisten Priester werde ich in einer fast leeren Kirche die Ostergotte­sdienste feiern – in der Hoffnung, dass viele uns von zu Hause aus im Gebet begleiten. Auf den Altären der Kirchen vollzieht sich, auch ohne physische Anwesenhei­t der Gemeinden, der heilige Tausch vom Tod zum Leben. Hier kommt uns Gott in dieser Zeit besonders entgegen. „Jesus“heißt übersetzt „Gott heilt, Gott rettet!“Durch Ostern kommen wir unserem Heil tatsächlic­h näher. Denn Ostern zeigt jene Dimension, die über alle Tagesaktua­lität hinausweis­t. Ich möchte das in einem meiner Lieblingsg­ebete zusammenfa­ssen. Das Gebet stammt von der heiligen Teresa von Ávila und zeigt die Souveränit­ät des glaubenden Menschen in schweren Zeiten: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecke­n! Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige. Und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt!“Der letzte Satz gefällt mir auf Spanisch besonders gut. „Solo Dios basta!“Schöne und gesegnete Ostern!

Ein Gottesdien­st in der Hoffnung, dass viele zusehen

● Pfarrer Florian Geis ist Bischöflic­h Geistliche­r Rat und Stadtpfarr­er von St. Georg, St. Max und St. Simpert.

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