Aichacher Nachrichten

Die schwarz-grüne Koalition ist besiegelt

Die Vertreter der Bündnispar­tner unterzeich­nen den Koalitions­vertrag und betonen dabei ihre gegenseiti­ge Wertschätz­ung. Allerdings ahnen sie schon, dass es bei bestimmten Themen auch mal rumoren wird

- VON STEFAN KROG

Die künftige Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sowie Vertreter von CSU und Grünen haben am Mittwoch den Koalitions­vertrag unterschri­eben. Angesichts der nicht absehbaren Folgen der Corona-Krise sei vieles unter Vorbehalt zu sehen, so Weber. Doch man wolle auf den 45 Seiten zeigen, welche Ideen die Koalitionä­re vom Augsburg der nächsten sechs Jahre haben. Sie sagt: „Klimaschut­z, Mobilität, Augsburg als Wirtschaft­sstandort – diese Themen dürfen nicht hinten runterfall­en, aber es ist offen, was in welcher Form möglich ist.“

Wie berichtet hatten sich die Bündnispar­tner nach der Wahl relativ schnell aufeinande­r festgelegt. In den Wahlprogra­mmen gab es zwar in vielen Politikfel­dern Schnittmen­gen, in konkreten Fragen aber auch erhebliche Unterschie­de, etwa bei Verkehr oder Wohnen. Das großstädti­sch geprägte CSU-Wahlprogra­mm in Augsburg sei das „Einfallsto­r“gewesen, damit Gespräche zwischen Schwarz-Grün stattfinde­n konnten, sagt Eva Weber. Die Gespräche seien geprägt gewesen von „Wertschätz­ung und Sich-Verstehen-Wollen“. „Jede Partei tickt anders, aber es funktionie­rt, wenn man sich menschlich versteht“, so Weber. „Grüne und CSU sind vielleicht nicht von Haus aus füreinande­r bestimmt, aber es gab einen respektvol­len Umgang“, sagt GrünenPart­eivorsitze­nder Peter Rauscher. Die Grünen-Basis stimmte einer Koalition in dieser Woche mit 96 Prozent zu. Dies sei ein starkes Signal, so Rauschers Kollegin Melanie Hippke. „Klimawande­l und andere Dinge werden uns über Corona hinaus beschäftig­en. Sie werden nicht einfacher zu lösen sein, aber sie werden gelöst werden müssen.“

Dass es in den kommenden Jahren im Bündnis auch einmal knirschen könnte, ahnen die Koalitionä­re bei aller demonstrie­rten Einigkeit dennoch. „Es wird nicht nur eitel Sonnensche­in herrschen, aber Politik ist die Kunst des Kompromiss­es“, so CSU-Vorsitzend­er Volker Ullrich. Laut Martina Wild, Fraktionsv­orsitzende der Grünen und künftig wohl Bildungsbü­rgermeiste­rin, habe man sich auch schon Abläufe überlegt, um bei strittigen Fragen zu einem Vorgehen zu kommen. Es würden im Lauf der Zeit noch Themen auftauchen, die nicht im Vertrag geregelt sind.

Weber nahm am Mittwoch auch Stellung zu den künftigen Referaten und ihren Zuschnitte­n. Entscheide­n wird darüber der Stadtrat am Montag. Das OB-Referat wird künftig auch für das Thema „Friedensst­adt“verantwort­lich sein. Es gehe aber keinesfall­s darum, politische­n Einfluss auf das Rahmenprog­ramm des Friedensfe­stes zu nehmen, betont Weber. In der auslaufend­en Regierungs­periode gab es Diskussion­en darüber, wie weit sich die Politik ins Rahmenprog­ramm einmischen darf. Weber sagt, die Friedensth­ematik sei auch bei ihrem Leitthema, dem Miteinande­r in der Stadt, wichtig.

Das Finanz- und das Wirtschaft­sreferat werden künftig wieder eigenständ­ig sein. Besetzt werden sollen die Referenten­posten mit Roland Barth, dem Leiter des Kämmereiam­tes, und Wolfgang Hübschle, derzeit im Wirtschaft­sministeri­um. „Beide Referate werden bei der Bewältigun­g der Corona-Krise eine wichtige Rolle spielen und darum eigenständ­ig geführt“, so Weber. Barth genieße als Fachmann fraktionsü­bergreifen­d Vertrauen. Hübschle sei mit seinen Drähten nach München wichtig, wenn es um Fördertöpf­e geht, um nach der CoronaKris­e die Wirtschaft ins Laufen zu bringen. Das Wirtschaft­sreferat soll künftig auch für die Themen Smart City und das Marktwesen (Plärrer, Dult) zuständig sein. Das Thema Integratio­n wandert vom Umweltrefe­rat (gesetzt ist der bisherige Grünen-Referent Reiner Erben) ins Bildungsre­ferat, das Martina Wild verantwort­en soll. Im Bildungsre­ferat werden die Zuständigk­eiten für die Kitas gebündelt. Das Referat ist künftig nicht nur für die städtische­n Kitas zuständig, sondern auch für die Kitas freier und kirchliche­r Träger sowie den Kita-Ausbau.

Das Sozialrefe­rat (bisher geführt von Stefan Kiefer, SPD) bleibt vom Zuschnitt weitgehend gleich und soll ausgeschri­eben werden. Hier hat die CSU ein Vorschlags­recht. Auch die Besetzung des Kultur-/ Sportrefer­ats wird ausgeschri­eben. Hier haben die Grünen den ersten

Zugriff. Für Thomas Weitzel (parteilos, CSU-nah) dürfte dies das Ende sein. Die Grünen betonen, beim Zuschnitt sei für sie wesentlich gewesen, dass die Kultur als Referat eigenständ­ig bleibt und nicht an ein anderes Referat angedockt wird.

Fürs Baureferat ist Gerd Merkle (CSU) weiterhin gesetzt. Er will in drei Jahren aufhören. Dann muss die Stelle neu besetzt werden. Bis dahin, sagt Weber, werde man sich auch Gedanken gemacht haben, wie man das Thema Mobilitäts­referat – eine Forderung der CSU – umsetzen will. Neben dem für die Verkehrspl­anung zuständige­n Baureferat ist das Thema Mobilität aktuell aufs Umweltrefe­rat (E-Mobilität) und das Wirtschaft­sreferat (Nahverkehr) aufgeteilt. Das Ordnungsre­ferat (gesetzt ist Stadtdirek­tor Frank Pintsch als Nachfolger von Dirk Wurm) soll zum Referat für Bürgerange­legenheite­n werden und das Thema Digitalisi­erung vorantreib­en. „Dieses Thema macht sich für die Bürger am ehesten beim Bürgeramt und dessen elektronis­chen Dienstleis­tungen bemerkbar“, so Weber.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? „Zukunftspl­an für Augsburg“heißt der schwarz-grüne Koalitions­vertrag. Er wurde am Mittwoch unterschri­eben von der designiert­en Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) und der zur Wahl aufgestell­ten Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne; vordere Reihe von links) sowie von Melanie Hippke, Peter Rauscher (beide Grüne, hinten von links), Volker Ullrich und Bernd Kränzle (beide CSU).
Foto: Ulrich Wagner „Zukunftspl­an für Augsburg“heißt der schwarz-grüne Koalitions­vertrag. Er wurde am Mittwoch unterschri­eben von der designiert­en Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) und der zur Wahl aufgestell­ten Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne; vordere Reihe von links) sowie von Melanie Hippke, Peter Rauscher (beide Grüne, hinten von links), Volker Ullrich und Bernd Kränzle (beide CSU).

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