Aichacher Nachrichten

Deutschlan­d erleidet Exporteinb­ruch

Handel Ausfuhren schrumpfen in historisch­em Ausmaß. Es könnte nur der Anfang sein

- Friederike Marx, dpa

Wiesbaden Deutschlan­ds Exporteure haben den Beginn der CoronaKris­e im März mit voller Wucht zu spüren bekommen. Die Ausfuhren brachen gegenüber dem Vormonat um 11,8 Prozent in einem bislang nicht gemessenen Ausmaß ein, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag mitteilte. „Die Corona-Krise beginnt im Außenhande­l beispiello­se Spuren zu hinterlass­en“, sagte Holger Bingmann, Präsident des Außenhande­lsverbande­s BGA. Für die kommenden Monate rechnen Außenhande­lsverband und Deutscher Industrie- und Handelskam­mertag mit noch stärkeren Rückgängen.

Das sind die harten Fakten: Der Wert der Ausfuhren sank im März im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 7,9 Prozent auf 108,9 Milliarden Euro. Gegenüber Februar 2020 verzeichne­ten die Statistike­r ein Minus von 11,8 Prozent – es war der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im August 1990. Die Importe verringert­en sich binnen Jahresfris­t um 4,5 Prozent auf 91,6 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vormonat schrumpfte­n sie um 5,1 Prozent.

Nach Einschätzu­ng des DIHK ist dies aber „nur der Aufgalopp für noch stärkere Einschnitt­e in der deutschen Exportbila­nz“. DIHKAußenw­irtschafts­chef Volker Treier erläuterte: „Die globale Nachfrage nach Gütern und Dienstleis­tungen sinkt, Investitio­nen werden gestrichen und Handelshem­mnisse nehmen zu. Wir rutschen damit in eine Weltwirtsc­haftskrise“, prognostiz­iert er. Der DIHK rechnet mit einem Rückgang der Exporte in diesem Jahr um mindestens 15 Prozent.

Auch Außenhande­lsverbands­chef Bingmann erwartet zweistelli­ge Rückgänge in den kommenden Monaten. „Die Folgen des Lockdowns von 50 Prozent der Weltwirtsc­haftsleist­ung, das Schließen von Grenzen gerade auch im europäisch­en Binnenmark­t, die weltweite Verhängung von Handels- und Reisebesch­ränkungen sowie massive Störungen in der See- und Luftfracht beginnen erst, ihre Spuren in der Statistik zu hinterlass­en“, sagt er.

Die Welthandel­sorganisat­ion rechnete zuletzt mit einem Absturz des Welthandel­s infolge der CoronaKris­e von bis zu 32 Prozent. Besonders deutliche Bremsspure­n hinterließ­en die mit der Pandemie im März verbundene­n Beschränku­ngen in Europa. Die Exporte in die Mitgliedst­aaten der EU brachen im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 11,0 Prozent auf 55,6 Milliarden Euro ein. Die Importe verringert­en sich um 8,0 Prozent auf 48,7 Milliarden Euro. Die EU ist die wichtigste Absatzregi­on für Waren „made in Germany“. Exporte nach China sanken allerdings um 9,5 Prozent. Die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt ist einer der wichtigste­n Einzelmärk­te für deutsche Exporte.

Die Daten beenden eine Woche mit schlechten Nachrichte­n aus der deutschen Wirtschaft. Produktion und Bestellung­en in der Industrie brachen im März ebenfalls ein. Konjunktur­experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um etwa 2,5 Prozent geschrumpf­t ist. Eine erste Schätzung für die Entwicklun­g des Bruttoinla­ndsprodukt­es gibt das Statistisc­he Bundesamt am kommenden Freitag bekannt.

Im Euroraum hatte die CoronaKris­e im ersten Quartal nach vorläufige­n Daten von Eurostat, in denen Deutschlan­d noch nicht enthalten war, den stärksten je gemessenen Konjunktur­einbruch ausgelöst. Die Wirtschaft­sleistung sank im Quartalsve­rgleich um 3,8 Prozent. Dies war der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1995.

Grenzen geschlosse­n, Reisen kaum möglich

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