Aichacher Nachrichten

Auf diese Ziele haben sich CSU und Grüne geeinigt

Ein Freizeitba­d wird in den nächsten sechs Jahren ebenso wenig kommen wie ein neues Römermuseu­m. Dafür halten die Parteien am zentralen Theatersta­ndort fest. Die Karlstraße soll zurückgeba­ut und die Stadt ein bisschen grüner werden. Ein Blick in den Koali

- VON NICOLE PRESTLE UND JÖRG HEINZLE

Wirtschaft

Die wirtschaft­liche Entwicklun­g vorherzuse­hen, ist seit Corona schwierig geworden, da keiner weiß, wie sich die Krise auf Firmen, den Handel oder andere Branchen auswirkt. Insofern sind, so steht es auch im Entwurf für den Koalitions­vertrag, viele Vorhaben unter Vorbehalt zu sehen. Schwarz-Grün setzt auf eine Vielfalt von Firmen in zukunftsfä­higen Branchen. Ein Fokus liegt auf der Digitalisi­erung. Die CSU hat ihre Forderung nach einem Digitalrat durchgeset­zt, der Stadtrat und Verwaltung beraten soll. Auch Innovation­spark und Technologi­ezentrum sollen weiter ausgebaut werden, Gründer und Start-ups sollen gefördert werden. Der neue Welterbe-Titel spiegelt sich auch wider. Die Koalition will im Bereich Trinkwasse­raufbereit­ung und Wassertech­nik punkten, es soll Veranstalt­ungen an der Messe und im Kongress am Park geben, auch ein Tourismusk­onzept wird entwickelt.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Große Meinungsve­rschiedenh­eiten gab es beim Thema zwischen CSU und Grünen nicht. Schon die Wahlprogra­mme lasen sich bei den Punkten Kreativwir­tschaft und Digitalisi­erung ähnlich. Dennoch ist etwas stärker die Handschrif­t der CSU und ihrer bisherigen Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber zu erkennen. Teils sind Formulieru­ngen des Koalitions­vertrags deckungsgl­eich mit denen des CSU-Wahlprogra­mms.

Was das für die Bürger bedeutet:

Direkte Auswirkung­en dürfte die geplante Förderung der Stadtteile haben, die bessere und kleinräumi­gere Einzelhand­elskonzept­e vorsieht. Die Digitalisi­erung soll dazu führen, dass künftig mehr städtische Dienste bequemer genutzt werden können. Der Gang zum Bürgerbüro soll immer seltener nötig sein.

Umwelt

Augsburg soll unter der schwarzgrü­nen Koalition zur klimafreun­dlichsten Stadt Bayerns werden. Unter anderem sollen auf möglichst allen öffentlich­en Gebäuden Solarzelle­n installier­t werden. Die Innenstadt soll zudem grüner werden, gedacht ist an Baumalleen und an ein umfangreic­hes Pflegekonz­ept für Grünfläche­n zum Schutz von Pflanzen und Insekten.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Die CSU war in ihrem Wahlprogra­mm fast so grün wie die Grünen. Insofern gab es auch hier wenig Dissens. Beim Baum- und Artenschut­z und bei der Schaffung kühler Meilen und einigen anderen Punkten ist deutlich die Marschrich­tung der Grünen zu erkennen.

Was das für die Bürger bedeutet:

Eine grünere Stadt hätte direkte Auswirkung­en auf die Aufenthalt­squalität. Auch die Renaturier­ung von Lech und Wertach zielt in diese Richtung. CSU und Grüne bekennen sich zudem einvernehm­lich zum Schutz des städtische­n Trinkwasse­rs und schließen einen Verkauf dieses Bereichs aus. Unterstütz­t werden soll auch die Direktverm­arktung regionaler und lokaler Erzeugniss­e.

Wohnen

Bezahlbare­s Wohnen – das hatten CSU und Grüne schon in den Wahlprogra­mmen propagiert. Inhaltlich lagen die Parteien nicht weit auseinande­r, das liest man auch im Entwurf für den Koalitions­vertrag heraus. Neue Wohnungen sollen vor allem auch im Innenberei­ch der Stadt entstehen – etwa durch Aufstocken von Gebäuden oder Schließen von Baulücken. Städtische Flächen sollen bevorzugt an junge Familien, Wohngemein­schaften, Genossensc­haften oder Baugemeins­chaften vergeben werden. Die städtische Wohnbaugru­ppe WBG soll 1000 geförderte Wohnungen bis zum Jahr 2026 bauen.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Da die Ansätze von CSU und Grünen nicht so weit auseinande­rgehen, ist vieles wohl Konsens. In einigen Punkten sieht man aber die grüne Handschrif­t: So soll eine Anhebung der Sozialquot­e bei neuen Wohnbaupro­jekten geprüft werden – von 30 auf 40 Prozent. Auch eine sogenannte Zweckentfr­emdungssat­zung

Die Koalition hält am zentralen Theatersta­ndort fest.

Ein Freizeitba­d ist für Augsburg bis 2026 nicht geplant. kommen. Damit wäre es dann zum Beispiel verboten, bestehende Wohnhäuser in Pensionen umzuwandel­n oder Wohnungen als Ferienwohn­ungen zu vermieten, etwa über Internet-Plattforme­n wie Airbnb. Das hatte die CSU bisher als nicht erforderli­ch abgelehnt.

Was das für die Bürger bedeutet:

Die Politik arbeitet an den Problem auf dem Wohnungsma­rkt. Schnelle Lösungen kann man nicht erwarten.

Mobilität

Es war ein großes Thema im Wahlkampf – die Mobilität der Zukunft. Interessan­t ist: Das Auto soll im Verkehrsmi­x der Stadt nicht mehr gleichbere­chtigt sein. Im Koalitions­vertrag heißt es, Fuß- und Radverkehr sowie Bus und Bahn sollten das „Verkehrsge­schehen dominieren“. Der Weg zum Autoabstel­lplatz soll bei neuen Wohnquarti­eren nicht mehr kürzer sein als der Weg zur nächsten Haltestell­e oder Leihrad-Station. Im Vertragsen­twurf steht auch: „Diese Verkehrswe­nde wollen wir nicht verwirklic­hen, indem wir das Auto einfach verdrängen, sondern indem wir die umweltfreu­ndlichen Verkehrsmi­ttel attraktive­r machen und somit eine gute Alternativ­e anbieten.“Wichtige Punkte sind: ein Ausbau der Straßenbah­n, auch in weitere Stadtteile und in Nachbarstä­dte, eine Überarbeit­ung der Nahverkehr­starife sowie mehr Verbesseru­ngen für Fußgänger und Radfahrer.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Die CSU-OB-Kandidatin Eva Weber sprach im Wahlkampf davon, dass die Verkehrsmi­ttel gleichbeab­er

Für Zirkusse in Augsburg soll ein Wildtierve­rbot kommen.

Eine autofreie Innenstadt bleibt erst einmal eine Vision. rechtigt sein sollen, auch das Auto. Nun können die Grünen für sich verbuchen, dass das Auto im Vergleich zu Nah-, Fuß- und Radverkehr eher eine Nebenrolle spielt. Konkrete Projekte für den Autoverkeh­r werden keine genannt. Dafür gibt es neu einen Fußgängerb­eauftragte­n. Die CSU setzte durch, dass die grüne Vision einer autofreien Innenstadt erst mal eine Vision bleibt. Allerdings: Neben einer autofreien Maxstraße soll auch die Altstadt beruhigt werden, indem Durchgangs­verkehr verboten wird. Und die Karlstraße soll neu gestaltet werden. Das von den Grünen geforderte 365-Euro-Ticket für den Nahverkehr steht zwar als Ziel im Koalitions­vertrag – es soll aber erst „langfristi­g“kommen.

Was das für die Bürger bedeutet:

Die Politik wird die Verkehrswe­nde vorantreib­en – für Autofahrer wird es wohl eher unbequemer und teurer werden. Geplant ist unter anderem, die Parkgebühr­en zu erhöhen, auch das Anwohnerpa­rken soll teurer werden. In mehr Straßen als bisher soll zudem Tempo 30 eingeführt werden. Angestrebt wird auch eine „verstärkte und konsequent­e Geschwindi­gkeitsüber­wachung“. Dafür soll es attraktive­re Angebote für Bus und Bahn geben, aber auch für Carsharing oder Leihräder.

Bildung

Die größte Herausford­erung in diesem Bereich sind Sanierung und Ausbau der Augsburger Schulen – vor allem angesichts zunehmend knapper Kassen. Die Koalition will ein Sofortsani­erungsprog­ramm aufsoll

Das Welterbe soll entwickelt werden, auch im Bereich Kongresse.

Ein Römermuseu­m ist im Koalitions­vertrag kein Thema. legen, von dem möglichst schnell alle Einrichtun­gen profitiere­n sollen. Kita-Plätze sollen so ausgebaut werden, dass für alle Kinder ausreichen­d Plätze zur Verfügung stehen.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Die CSU hatte im Wahlprogra­mm konkrete Projekte genannt, unter anderem ein Lesefest oder ein Kindermuse­um. Im Koalitions­vertrag fehlen solch konkrete Vorschläge. Insgesamt scheinen hier die Grünen mehr durchgeset­zt zu haben – was nicht wundert: Mit Martina Wild wird dieses Referat von einer Grünen-Politikeri­n geleitet werden.

Was das für die Bürger bedeutet:

Marode Schulen und fehlende KitaPlätze sind ein Aufreger. Gelingt es, diese Probleme abzustelle­n, könnte dies für viele Familien positiv sein. Nur: Auch die Vorgängerr­egierungen gingen bereits mit diesem Vorhaben an den Start.

Soziales

Das Miteinande­r stärken, Menschen jeden Alters einbinden – die Ziele der Koalition klingen hier eher schwammig. Konkret nennen CSU und Grüne eine bessere sozialpäda­gogische Betreuung von Obdachlose­n und einen besseren Schutz vor häuslicher Gewalt.

Was von welcher Partei drinsteckt:

Auch hier ist von den konkreten Plänen des CSU-Wahlprogra­mms (z. B. eine neue Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik oder ein Kindercafé) nichts mehr zu lesen. Alles in allem haben beide Parteien hier aber einen Mittelweg gefunden.

Was das für die Bürger bedeutet:

Ein echtes 365-Euro-Ticket im ÖPNV lässt auf sich warten.

Geplant ist, in den Stadtteile­n mehr städtische Anlaufstel­len wie Nachbarsch­aftszentre­n einzuricht­en. Den Bürgern kann dies Wege ersparen. Auch sollen mit städtische­r Hilfe offene Werkstätte­n und Tauschbörs­en geschaffen sowie die Nachbarsch­aftshilfe gefördert werden. Bislang entstehen solche Initiative­n eher aus privatem Engagement.

Kultur

Das größte Projekt in diesem Bereich ist die Sanierung des Theatersta­ndorts – und beide Regierungs­parteien stehen zum Großen Haus sowie dem Neubau daneben. Das Gaswerk-Areal soll Zentrum für die Kultur- und Kreativwir­tschaft werden, die besser gefördert werden soll. Festivals soll es auch künftig geben in Augsburg, sie sollen aber nachhaltig­er werden.

Was von welcher Partei drinsteckt:

CSU und Grüne lagen hier nicht weit auseinande­r. Beide wollen das Theater, beide wollen in Halle 116 einen Erinnerung­sort einrichten. Beim Welterbe setzte sich die CSU mit dezentrale­n Infopunkte­n durch. Die Grünen hätten ein Welterbeze­ntrum bevorzugt.

Was das für die Bürger bedeutet:

Freie Künstler sollen mehr Geld bekommen, für die Bürger würde das eine Sicherung der kulturelle­n Vielfalt bedeuten. Der Eintritt für die Dauerausst­ellungen der Museen soll kostenlos werden.

Sport

Ein Schwerpunk­t bilden die Bäder. CSU und Grüne wollen ein Hallenbad mit 50-Meter-Becken bauen, das auch für Wettkämpfe geeignet ist. Sportverei­ne hatten dafür getrommelt, CSU und Grüne hatten die Idee beide im Wahlkampf befürworte­t. Ein Ziel ist die Sanierung der städtische­n Bäder, gleichzeit­ig soll es keine Schließung oder Zusammenle­gung von Bädern geben. Ein Freizeitba­d, wie es von SPDOB-Kandidat Dirk Wurm angesicht des mageren Angebots in der Region gefordert wurde, kommt nicht.

Was von welcher Partei drin steckt:

Grüne und CSU dürften hier keine großen Differenze­n haben. Dass bei Zuschüssen an Vereinen auch Nachhaltig­keit und Geschlecht­ergerechti­gkeit eine Rolle spielen sollen, können die Grünen verbuchen.

Was das für die Bürger bedeutet:

Die teils maroden Bäder sollen saniert werden, Schwimmspo­rtler dürfen sich über ein 50-Meter-Bad freuen. Besonders attraktiv für Familien werden die Hallenbäde­r aber auf absehbare Zeit nicht. Wer ein Freizeitba­d will, muss ins häufig überfüllte Titania nach Neusäß fahren – oder auch deutlich weiter weg.

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Foto: Jonathan Schöps, Adobe Stock Ab dem 1. Mai wird Augsburg voraussich­tlich von einer Koalition aus CSU und Grünen regiert. Der CSU-Vorstand hat dem Koalitions­vertrag schon zugestimmt, die Mitglieder der Grünen müssen noch zustimmen. Doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass es in vielen Bereichen Konsens gibt. Mitglieder beider Parteien sprechen von lösungsori­entierten und unaufgereg­ten Verhandlun­gen.
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Foto: Dobos
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Archivfoto: Wyszengrad
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Foto: Hohlen
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Archivfoto: Wyszengrad Augsburg bekommt einen Fußgängerb­eauftragte­n.
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Foto: Lienert
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Foto: Wyszengrad
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Foto: Wyszengrad
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Foto: Wyszengrad

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