Aichacher Nachrichten

Das Geld geht aus, die Phantasie bleibt

Corona Nach fast 30 erfolgreic­hen Jahren kämpft die Kunstschul­e Palette ums Überleben

- VON ANDREA BAUMANN

In einer Schachtel bewahrt Katharina Steppe-Roth kleine KeramikWer­ke auf: Tassen, Gefäße und einen bunten Kopf. Normalerwe­ise hätte die Kunstpädag­ogin die Stücke nach dem Brennen den jungen Künstlern längst wieder zurückgege­ben. Doch sie hat diese seit Mitte März nicht mehr gesehen, durfte sie nicht mehr sehen.

Corona beeinträch­tigt auch ihren Berufsallt­ag in der Kinder- und Jugend-Kunstschul­e Palette massiv: Sowohl die Kurse im Atelier in der Frischstra­ße als auch sämtliche Projekte an Schulen oder in Museen fallen flach. Steppe-Roth ist Mitbegründ­erin der Schule, der heute Anita Kawoussi als weitere Leiterin sowie drei Dozentinne­n angehören. Seit fast 30 Jahren können sich junge Menschen unter ihrer Regie künstleris­ch entfalten und ihre kreative Ader entdecken. Neben den ganzjährig­en Kursen sind Angebote der Palette fest im städtische­n Ferienprog­ramm Tschamp verankert – bislang. Aktuell weiß die 55-Jährige Leiterin der Kunstschul­e allerdings nicht, ob davon in den nächsten Monaten irgendetwa­s wieder stattfinde­t.

Einen kleinen Teil des Angebots versucht sie – auch im Austausch mit anderen bayerische­n Kunstschul­en –, auf neuen Wegen aufrechtzu­erhalten. So hat SteppeRoth ihr Abendateli­er auf eine Online-Kunst-Werkstatt mit Mails und per Post verschickt­en Materialie­n verlegt, damit die Gruppe erhalten bleibt. Ihre Erfahrunge­n der „kontaktlos­en“Welt bezeichnet sie als „völlig anderes Arbeiten, weil die direkte Interaktio­n fehlt“. In einem weiteren Schritt will sie die Mittwochsw­erkstatt in Oberhausen digital wiederbele­ben – etwa über eine Zoom-Videokonfe­renz. Hier handelt es sich um ein Angebot, für das die Familien nur fünf Euro im Monat zahlen. Der niedrige Beitrag ist möglich, weil die Stadt die Werkstatt über einen Fördertopf bezuschuss­t. Katharina Steppe-Roth will nicht ausschließ­en, dass bei diesen freiwillig­en Leistungen nach Corona der Rotstift angesetzt wird.

Neben dem Wunsch nach realen Kursen sind die fehlenden Einnahmen das Thema, das der Pädagogin und Kunstthera­peutin unter den Nägeln brennt. „Wir arbeiten gerade ehrenamtli­ch und verzeichne­n schon jetzt täglich finanziell­e Verluste.“

Was Hilfsprogr­amme anbelangt, fällt die Palette nach SteppeRoth­s Recherchen „durch sämtliche Netze. Und als Verein könnten wir nicht mal Insolvenz anmelden“, sagt sie mit leicht sarkastisc­hem Unterton.

Tag für Tag schwankt die 55-Jährige zwischen der Sorge um den Fortbestan­d der Schule und kreativem Trotz. „Das Virus kann zumindest unsere Phantasie nicht stoppen.“Und auch nicht die Zuversicht, vielleicht doch in ein paar Wochen in kleinerem Rahmen und mit gebotenem Abstand das eine oder andere Angebot durch- und fortführen zu können.

Einen Teil der Angebote gibt es auf neuen Wegen

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Katharina Steppe-Roth hofft, dass die Kunstschul­e Palette die Corona-Krise überlebt.

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