Deutschland erleidet Exporteinbruch
Handel Ausfuhren schrumpfen in historischem Ausmaß. Es könnte nur der Anfang sein
Wiesbaden Deutschlands Exporteure haben den Beginn der CoronaKrise im März mit voller Wucht zu spüren bekommen. Die Ausfuhren brachen gegenüber dem Vormonat um 11,8 Prozent in einem bislang nicht gemessenen Ausmaß ein, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Die Corona-Krise beginnt im Außenhandel beispiellose Spuren zu hinterlassen“, sagte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. Für die kommenden Monate rechnen Außenhandelsverband und Deutscher Industrie- und Handelskammertag mit noch stärkeren Rückgängen.
Das sind die harten Fakten: Der Wert der Ausfuhren sank im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,9 Prozent auf 108,9 Milliarden Euro. Gegenüber Februar 2020 verzeichneten die Statistiker ein Minus von 11,8 Prozent – es war der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im August 1990. Die Importe verringerten sich binnen Jahresfrist um 4,5 Prozent auf 91,6 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vormonat schrumpften sie um 5,1 Prozent.
Nach Einschätzung des DIHK ist dies aber „nur der Aufgalopp für noch stärkere Einschnitte in der deutschen Exportbilanz“. DIHKAußenwirtschaftschef Volker Treier erläuterte: „Die globale Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sinkt, Investitionen werden gestrichen und Handelshemmnisse nehmen zu. Wir rutschen damit in eine Weltwirtschaftskrise“, prognostiziert er. Der DIHK rechnet mit einem Rückgang der Exporte in diesem Jahr um mindestens 15 Prozent.
Auch Außenhandelsverbandschef Bingmann erwartet zweistellige Rückgänge in den kommenden Monaten. „Die Folgen des Lockdowns von 50 Prozent der Weltwirtschaftsleistung, das Schließen von Grenzen gerade auch im europäischen Binnenmarkt, die weltweite Verhängung von Handels- und Reisebeschränkungen sowie massive Störungen in der See- und Luftfracht beginnen erst, ihre Spuren in der Statistik zu hinterlassen“, sagt er.
Die Welthandelsorganisation rechnete zuletzt mit einem Absturz des Welthandels infolge der CoronaKrise von bis zu 32 Prozent. Besonders deutliche Bremsspuren hinterließen die mit der Pandemie im März verbundenen Beschränkungen in Europa. Die Exporte in die Mitgliedstaaten der EU brachen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,0 Prozent auf 55,6 Milliarden Euro ein. Die Importe verringerten sich um 8,0 Prozent auf 48,7 Milliarden Euro. Die EU ist die wichtigste Absatzregion für Waren „made in Germany“. Exporte nach China sanken allerdings um 9,5 Prozent. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist einer der wichtigsten Einzelmärkte für deutsche Exporte.
Die Daten beenden eine Woche mit schlechten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft. Produktion und Bestellungen in der Industrie brachen im März ebenfalls ein. Konjunkturexperten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um etwa 2,5 Prozent geschrumpft ist. Eine erste Schätzung für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes gibt das Statistische Bundesamt am kommenden Freitag bekannt.
Im Euroraum hatte die CoronaKrise im ersten Quartal nach vorläufigen Daten von Eurostat, in denen Deutschland noch nicht enthalten war, den stärksten je gemessenen Konjunktureinbruch ausgelöst. Die Wirtschaftsleistung sank im Quartalsvergleich um 3,8 Prozent. Dies war der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1995.
Grenzen geschlossen, Reisen kaum möglich