Aichacher Nachrichten

Wie sich Friseure und Händler vorbereite­n

Kleinere Geschäfte dürfen bald wieder öffnen. Ladeninhab­er in Augsburg berichten, wie sie die vergangene­n Wochen erlebt haben. Und was sie sich nun erhoffen

- VON JAN KANDZORA

Matteo Leggio hatte in den vergangene­n Wochen viel zu tun. Zwar musste der Friseur seinen Laden am Elias-Holl-Platz so wie jedes Friseurges­chäft schließen. Aber Leggio bereitete sich bereits auf die Zeit vor, in der er wieder arbeiten darf. Er besorgte große Mengen Handschuhe, Desinfekti­onsmittel, Desinfekti­onstücher, Schutzmask­en. Er telefonier­te viel mit Kunden, vertröstet­e sie, erstellte eine lange Warteliste für eine ungewisse Zukunft. Nun ist ein neuer Alltag greifbar: Am 4. Mai sollen Friseure in Bayern wieder öffnen dürfen, das ist der Stand. Eine gute Nachricht, eigentlich. Aber komplett glücklich wirkt Matteo Leggio derzeit nicht. Er ist im Vorstand der Friseur- und Kosmetikin­nung Augsburg und kennt die Situation der Branche in der Stadt gut. „Alle haben Probleme“, sagt er. „Alle.“

Friseurläd­en sind an Samstagnac­hmittagen eigentlich mit dieser Geräuschku­lisse gefüllt: Geplauder in einer Ecke, das Brummen eines Föhns in der anderen, dazu der Sound von surrenden Rasierappa­raten und schnippend­en Scheren. Aber an diesem Nachmittag ist das Geschäft leer und still, es ist ein wenig seltsam. Leggio sagt, er wisse von zwei Läden, die Konkurs anmelden mussten. Viele Inhaber hätten noch keine finanziell­e Hilfe vom Staat gesehen, er selbst auch nicht. Seine fünf Mitarbeite­r hat er nicht in Kurzarbeit geschickt. Es seien langjährig­e Angestellt­e, sagt er, er wolle sie nicht bestrafen. Seit 30 Jahren hat Leggio einen eigenen Laden, er geht davon aus, dass er die Krise überstehen wird, trotz allem. Die genauen Bedingunge­n, unter denen er wieder aufmachen darf, kennt er noch nicht. Aber einen Kundenmang­el erwartet er erst einmal nicht. „Die Leute wollen doch nun alle zum Friseur“, sagt er.

früher als der Friseur darf Kurt Idrizovic sein Geschäft wieder öffnen, die „Buchhandlu­ng am Obstmarkt“mit 40 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche, im Normalfall ein Ort vieler literarisc­her Veranstalt­ungen in Augsburg. Idrizovic sagt, es sei gut, nun wieder eine Perspektiv­e zu haben, allzu gut geschlafen habe er zuletzt nicht. Nun sei die Stimmung besser. Es habe aber geholfen, dass viele Kunden während der vergangene­n Wochen online Bücher bestellten oder auch einfach mal E-Mails schickten und anriefen, um Unterstütz­ung zu signalisie­ren. „Das hat gut getan“, sagt Idrizovic.

Ebenso der Kontakt zu anderen Buchhändle­rn in der Stadt. „Wir haben uns Mut zugesproch­en.“Er habe nicht das Gefühl gehabt, in Augsburg vergessen zu werden. Aber seine Buchhandlu­ng ziehe auch ein Publikum an, das über Bücher sprechen wolle, sagt Idrizovic. Das habe schon gefehlt. Derzeit dekoriert er den kleinen Laden ein wenig um, eine Woche ist noch Zeit. Veranstalt­ungen wie früher wird es in der Buchhandlu­ng so schnell nicht mehr geben. Aber vielleicht ja ein gutes Frühjahrsg­eschäft.

Vorbereitu­ngsarbeite­n auf eine Wiedereröf­fnung unter neuen BeEtwas dingungen gibt es derzeit überall. Ab dem 27. April dürfen Läden mit einer Größe bis zu 800 Quadratmet­ern wieder Kunden empfangen. Die „MaVie-Boutique“in der Altstadt verkauft unter anderem selbst genähte Kindermode, zuletzt stellte man auch ein anderes Produkt her, wie Inhaberin Stefanie Demmer sagt: Schutzmask­en. Diese biete man zum Verkauf an, sobald es wieder losgehe. Man werde zunächst verkürzte Öffnungsze­iten haben, es werde immer nur ein Mitarbeite­r vor Ort sein. Und ein bisschen, sagt Demmer, habe sie die Angst im Nacken. Aber es müsse weitergehe­n.

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Foto: Stefan Puchner Matteo Leggio bereitet sich auf die Wiedereröf­fnung vor: Er besorgt Schutzmask­en, Desinfekti­onsmittel, Handschuhe,…
 ?? Foto: Stefan Puchner ?? Kurt Idrizovic dekoriert sein Buchgeschä­ft gerade etwas um. In einer Woche darf er es wieder öffnen.
Foto: Stefan Puchner Kurt Idrizovic dekoriert sein Buchgeschä­ft gerade etwas um. In einer Woche darf er es wieder öffnen.

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