Das Geld geht aus, die Phantasie bleibt
Corona Nach fast 30 erfolgreichen Jahren kämpft die Kunstschule Palette ums Überleben
In einer Schachtel bewahrt Katharina Steppe-Roth kleine KeramikWerke auf: Tassen, Gefäße und einen bunten Kopf. Normalerweise hätte die Kunstpädagogin die Stücke nach dem Brennen den jungen Künstlern längst wieder zurückgegeben. Doch sie hat diese seit Mitte März nicht mehr gesehen, durfte sie nicht mehr sehen.
Corona beeinträchtigt auch ihren Berufsalltag in der Kinder- und Jugend-Kunstschule Palette massiv: Sowohl die Kurse im Atelier in der Frischstraße als auch sämtliche Projekte an Schulen oder in Museen fallen flach. Steppe-Roth ist Mitbegründerin der Schule, der heute Anita Kawoussi als weitere Leiterin sowie drei Dozentinnen angehören. Seit fast 30 Jahren können sich junge Menschen unter ihrer Regie künstlerisch entfalten und ihre kreative Ader entdecken. Neben den ganzjährigen Kursen sind Angebote der Palette fest im städtischen Ferienprogramm Tschamp verankert – bislang. Aktuell weiß die 55-Jährige Leiterin der Kunstschule allerdings nicht, ob davon in den nächsten Monaten irgendetwas wieder stattfindet.
Einen kleinen Teil des Angebots versucht sie – auch im Austausch mit anderen bayerischen Kunstschulen –, auf neuen Wegen aufrechtzuerhalten. So hat SteppeRoth ihr Abendatelier auf eine Online-Kunst-Werkstatt mit Mails und per Post verschickten Materialien verlegt, damit die Gruppe erhalten bleibt. Ihre Erfahrungen der „kontaktlosen“Welt bezeichnet sie als „völlig anderes Arbeiten, weil die direkte Interaktion fehlt“. In einem weiteren Schritt will sie die Mittwochswerkstatt in Oberhausen digital wiederbeleben – etwa über eine Zoom-Videokonferenz. Hier handelt es sich um ein Angebot, für das die Familien nur fünf Euro im Monat zahlen. Der niedrige Beitrag ist möglich, weil die Stadt die Werkstatt über einen Fördertopf bezuschusst. Katharina Steppe-Roth will nicht ausschließen, dass bei diesen freiwilligen Leistungen nach Corona der Rotstift angesetzt wird.
Neben dem Wunsch nach realen Kursen sind die fehlenden Einnahmen das Thema, das der Pädagogin und Kunsttherapeutin unter den Nägeln brennt. „Wir arbeiten gerade ehrenamtlich und verzeichnen schon jetzt täglich finanzielle Verluste.“
Was Hilfsprogramme anbelangt, fällt die Palette nach SteppeRoths Recherchen „durch sämtliche Netze. Und als Verein könnten wir nicht mal Insolvenz anmelden“, sagt sie mit leicht sarkastischem Unterton.
Tag für Tag schwankt die 55-Jährige zwischen der Sorge um den Fortbestand der Schule und kreativem Trotz. „Das Virus kann zumindest unsere Phantasie nicht stoppen.“Und auch nicht die Zuversicht, vielleicht doch in ein paar Wochen in kleinerem Rahmen und mit gebotenem Abstand das eine oder andere Angebot durch- und fortführen zu können.
Einen Teil der Angebote gibt es auf neuen Wegen