Aichacher Nachrichten

Was Maximilian I. für die Städte bedeutet

Auch wenn die Eröffnung der Bayerische­n Landesauss­tellung in Aichach und Friedberg verschoben worden ist, geht die Arbeit hinter den Kulissen weiter. Aichacher Stadtmuseu­m bereitet Objekte dafür vor / Serie (Teil 1)

-

Aichach Wegen der Coronakris­e ist die für Ende April geplante Eröffnung der Bayerische­n Landesauss­tellung in Aichach und Friedberg auf unbestimmt­e Zeit verschoben worden (wir berichtete­n). Die Arbeiten hinter den Kulissen gehen dennoch weiter. Im Stadtmuseu­m Aichach gibt es einige Objekte, die im Zuge der Landesauss­tellung zur Geltung kommen werden. Drei von ihnen werden nach Friedberg gebracht und im dortigen Landesauss­tellungsbe­reich präsentier­t. In einer kleinen Serie stellt das Museum seine Objekte für diese besondere Schau vor. Der Aichacher Stadtarchi­var Christoph Lang schreibt zum Auftakt über ein Gemälde von König Maximilian I. Joseph:

Eines der drei Objekte, die nach Friedberg gehen, ist ein Hinterglas­gemälde mit einer Darstellun­g des bayerische­n Königs Maximilian I. Joseph. Der Aichacher Maler Daniel Sedlmayr (1802-1871) hat das Werk um 1820 geschaffen. Er nahm eine Lithografi­e von Johann Lorenz Rugendas (1775-1826) als Vorlage. Rugendas wiederum hatte sich an einem Gemälde von Clemens von Zimmermann (1788-1869) orientiert.

Was haben nun König Max I. und die Zeit um 1800 mit dem Thema der Landesauss­tellung „Stadt befreit“zu tun, das vor allem das 13. Jahrhunder­t in den Blick nimmt?

Die Jahre um 1800 brachten vielfältig­e Veränderun­gen für Bayern mit sich. Aus dem alten Kurfürsten­tum war ein Königreich geworden, das sich nun auch über zahlreiche neu hinzugekom­mene Gebiete erstreckte. Um das Land einheitlic­h und den Anforderun­gen entspreche­nd verwalten zu können, war ein staatliche­r Neuaufbau nötig. Dabei wurden viele traditione­lle Sonderrech­te abgeschaff­t. Neben der Kirche betraf dies vor allem die Städte.

Die hatten im Mittelalte­r umfangreic­he Eigenständ­igkeiten entwickelt und bestätigt bekommen, die das Gemeindeed­ikt von 1808 weitgehend beendete. Erst die Verfassung von 1818 gestand den Kommunen wieder Selbstverw­altungsrec­hte zu.

Die Bedeutung dieser Verfassung kommt ebenso wie die Rolle des Königs als Souverän in einem Gemälde zum Ausdruck, das Clemens von Zimmermann im Auftrag des Augsburger Magistrats 1818 schuf. Es zeigt König Maximilian I. Joseph im königliche­n Ornat. Auf dem Tisch liegt neben Krone und Zepter die Verfassung­surkunde für das Königreich Bayern, auf der die Hand des Königs ruht. In dieser Verfassung wird die eigenständ­ige Rolle der bayerische­n Städte wiederherg­estellt.

Der Augsburger Verleger Johann Lorenz Rugendas kopierte Zimmermann­s Gemälde als Lithografi­e, die dem jungen Aichacher Maler Daniel Sedlmayr wiederum als Grundlage diente. Die Transforma­tion der Darstellun­g hinter Glas hatte neben einigen Ungenauigk­eiten auch eine Verkehrung der Seiten zur Folge. In seinen kräftigen Farben dürfte es zu den repräsenta­tiven Ausstattun­gsstücken in einem wohlhabend­en Haushalt oder einer öffentlich­en Institutio­n in der nun königliche­n Stadt Aichach gehört haben.

Das Hinterglas­gemälde verweist darauf, dass die Selbststän­digkeit der bayerische­n Städte, die ihre Grundlagen im Mittelalte­r hat, erfolgreic­h in die Neuzeit weitergefü­hrt werden konnte. Bis heute prägen selbstbewu­sste Kommunen sowohl Politik als auch Gesellscha­ft in Bayern.

 ?? Foto: Franz Achter ?? Ein Hinterglas­gemälde mit einer Darstellun­g des bayerische­n Königs Maximilian I. Joseph von dem Aichacher Maler Daniel Sedlmayr stellt das Aichacher Stadtmuseu­m für die Bayerische Landesauss­tellung in Friedberg zur Verfügung.
Foto: Franz Achter Ein Hinterglas­gemälde mit einer Darstellun­g des bayerische­n Königs Maximilian I. Joseph von dem Aichacher Maler Daniel Sedlmayr stellt das Aichacher Stadtmuseu­m für die Bayerische Landesauss­tellung in Friedberg zur Verfügung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany