Tödliches Saarbrücken
Tatort: Das fleißige Lieschen
ARD, Montag, 20.15 Uhr Das Saarland hat populäre Politiker, einen Fußball-Pokalschreck und einmal im Jahr einen „Tatort“. Das ist doch was für ein kleines Land! Zuletzt spielte Devid Striesow den Hauptkommissar, der im Südwesten nicht so recht ankam. Er wirkte immer so, als würde er sich in seiner mecklenburg-vorpommerschen Heimat wohler fühlen als zwischen Merzig und St. Wendel. Zum Glück ist Striesow draußen, seine Nachfolger heißen Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer). Beide sind erst 32 Jahre alt, psychisch belastet und zumindest im Debüt-Krimi optisch schwer auseinanderzuhalten. In ihrer Jugend waren sie beste Freunde.
In ihrem ersten Fall „Das fleißige Lieschen“geraten sie in das Dickicht der verkrachten Industriellenfamilie Hofer & Söhne, in der jeder jeden hasst. Kein Wunder, dass der Haupterbe Erik Hofer (Gabriel Raab) ermordet wird. Tatverdächtig ist der ältere Bruder Konrad (Moritz Führmann). Schnell wird deutlich, dass die Motive, die zum Mord führten, weit in die Vergangenheit zurückreichen. Obwohl Konrad der bessere Chef gewesen wäre, steht er kurz davor, von seinem Großvater Bernhard (herrlich fies: Dieter Schaad) zugunsten des Nichtsnutzes Erik enterbt zu werden. Dieser Kotzbrocken von Unternehmer quält unentwegt den älteren „entarteten“Enkel: Der Alte steckt fest in der braunen Suppe des Dritten Reichs.
Dass eine Firma wie Hofer & Co. Zwangsarbeiter beschäftigte, ist so neu nicht als Filmstoff. Dafür überzeugt der zweite Handlungsstrang: Leo Hölzer kennt die schrecklichen Jugenderfahrungen seines Freundes, der von seinem Vater misshandelt wurde. Selbst ist er nicht frei von psychischen Belastungen. Er leidet offenbar an einer Schießhemmung. Ein dunkles und faszinierendes Geheimnis scheint die Freunde zu verbinden. Das Ende ist überraschend. Und man wird das Gefühl nicht los, dass die Lebensgeschichte der Ermittler auch die weiteren Fälle bestimmen wird.