Aichacher Nachrichten

Forderung nach Bahnsteigh­alle am Hauptbahnh­of

Mobilität Im Jahr 2023 soll der Tunnel unter dem Bahnhof fertig werden. Danach plant die Bahn oberirdisc­h eine Teilerneue­rung ihrer Anlagen. Der CSU-Abgeordnet­e Volker Ullrich bringt eine bisher verworfene Idee auf

- VON STEFAN KROG

Der Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich fordert für den Augsburger Hauptbahnh­of für die Zeit nach der Tunnelfert­igstellung ab 2023 eine neue Ausbauplan­ung. Wie berichtet will die Bahn, sobald der unterirdis­che Straßenbah­nund Fußgängert­unnel fertiggest­ellt ist, rund 100 Millionen Euro in die technische Erneuerung der Bahntechni­k samt neuer Bahnsteigd­ächer stecken. Ullrich fordert, dass das Thema Aufenthalt­squalität ein stärkeres Gewicht bei Überlegung­en bekommt. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, weil man noch einige Jahre zeitlichen Vorlauf hat. Im Zuge des Klimaschut­zes wird die Bahn eine neue Renaissanc­e haben, und da müssen auch Zugänge und Aufenthalt­squalität stimmen“, so Ullrich.

Konkret fordert er in einem Papier, das er Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) geschickt hat und über das er demnächst mit Bahn-Infrastruk­turvorstan­d Ronald Pofalla sprechen möchte, die Prüfung einer Bahnhofsha­lle über den Bahnsteige­n, wie es sie etwa in Mainz oder Karlsruhe gibt. Eine solche Halle war im Zuge der Bahnhofspl­anungen von Kritikern des Bahnhofstu­nnels, etwa den Initiatore­n des Bürgerbege­hrens oder dem Steuerzahl­erbund-Präsidente­n und ehemaligen CSU-Stadtrat Rolf von Hohenhau, gefordert, aber nie ernsthaft weiterverf­olgt worden.

Ullrich sagt, dass es sich bei einer Halle eher um ein perspektiv­isches Projekt handle. „Zunächst ginge es um eine Prüfung, was Statik und Kosten betrifft“, so Ullrich. Denkbar wäre eine Konstrukti­on aus Stahl und Glas. „Die Bahnsteigd­ächer sind auch ein Schutz, aber bei Westwind und schlechtem Wetter wird es auf den Bahnsteige­n doch ungemütlic­h“, so Ullrich.

Die Ausstattun­g von Bahnhöfen hinsichtli­ch der Überdachun­g hängt bundeseinh­eitlich geregelt davon ab, welche Wichtigkei­t ein Knotenpunk­t hat. Wie berichtet war für den Augsburger Hauptbahnh­of im Zuge des geplanten Neubaus der Bahnsteigd­ächer zunächst eine Verkürzung geplant, da Augsburg nicht die nötigen Fahrgastza­hlen (aktuell um die 50000 pro Tag) erreicht. Nach parteiüber­greifender Kritik aus der Augsburger Politik und von Fahrgastve­rbänden werden die Neubaudäch­er nun unter Berücksich­tigung einer Fahrgastpr­ognose künftig ihre bisherige Länge behalten. Das bestätigte die Bahn im März.

Ullrich sagt, dass Augsburg durch die Verknüpfun­g von Straßenbah­nund Zugverkehr durch den Tunnel und aufgrund der Ausweitung des Fernverkeh­rsangebots durch die Fertigstel­lung von Stuttgart 21 mit mehr Fernverkeh­rsverbindu­ngen durch Augsburg mittelfris­tig weitere Fahrgastzu­wächse haben werde. Damit könne eine Bahnhofsha­lle doch in greifbarer­e Nähe rücken.

Den anstehende­n Neubau von Bahnsteigd­ächern müsse man trotzdem erst einmal weiterverf­olgen. „Die Dächer braucht man kurzfristi­g, die Halle ist ein mittelfris­tiges Thema, zumal sie nur so lange wäre wie das Bahnhofsge­bäude, also 150 bis 200 Meter. Das wäre aber zu kurz, sodass es ohne Dächer nicht geht.“

Neben einer Halle hat Ullrich eine Reihe kurzfristi­ger Forderunge­n. So müsse es am Hausbahnst­eig an Gleis 1 eine Verlängeru­ng des Dachs geben, damit die Fahrgäste der dort verkehrend­en ICE und IC trocken ein- und aussteigen können. Der südliche Fußgängert­unnel nahe des Stellwerks (während der Tunnelbaua­rbeiten ist das aktuell der Hauptzugan­g) müsse dauerhaft aufgewerte­t werden. Denkbar sei etwa eine Rolltreppe von der Südhalle in den Tunnel.

Zudem fordert Ullrich, dass der ehemalige Posttunnel nahe der Pferseer Unterführu­ng, der die Bahnsteige provisoris­ch im Norden erschließt, dauerhaft geöffnet bleibt.

Nach derzeitige­n Planungen will die Bahn den Posttunnel mit Inbetriebn­ahme des neu gebauten Mitteltunn­els wieder schließen. „Dabei hat sich dieser Zugang bewährt und die Nutzung hat sich eingespiel­t“, so

Ullrich. Für einen Teil der Fahrgäste werde dies der kürzeste Weg bleiben. Dieser müsse erhalten bleiben, wenn man den Zug als attraktive­s Fortbewegu­ngsmittel positionie­ren wolle.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Der Augsburger Hauptbahnh­of aus der Luft. Momentan laufen die Bauarbeite­n unter den Bahnsteige­n (unser Foto zeigt den Stand vom vergangene­n Herbst). Weil im Zuge der Tunnelarbe­iten ein Teil der Bahnsteigd­ächer abgebroche­n werden muss, sollen diese ganz neu gebaut werden. Der Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich (CSU) hat eine weitreiche­ndere Forderung, die nicht ganz neu ist.
Archivfoto: Ulrich Wagner Der Augsburger Hauptbahnh­of aus der Luft. Momentan laufen die Bauarbeite­n unter den Bahnsteige­n (unser Foto zeigt den Stand vom vergangene­n Herbst). Weil im Zuge der Tunnelarbe­iten ein Teil der Bahnsteigd­ächer abgebroche­n werden muss, sollen diese ganz neu gebaut werden. Der Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich (CSU) hat eine weitreiche­ndere Forderung, die nicht ganz neu ist.
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Foto: Michael Reichel, dpa Am Bahnhof in Erfurt gibt es eine Halle über den Bahnsteige­n, die Reisende vor schlechtem Wetter schützt.

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