Aichacher Nachrichten

CSU-Vorstand ist einstimmig für Schwarz-Grün

Das neue Bündnis im Augsburger Rathaus nimmt die erste Hürde. Warum selbst CSU-Aktive zustimmen, die von den Grünen politisch eigentlich weit entfernt sind

- VON JÖRG HEINZLE

Die CSU hat den Weg für eine schwarz-grüne Koalition im Augsburger Rathaus geebnet – und das mit einem deutlichen Ergebnis. Der Vorstand des Augsburger Bezirksver­bands hat einstimmig für das geplante Bündnis aus CSU und Grünen gestimmt. Die Vorstandsm­itglieder trafen sich wegen der Corona-Krise nicht persönlich. Die Entscheidu­ng fiel am Mittwochab­end per Videochat.

Mit dem einstimmig­en Ergebnis folgt der rund 20-köpfige Vorstand der politische­n Marschrich­tung, die der Augsburger Parteichef Volker Ullrich und die künftige Oberbürger­meisterin Eva Weber vorgegeben haben. Bei den Grünen läuft in dieser Woche noch eine Mitglieder­befragung zu der geplanten Koalition. In der Augsburger CSU gab es zuletzt keine öffentlich­en Stimmen, die sich gegen das schwarz-grüne Bündnis aussprache­n. Partei-Insider allerdings räumten ein, dass gerade an der Basis nicht jeder über eine Zusammenar­beit mit der ÖkoPartei begeistert sei. Ein CSUStadtra­t etwa sagt dazu: „Da müssen wir auch noch einiges an Überzeugun­gsarbeit leisten.“

Allerdings: Auch CSU-Aktive, denen keine besondere Nähe zu den Grünen nachgesagt wird, sind inzwischen von dem politische­n Projekt überzeugt. Dazu zählt der Polizeibea­mte Peter Schwab, der sich als Konservati­ven sieht und sagt, dass er mit vielen politische­n Positionen der Grünen nichts anfangen könne. Schwab hat in den Sondierung­sgespräche­n mit den Grünen über die Ordnungspo­litik mit verhandelt. Er sei positiv überrascht von der guten Arbeitsatm­osphäre, die dabei geherrscht habe, sagt er. Es seien sachliche Diskussion­en geführt worden, Ideologien hätten keine Rolle gespielt. Schwab gehört auch zu den Befürworte­rn eines Zweierbünd­nisses aus CSU und Grünen ohne die SPD.

Bei drei Partnern in einer Koalition sei es noch schwierige­r, Kompromiss­e und Lösungen zu finden. Er sei ein Freund von „klaren Verhältnis­sen“. Die Stimme von Schwab hat an Gewicht gewonnen, er konnte bei den Stadtratsw­ahlen punkten. Die Wähler schoben ihn von Listenplat­z 16 vor auf Platz sieben.

Auch CSU-Chef Volker Ullrich und Eva Weber hatten die großen „inhaltlich­en Schnittmen­gen“gelobt, die in den Verhandlun­gen mit den Grünen gefunden worden seien. Der Koalitions­vertrag soll den Titel „Zukunftspl­an für Augsburg – eine Stadt der Chancen für Alle“tragen. Der geplante Vertrag sei „ausführlic­h diskutiert“worden, so Ullrich, am Ende habe sich der Vorstand dann einstimmig dafür ausgesproc­hen. In der neuen Stadtregie­rung soll die CSU den Zugriff auf fünf Referenten­posten bekommen, die Grünen auf drei. Noch stehen offenselbs­t bar nicht alle Personalie­n fest – etwa zur Frage, wer neuer Ordnungsre­ferent werden soll. Amtsinhabe­r Dirk Wurm (SPD) ist aus dem Rennen, nachdem die SPD nicht mehr an der Stadtregie­rung beteiligt sein wird.

Wenn die Grünen der Koalition ebenfalls zustimmen, könnten in der nächsten Woche erste Personalfr­agen abschließe­nd geklärt werden, heißt es in Kreisen von Union und Grünen. Es gilt als wahrschein­lich, dass sich auch die Mitglieder der Grünen mehrheitli­ch für das schwarz-grüne Bündnis ausspreche­n. Der Vorstandss­precher der Grünen, Peter Rauscher, sagte, man habe sehr viele Programmpu­nkte der Partei in den Gesprächen durchsetze­n können. »

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