Packen wir’s an!
Corona und wir In normalen Zeiten ignoriert man viele ungeliebte Aufgaben im Haushalt. Seit einigen Wochen geht es unserer Autorin jedoch ganz anders
Was bleibt im Laufe des (normalen) Alltags nicht alles liegen: Die Steuererklärung wartet auf ihre Abgabe, die Brotzeitdosensammlung im Küchenschrank will mal wieder aussortiert und die Terrasse fit für den Sommer gemacht werden. In diesem Frühjahr ist das alles kein Problem. Seit eineinhalb Monaten haben wir so viel Zeit wie lange nicht – vor allem, weil der übliche Freizeitstress zwischen Shopping-Nachmittagen, Tanzstunden und anderen Verabredungen sein jähes Ende in den Ausgangsbeschränkungen fand.
Der erste Reflex war im März ein ausgiebiger Frühjahrsputz. Die Fliesen in Küche und Bad glänzten um die Wette, auch die dicken Wälzer ganz hinten im Bücherschrank wurden komplett vom Staub befreit, und mit dem Fenstersauger kam endlich Omas Erbstück zum Einsatz,
das bis dato ungenutzt sein Dasein im Putzmittelschrank fristete. Letzterer erfreute sich einer großen Entrümpelung – genauso wie der Kleiderschrank, aus dem einiges in die Altkleidersammlung wanderte.
Angepackt habe ich mit meinem Freund in den Tagen darauf dann die eingangs erwähnten Steuerbescheide, Küchenschrank und Terrasse. Doch irgendwann wurde die Welt in zweieinhalb Zimmern Stadtwohnung zu klein. Zwischen Küche und Terrasse, Dachfenster und Kellerabteil gehen die Aufgaben zwar nicht aus. Vielfältiger
werden sie aber auch nicht. Also den Freund eingepackt, nichts wie raus aufs Land und zurück in mein Elternhaus. In zwei Wohnungen gibt es dort genug Platz, um sich nicht allzu nahe zu kommen. Und vor allem: einen großen Garten.
Einige Zimmer im Haus wollten wir ohnehin erneuern. Farbe war noch im Werkraum, also worauf warten? Abrücken, Abdecken, Abkleben, Streichen – als wir den Dreh einmal raushatten, konnten wir gar nicht mehr aufhören. Fünf Zimmer waren schneller geweißelt, als wir gedacht hatten. Weil der Blick aus dem frisch gestrichenen Schlafzimmer von hässlich grau gewordenen Dachpfannen getrübt wurde, saß ich tags drauf auf dem Carport und befreite ihn vom Moos. Auch im Garten geht es jetzt erst richtig los: Der alte Geräteschuppen soll einer neuen Gartenhütte weichen, und spätestens zum Sommeranfang will ich ein einigermaßen großes Planschbecken aufgebaut haben. Irgendwo muss man sich ja abkühlen, wenn Freibäder geschlossen sind und an den Seen in der Region Badeverbot herrscht.
Doch bevor ich die Familie mit noch mehr verrückten Ideen nerve, widme ich mich im Mai und Juni erst einmal der Feldarbeit. Einen alten Schulfreund, der nun Biobauer ist, unterstütze ich auf seinen Äckern. Anika Zidar
An dieser Stelle berichten täglich Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von ihrem Arbeitsalltag in Zeiten von Corona.
Anika Zidar ist Digitalredakteurin. In der CoronaZeit hat sie die Anpackerin in sich entdeckt.