Aichacher Nachrichten

Der neue Trend: Schweinsha­xn to go

Wirtshäuse­r dürfen weiter keine Gäste bedienen. Auch traditione­lle Lokale strukturie­ren deshalb um und bieten ihr Essen zum Mitnehmen an. Hoffnung liegt auf der Biergarten-Saison

- VON MARLENE WEYERER

Aichach-Friedberg Während sich der Einzelhand­el über erste Lockerunge­n der Corona-Regelungen freut, muss die Gastronomi­e noch mindestens bis Pfingsten warten. Restaurant­s, Cafés und Biergärten dürfen nur Essen liefern oder zur Abholung anbieten. Vor Ort essen und trinken ist verboten, die Lokale sind zu. Wie schaut’s aus im Wittelsbac­her Land? Das Schlossbrä­ustüberl Scherneck bei Rehling ist während der CoronaZeit ganz geschlosse­n. Laut Pächter Klaus Sayer ergebe es hier keinen Sinn, Essen zum Bestellen anzubieten. „Wir sind ein Ausflugszi­el“, sagt Sayer. Es lohne sich nicht, die Küche hochzufahr­en, die Energiekos­ten wären höher als die Einnahmen. Stattdesse­n renoviere er sein Lokal und bereite sich auf Tag X vor, an dem er wieder öffnen dürfe.

Auch die Gastronomi­e auf Schloss Blumenthal bei Aichach bietet noch kein Essen zum Mitnehmen an. Stattdesse­n gibt es sogenannte „BlumenTale­r“, Gutscheine, die nach der Öffnung benutzt werden können und helfen sollen, den Betrieb liquide zu halten. Außerdem entwickeln die Betreiber Ideen, wie sie nach der Öffnung weiter arbeiten können. In einem für Corona angepasste­n Biergarten dürfte es so gut wie keinen Kontakt zwischen den Mitarbeite­nden und den Gästen oder zwischen den Gästen untereinan­der geben. Das Essen soll deswegen zukünftig an der Kasse bezahlt werden und der Gast einen Pager bekommen, der per Funk darauf aufmerksam macht, wenn das Essen fertig zubereitet ist. Damit sollen Warteschla­ngen vermieden werden.

Manche Wirte, die ihre Gasthäuser im ersten Moment auch komplett geschlosse­n haben, überlegen sich jetzt aber doch, Essen zum Mitnehmen anzubieten. So auch Georg Krammer vom Ochsenwirt in Pöttmes. „Ich warte noch ein paar Tage ab und wenn dann nix kommt, biete ich zumindest am Wochenende Essen zum Abholen an“, sagt Krammer. Aber eigentlich hoffe er, dass bald wieder Gäste in seinem Wirtshaus sitzen könnten. Die zwei Meter Abstand könne man bei ihm gut einhalten, sagt Krammer. Dann würde sich das Essen zum Abholen auch mehr lohnen. Denn nur Heimservic­e sei ein bisschen wenig. Und Schweinsbr­aten könne man nicht portionswe­ise kochen, da müssten schon einige Bestellung­en zusammenko­mmen, damit es sich lohne.

wolle er es, wenn keine Lockerunge­n angekündig­t werden, probieren. „Ich arbeite ja sonst jede Woche 60, 70 Stunden, und jetzt soll ich einfach nur rumsitzen?“Irgendwie werde es schon weitergehe­n, sagt Krammer.

Patricia Hullah wartet dagegen nicht mehr auf die Lockerunge­n der Maßnahmen. Sie hat ihr Café Dahoam in der Aichacher Altstadt wieder in Betrieb genommen und bietet seit dieser Woche Essen zum Abholen an. „Über die Runden komme ich damit natürlich nicht, aber vielleicht reicht es, um die kleinen Rechnungen zu zahlen“, sagt sie. Die meisten Tage hat Hullah nur mittags offen, Donnerstag bis Samstag auch abends. Frühstück würden die Leute nicht zum Mitnehmen kaufen, und auch nachmittag­s rentiere es sich für sie nicht, offen zu haben. Ihre Kellner sind weiterhin zu Hause. Im Moment arbeiten nur Hullah selbst und ihre Köchin. Auch sie kann sich vorstellen, das Lokal mit Corona-Regelungen wieder zu eröffnen. „Es wäre toll, wenn der Staat erlauben würde, draußen mit Abstand zu sitzen“, sagt Hullah. Bis es so weit sei, wolle sie durchhalte­n. „Jetzt machen wir halt das Beste aus der Situation.“

Das Moosbräu in Aindling bietet bereits seit Längerem Essen zur Abholung an. Katharina Gutmann, die mit ihrer Familie das Gasthaus führt, hört man am Telefon die Freude darüber an, dass es gut angenommen wurde. „Natürlich ersetzt das unser reguläres Geschäft nicht, aber wir haben tolle Gäste, die uns unterstütz­en“, sagt sie. Vor Corona konnte man sich auch Essen abholen, aber das wurde kaum gemacht. Klassische­rweise bestellten sich die Leute eher Pizza als Schweinsbr­aTrotzdem ten. Deswegen waren die Hoffnungen der Wirte eher verhalten, und die Befürchtun­gen schienen sich im ersten Moment zu bestätigen: „Die erste Woche haben wir uns gedacht, das können wir bleiben lassen“, sagt Gutmann.

Aber dann bestellten die Leute immer öfter. Inzwischen stünden sie für Schweinsha­xn sogar Schlage. „Ich hab nicht damit gerechnet“, sagt Gutmann und freut sich abermals über ihre „tolle und treue Kundschaft“. Aber auch Gutmann hofft, dass es irgendwann normal weitergeht. „Meine große Hoffnung ist, dass wir zur Biergarten­saison pünktlich starten“, sagt sie. Wahrschein­lich mit einer begrenzten Anzahl an Gästen, vielleicht sogar in zeitliche Etappen gegliedert. Darüber müssten sie sich, wenn es erlaubt werde, Gedanken machen. „Es wird nicht so, wie bisher“, sagt Gutmann.

 ?? Foto: Josef Abt ?? Im Biergarten des Schlossbrä­ustüberls herrscht zu dieser Jahreszeit normalerwe­ise reger Betrieb. Durch die Corona-Krise bleiben die Biertische und -bänke allerdings leer.
Foto: Josef Abt Im Biergarten des Schlossbrä­ustüberls herrscht zu dieser Jahreszeit normalerwe­ise reger Betrieb. Durch die Corona-Krise bleiben die Biertische und -bänke allerdings leer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany