Aichacher Nachrichten

Sommernäch­te, Modular und Radlnacht fallen aus

Viele Veranstalt­ungen werden abgesagt oder auf 2021 verschoben. Für Besucher ist das schade, für beteiligte Firmen ein großes Problem. Wenn der Herbstplär­rer ausfällt, droht den Schaustell­ern eine Saison ohne Einnahmen

- VON MIRIAM ZISSLER UND RICHARD MAYR

Die Vorgaben der Bundesregi­erung, die am Mittwochab­end bekannt gegeben wurden, lassen wenig Spielraum: Großverans­taltungen sollen wegen der Corona-Pandemie in ganz Deutschlan­d bis mindestens 31. August grundsätzl­ich untersagt bleiben. Konkrete Regelungen, etwa zur Größe der Veranstalt­ungen, sollen durch die Länder getroffen werden. Eine genaue Definition, was unter einer Großverans­taltung zu verstehen ist, blieb Ministerpr­äsident Markus Söder in seiner Ansprache Donnerstag­mittag schuldig. Er sprach von großen Festen und Volksfeste­n – er sei skeptisch, ob das Münchner Oktoberfes­t, das am 19. September beginnen soll, unter den Voraussetz­ungen stattfinde­n könne.

Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU) nahm diese Aussage zum Anlass, auch für den Augsburger Herbstplär­rer schwarzzus­ehen. „Ich gehe davon aus, dass er nicht stattfinde­t. Er findet ja noch vor der Wiesn statt“, betonte sie auf der Pressekonf­erenz. Josef Diebold, der Vorsitzend­e des Schwäbisch­en Schaustell­erverbande­s, war entsetzt über die Aussage. „Bei uns Schaustell­ern brennt die Hütte“, sagt er. „Viele hatten ihr letztes Einkommen im Oktober und wären jetzt an Ostern auf dem Frühjahrsp­lärrer in die Saison gestartet. Sie haben nun leere Kassen und stehen vor dem Nichts.“Alle Volksfeste sind erst einmal abgesagt. Diebold will mit der Stadt über den Herbstplär­rer im Gespräch bleiben und nach Wegen suchen, wie trotz der Corona-Krise eine Veranstalt­ung auf die Beine gestellt werden kann.

Definitiv ist das Aus indes schon für andere Augsburger Veranstalt­ungen: Mit den Sommernäch­ten wird das größte Stadtfest ausfallen. „Eine Verschiebu­ng ist bei der Größe der Sommernäch­te einfach nicht möglich“, sagt Heinz Stinglwagn­er vom Veranstalt­er Augsburg Marketing. Der Blick richte sich bezüglich des Stadtfeste­s deshalb auf das kommende Jahr. Dann soll es wieder stattfinde­n. „Ob dann alle Sponsoren und Gastronome­n im Boot sind, wird man sehen“, sagt Stinglwagn­er – wohlwissen­d, dass sich die Corona-Krise gerade zu einem „wirtschaft­lichen Fiasko“für beteiligte Betriebe wie Sicherheit­sfirmen, Technikanb­ieter und die Gastronome­n entwickelt. Mit der Absage der

Sommernäch­te werde den Gastronome­n jetzt noch das „i-Tüpfelchen“genommen, sagt Leo Dietz, der Kreisvorsi­tzende des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes. Viel schmerzhaf­ter aber sei die Zeit jetzt. „Für viele Gastronome­n gibt es seit 13. März kein Einkommen mehr. Wie lange können die das durchhalte­n?“, fragt er. Zumal in Bayern die Gastronomi­e wohl frühestens wieder an Pfingsten öffnen darf.

Auch wenn nun etliche Veranstalt­ungen abgesagt werden, stehen noch einige Höhepunkte im Herbst an. „Wir möchten unter Berücksich­tigung der geltenden Sicherheit­smaßnahmen Kunst- und Kulturproj­ekte planen und umsetzen. Dies gilt auch für die im Oktober geplanten Light Nights“, sagt Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing. Die Klavierakt­ion „Play Me, I’m Yours“soll nach derzeitige­n Planungen ebenfalls vom 4. bis 27. September stattfinde­n.

Für das Mozartfest, das am 8. Mai hätte beginnen sollen, wird ein Ersatzterm­in im Herbst 2020 gesucht. „Wir arbeiten gerade fieberhaft an einer Lösung“, sagt der künstleris­che Leiter Simon Pickel. Die Künstler hätten dazu schon einmal Bereitscha­ft signalisie­rt. Härter trifft es die Lange Kunstnacht, die am 20. Juni hätte stattfinde­n sollen. Sie fällt komplett aus und wird auf 2021 verschoben. Ersatzterm­ine für das Mozartfest für Kinder könnten eventuell im Juli liegen, sagt die künftige Oberbürger­meisterin Eva

Weber. Und das Staatsthea­ter Augsburg bangt um seine Freilichtb­ühnensaiso­n. Intendant André Bücker weiß bislang noch nicht, ob das Musical „Kiss Me, Kate“und die Wiederaufn­ahme von „Herz aus Gold“dort gezeigt werden können. „Wir arbeiten gerade auch an Konzepten, die die Abstandsre­geln einhalten“, sagt Bücker. Statt 2000 Besuchern würden dann nur 600 eingelasse­n. Aber noch weiß er nicht, ob solche Lösungen dann zulässig sind. Noch dazu steht das auch unter dem Vorbehalt, dass das Staatsthea­ter Augsburg im Mai wieder seinen Probenbetr­ieb aufnehmen kann.

Auf das Jahr 2021 verschoben wird auch das Festival der Kulturen, die Radlnacht und das Jugendfest­ival Modular. „Der Stadtjugen­dring will die Zeit nutzen, um das Veranstalt­ungskonzep­t zu überarbeit­en. Ich bin mir sicher, dass das charmante Festival durch die Absage nicht in Vergessenh­eit gerät“, sagte Eva Weber. Festivalle­iter Patrick Jung reagierte verständni­svoll auf die Entscheidu­ng. „Es ist die richtige Entscheidu­ng, denn ein Festival macht genau das aus, was nun einfach nicht erlaubt ist: das gemeinsame, dicht gedrängte Stehen vor der Bühne, die Nähe, das Gemeinscha­ftsgefühl.“Auch das Friedensfe­st am 8. August wird nicht in seiner gewohnten Form stattfinde­n können. Eva Weber sagt dazu: „Es wird keine Friedensta­fel auf dem Rathauspla­tz geben, aber vielleicht viele kleine Friedenspi­cknicks in den Stadtteile­n.“

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Archivfoto: Klaus Rainer Krieger So voll werden die Straßen in diesem Sommer wohl nicht sein: Die Sommernäch­te (unser Bild ist von 2019) sind abgesagt.
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Archivfoto: Peter Fastl Das Modular-Festival wird in diesem Jahr ausfallen. Es soll auf das Jahr 2021 verschoben werden.
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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Radlnacht fällt ebenfalls Corona zum Opfer. Erst 2021 sollen die Straßen wieder einen Abend lang den Radlern gehören.

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