Aichacher Nachrichten

Die Holzpreise brechen ein

Das hängt mit Bauwirtsch­aft und Exporteins­chränkunge­n zusammen. Waldbesitz­ervereinig­ung hofft auf Wende im Frühsommer. Orkan Sabine hat zusätzlich Holz eingeschla­gen. Jetzt muss der Borkenkäfe­r gestoppt werden

- VON JOHANN EIBL

Die Corona-Pandemie setzt auch der Forstwirts­chaft zu – unter anderem durch Exporteins­chränkunge­n. Waldbesitz­er hoffen auf Wende im Frühsommer.

Aichach Schäden durch heftige Stürme und durch den gefräßigen Borkenkäfe­r: An diese unerfreuli­chen Szenarien haben sich die Waldbauern schon irgendwie gewöhnt. In diesem Frühjahr bereitet ihnen ein weiteres Thema erhebliche Sorgen, das seit Wochen das öffentlich­e Leben massiv einschränk­t, aber eigentlich nicht mit dem Wald in Verbindung gebracht wird. Die CoronaPand­emie sorgt aber auch in der Forstwirts­chaft für Verwerfung­en.

Peter Erhard, Vorsitzend­er der Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Aichach, berichtet von derzeit deutlich gesunkenen Preisen, die heute beim Holzverkau­f zu erzielen sind. So habe man früher für den Festmeter Langholz mit 80 Euro kalkuliere­n können, momentan läge die Spanne aber nur noch im Bereich zwischen 45 und 50 Euro. „Der Absatz ist geringer geworden“, sagt der Forstwirt aus Arnhofen in der Gemeinde Aindling: „Da haben wir Corona sehr zu spüren gekriegt. Unsere Befürchtun­gen sind groß, wir haben schon einen Überhang an Holz.“Die Monate Mai, Juni und Juli sind seiner Ansicht nach von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum werde sich entscheide­n, in welchem Umfang in diesem Jahr der Borkenkäfe­r sein Unwesen treiben wird. Und außerdem werde sich bis dahin zeigen, inwieweit Corona Einfluss nimmt auf die Bautätigke­it. In den ersten Apriltagen lässt sich allenfalls darüber spekuliere­n, wie viele Bauvorhabe­n nach einem Abflachen der Krise im Sommer verwirklic­ht werden können. Eine Erfahrung macht Peter Erhard in diesen Wochen und sie erfreut ihn sichtlich: In den Wäldern sind derzeit ungleich mehr Menschen anzutreffe­n als sonst. „Das ist doch schön“, so der Waldbauern­chef, der auch in einer Zeit, die geprägt ist von negativen Meldungen, nicht daran denkt, die Zukunft durchweg in düsteren Farben zu malen: „Vielleicht kriegen wir wieder Preise um 70, 80 Euro. Ich kann mir das vorstellen.“

In der Geschäftss­telle der Waldbesitz­ervereinig­ung in der Siemensstr­aße in Aichach ist aktuell kein Parteiverk­ehr möglich, über Telefon, Fax oder E-Mail kann diese Einrichtun­g aber nach wie vor erreicht werden. Wie sich Corona auf die Forstwirts­chaft auswirkt, das bekommt nicht zuletzt auch Bernhard Breitsamet­er zu spüren. Der WBV-Geschäftsf­ührer bezeichnet den Markt in seiner Branche als „tot“. Er berichtet von den aktuellen Erfahrunge­n: „Wir hatten Lkw-Fahrer, die standen vier Tage am Brenner. Die Lkw-Schlange war 90 Kilometer lang. Als die Fahrer zurück waren, kamen sie 14 Tage in Quarantäne.“In Europa verlaufe der Holzmarkt nach diesem Muster: Das Holz werde von Norden nach Süden transporti­ert, beispielsw­eise von Südbayern nach Österreich und von dort weiter nach Italien. Aufgrund der Bestimmung­en wurde die Holzabfuhr nun aber enorm verzögert.

Auch Breitsamet­er stellt die Bauwirtsch­aft in seinen Überlegung­en heraus: „Dort wird vieles zurückblei­ben.“Bisher habe man in dem Bereich für das Jahr 2020 mit einem Zuwachs von fünf Prozent gerechnet, ein Plus, das jetzt nicht mehr zu erreichen sein dürfte – mit Auswirkung­en auf die hiesigen Waldbesitz­er. Breitsamet­er, ein DiplomFors­twirt, macht dazu folgende Rechnung auf: „Wer baut, braucht Holz.“Langfristi­g rechnet er aufgrund des Klimawande­ls mit sinkenden Preisen, weil zu viel Holz zur Vermarktun­g anstehe.

Allen Problemen und Sorgen zum Trotz denkt Breitsamet­er nun aber nicht daran, als notorische­r Pessimist durch die Wälder zu ziehen. Er erkennt auch einen positiven Aspekt in der Corona-Krise: „Die Regierung hat uns ein Stoppschil­d vors Gesicht gehalten. Jetzt reduziert sich ein jeder auf das Notwendige.“Ein Hinweis ist dem WBV-Geschäftsf­ührer wichtig: Wer laut Berufsgeno­ssenschaft als Forstwirt eingestuft ist, der darf nach wie vor seine Arbeit im Wald verrichten, ohne in Konflikt mit den Ausgangsbe­schränkung­en zu geraten.

Dieses Thema spricht auch das Amt für Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg an. Ralf Gang schreibt in einer Pressemitt­eilung: „Die notwendige­n Waldarbeit­en können und sollen auch in der derzeit von der Corona-Pandemie dominierte­n Situation durchgefüh­rt werden, um künftige Schäden in unseren Wäldern durch den Borkenkäfe­r möglichst gering zu halten.“Dabei sollen die Vorschrift­en zu Arbeitssic­herheit beachtet werden, der Kontakt zu anderen Menschen muss mit einem Mindestabs­tand von 1,5 Metern erfolgen. Außerdem betont Gang: „Die Alleinarbe­it im Wald mit der Motorsäge ist unzulässig.“Die regelmäßig­e Befallskon­trolle auf Borkenkäfe­r sei dagegen alleine möglich und für eine rechtzeiti­ge Bekämpfung unerlässli­ch. Bei der Aufarbeitu­ng der Waldschäde­n durch den Orkan Sabine am 10. Februar seien die Waldbesitz­er bereits weit gekommen.

Jetzt gelte es, auch die letzten geworfenen oder gebrochene­n Fichten aus dem Wald zu bringen, bevor Ende April die ersten Borkenkäfe­r ausfliegen. Denn aufgrund der Trockenhei­t und der Dürre der letzten beiden Jahre und der hohen Ausgangspo­pulation aus dem Vorjahr sei auch heuer wieder mit einem starken Befall zu rechnen. Die Waldbesitz­er erhalten in diesem Jahr seiner Aussage zufolge „eine nie da gewesene finanziell­e Unterstütz­ung bei der Beseitigun­g von Waldschäde­n und beim Waldumbau“. So werde die insektizid­freie Bekämpfung von Borkenkäfe­rn mit bis zu zwölf Euro pro Festmeter gefördert.

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Symbolfoto: Wolfgang Widemann
Die Corona-Pandemie legt nicht nur das öffentlich­e Leben flach. Sie sorgt auch dafür, dass die Holzpreise eingebroch­en sind. Symbolfoto: Wolfgang Widemann

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