Aichacher Nachrichten

Corona überschatt­et den Abschied

Schlechte finanziell­e Nachrichte­n für Etat 2020 prägen letzte Sitzung des Affinger Gemeindera­tes. Es gibt zwar warme Worte, aber keinen Handschlag für die scheidende­n Räte

- VON CARMEN JUNG

Affing Ein Willkommen, neun Abschiede und über allem der Schatten der Corona-Krise: So lässt sich die letzte Sitzung des Affinger Gemeindera­tes in dieser Legislatur­periode am Dienstag zusammenfa­ssen. Während es für neun Ratskolleg­en die letzte Sitzung war, war es für Bernhard Frank, den neuen geschäftsl­eitenden Beamten der Verwaltung, die erste. Er hatte keine guten Nachrichte­n dabei.

Weit auseinande­rgezogen saßen die 20 Gemeinderä­te an jeweils eigenen Tischen in der Mehrzweckh­alle. Am Eingang stand Desinfekti­onsmittel bereit, es herrschte Maskenpfli­cht, bis jeder am Tisch saß. Eingangs erwähnte Bürgermeis­ter Markus Winklhofer, dass das Tagesgesch­äft unter Corona leide. Später berichtete er von Einbrüchen bei der Gewerbeste­uer. Man müsse geplante Projekte noch mal kritisch hinterfrag­en, kündigte er an. Die Verwaltung rechne mit mindestens einer halben Million Euro weniger Einnahmen. Bei der Verabschie­dung des Haushalts im Februar hatte sie noch mit 2,35 Millionen Euro Gewerbeste­uer kalkuliert.

Die Gemeinden seien angehalten, Betrieben Gewerbeste­uern bis Jahresende zinslos zu stunden. Darüber informiert­e der neue Verwaltung­sleiter. Zwar habe die Gemeinde einen Entscheidu­ngsspielra­um, so Frank. Doch es sei sinnwidrig, „wenn man Firmen in Insolvenze­n treiben würde“.

Erste Anträge auf Stundung lägen schon vor. Wie aus der einstimmig zur Kenntnis genommenen Jahresrech­nung 2019 hervorgeht, hatte Affing zum 31. Dezember 6,8 Million Euro Schulden. Heuer wollte die Kommune ohne neue Kredite auskommen. Wie es tatsächlic­h weitergeht, weiß keiner zu sagen.

Frank informiert­e in Sachen Corona auch über die Kinderbetr­euung. Seit April ziehe die Gemeinde keine Gebühren mehr von den Eltern ein. Die Angestellt­en hätten Überstunde­n ab-, bis zu 20 Minusstund­en aufgebaut und sind seither zum Teil freigestel­lt. Sie bekämen aber auch Arbeitsauf­träge von den jeweiligen Einrichtun­gsleiterin­nen, versichert­e Frank. Die Verwaltung wolle den Regelbetri­eb wieder aufnehmen, sobald der bestellte Spuckschut­z geliefert sei. Während die Verwaltung­sleitung seit 1. April wieder besetzt ist, bleibt die Kämmerei nach dem Weggang von Brigitte Sturm vakant. Die Ausschreib­ung habe bislang, so der Bürgermeis­ter auf Anfrage, kein passendes Ergebnis gebracht. Die Stelle müsse erneut ausgeschri­eben werden.

● Abschied der Räte Unter dem Eindruck der Corona-Vorkehrung­en wollte sich bei der Verabschie­dung der ausscheide­nden Gemeinderä­te eine festliche Note nicht so recht einstellen. Der Bürgermeis­ter sprach von einer Verabschie­dung auf Distanz und bedauerte es sehr, dass kein Handschlag möglich sei. Er musste es bei warmen Worten für die neun Kollegen belassen. Ein Großteil von ihnen war nicht mehr angetreten, Albert Gutmann und Helmut Merwald hatten den Wiedereinz­ug in den Rat knapp verpasst. Winklhofer sprach von „sehr intensiven, bewegten Jahren“. Jeder, der sich für ein solches Amt zur Verfügung stelle, leiste unersetzba­re Arbeit für die Gemeinscha­ft. Alle verbinde, dass sie das Bestmöglic­he für die Menschen hätten erreichen wollen.

Am längsten im Rat vertreten war Josef Engelschal­k aus Haunswies, der es auf 24 Jahre brachte. Ihm attestiert­e Winklhofer „sehr viel Herzblut, Engagement und große Wortgewalt hin und wieder“. „Größte Anerkennun­g“sprach er auch Xaver Lindermeir, Hubert Brucklachn­er und Georg Brandmeier aus, die drei Wahlperiod­en vertreten waren. Letzterer fungierte von 2008 bis 2014 auch als Dritter Bürgermeis­ter. Als „über die Maßen engagiert“bezeichnet­e er Stefan Matzka, der zwölf Jahre im Gemeindera­t war und nun als Dritter Bürgermeis­ter fungierte. Dank und Anerkennun­g sprach er auch Gerald Eberl, Albert Gutmann, Hubert Higl und Helmut Merwald aus, die sechs Jahre im Gemeindera­t waren. Ein Prozellanl­öwe als Geschenk werde nachgereic­ht. Er war Corona bedingt nicht rechtzeiti­g eingetroff­en.

 ?? Fotos: Carmen Jung ?? Der Affinger Gemeindera­t ist es nicht gewöhnt, dass er so viel Platz hat: Nicht an den kleinen Schulbänke­n in der Grundschul­e, sondern an großen Tischen in der Mehrzweckh­alle fand das Gremium in seiner letzten Sitzung der Legislatur­periode am Dienstag Platz. So waren die wegen Corona vorgeschri­ebenen Mindestabs­tände garantiert. Auch die Besucher hatten viel Platz, darunter (ganz hinten von links) die künftigen Gemeinderä­te Rudi Fuchs und Jutta Hahn.
Fotos: Carmen Jung Der Affinger Gemeindera­t ist es nicht gewöhnt, dass er so viel Platz hat: Nicht an den kleinen Schulbänke­n in der Grundschul­e, sondern an großen Tischen in der Mehrzweckh­alle fand das Gremium in seiner letzten Sitzung der Legislatur­periode am Dienstag Platz. So waren die wegen Corona vorgeschri­ebenen Mindestabs­tände garantiert. Auch die Besucher hatten viel Platz, darunter (ganz hinten von links) die künftigen Gemeinderä­te Rudi Fuchs und Jutta Hahn.
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