Ein DJ erzählt, wie er durch alle Raster fällt
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben viele Kulturschaffende in Verzweiflung gestürzt. Der Staat versucht, Hilfsprogramme aufzulegen, um die schlimmste Not zu lindern. Solo-Selbstständige, die keine großen Betriebskosten haben und nicht in der Künstlersozialkasse gemeldet sind, fallen so gut wie durch alle Raster.
Ein Beispiel aus dieser Woche – aus einem Gespräch mit dem Augsburger Christian Keasler, der als DJ und Barkeeper arbeitet und erzählt, dass er seit Mitte März keinen Cent mehr verdient habe, dass er gleichzeitig aber auch keinen Anspruch auf das Bayerische CoronaSoforthilfepaket habe, weil bei ihm als DJ viel zu wenig laufende Betriebskosten anfallen. „Ich kann mich strafbar machen, wenn ich das beantrage, bekomme und behalte.“Als DJ sei er nicht über die Künstlersozialkasse (KSK) versichert. Aus dem bayerischen Nottopf für die bei der KSK-gemeldeten Selbstständigen könne er auch kein Geld beantragen. Jetzt habe er den umfangreichen Hartz-IV-Antrag ausgefüllt und abgeschickt. „Ich falle durch alle Raster“, sagt er. Ohne Erspartes würde es nicht gehen. Aber vorgesehen war das Geld für anderes.
Das verdeutlicht das Dilemma: Innerhalb von kürzester Zeit, von einem Augenblick zum anderen und ohne Vorwarnung rutschen diejenigen Solo-Selbstständigen, die keine Einnahmen mehr wegen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben, von ihrem normalen Verdienst auf Hartz-IV-Niveau und sind gezwungen, die Lebenshaltungskosten innerhalb kürzester Zeit darauf anzupassen.
Und Keasler ist kein Einzelfall. Es gibt Schauspieler, die oft in Gastengagements auftreten und deshalb ebenfalls durch alle Fangraster fallen, weil sie nicht wirklich selbstständig, sondern weisungsbedungen arbeiten, gleichzeitig aber nicht fest angestellt an den Häusern sind und keine Einnahmen mehr haben. Es gibt Künstler und Musiker, die nicht bei der Künstlersozialkasse, sondern anderweitig versichert sind. Sie alle treffen die Corona-Maßnahmen mit der maximal-möglichen Wucht als eine existenzielle Bedrohung.