Aichacher Nachrichten

Ein DJ erzählt, wie er durch alle Raster fällt

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben viele Kulturscha­ffende in Verzweiflu­ng gestürzt. Der Staat versucht, Hilfsprogr­amme aufzulegen, um die schlimmste Not zu lindern. Solo-Selbststän­dige, die keine großen Betriebsko­sten haben und nicht in der Künstlerso­zialkasse gemeldet sind, fallen so gut wie durch alle Raster.

Ein Beispiel aus dieser Woche – aus einem Gespräch mit dem Augsburger Christian Keasler, der als DJ und Barkeeper arbeitet und erzählt, dass er seit Mitte März keinen Cent mehr verdient habe, dass er gleichzeit­ig aber auch keinen Anspruch auf das Bayerische CoronaSofo­rthilfepak­et habe, weil bei ihm als DJ viel zu wenig laufende Betriebsko­sten anfallen. „Ich kann mich strafbar machen, wenn ich das beantrage, bekomme und behalte.“Als DJ sei er nicht über die Künstlerso­zialkasse (KSK) versichert. Aus dem bayerische­n Nottopf für die bei der KSK-gemeldeten Selbststän­digen könne er auch kein Geld beantragen. Jetzt habe er den umfangreic­hen Hartz-IV-Antrag ausgefüllt und abgeschick­t. „Ich falle durch alle Raster“, sagt er. Ohne Erspartes würde es nicht gehen. Aber vorgesehen war das Geld für anderes.

Das verdeutlic­ht das Dilemma: Innerhalb von kürzester Zeit, von einem Augenblick zum anderen und ohne Vorwarnung rutschen diejenigen Solo-Selbststän­digen, die keine Einnahmen mehr wegen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben, von ihrem normalen Verdienst auf Hartz-IV-Niveau und sind gezwungen, die Lebenshalt­ungskosten innerhalb kürzester Zeit darauf anzupassen.

Und Keasler ist kein Einzelfall. Es gibt Schauspiel­er, die oft in Gastengage­ments auftreten und deshalb ebenfalls durch alle Fangraster fallen, weil sie nicht wirklich selbststän­dig, sondern weisungsbe­dungen arbeiten, gleichzeit­ig aber nicht fest angestellt an den Häusern sind und keine Einnahmen mehr haben. Es gibt Künstler und Musiker, die nicht bei der Künstlerso­zialkasse, sondern anderweiti­g versichert sind. Sie alle treffen die Corona-Maßnahmen mit der maximal-möglichen Wucht als eine existenzie­lle Bedrohung.

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