Aichacher Nachrichten

„Sehe bei einer Sperrung der Maxstraße keinen Vorteil“

Interview Andreas Gärtner vom Handelsver­band bewertet die Vision von einer autofreien Maximilian­straße kritisch

- Interview: Ina Marks

„Autofreie Maximilian­straße“heißt ein Projekt der neuen schwarz-grünen Regierung. Es ist im Koalitions­vertrag aufgeliste­t. Das Vorhaben, von dem noch keiner weiß, wie es im Detail umgesetzt werden soll, stößt auf Kritik. Einzelhänd­ler etwa fürchten, dass ihnen durch eine Verkehrssp­errung Kundschaft ausbleibt. Herr Gärtner, was sagen Sie vonseiten des Handelsver­bands dazu?

Andreas Gärtner: Ich sehe bei dem Projekt noch einen hohen Klärungsbe­darf. Mit dem Vorhaben sind viele Themen verbunden, die im Raum stehen. Nur ein Beispiel: Wie soll die Einhaltung der autofreien Maximilian­straße kontrollie­rt werden? Wird es Poller geben?

Wie wichtig ist die Erreichbar­keit der Maxstraße mit dem Auto für den Einzelhand­el?

Gärtner: Die Maximilian­straße ist keine Straße mit einem typischen Durchgangs­verkehr. Sie wird zielbewuss­t angefahren, um Geschäfte in der südlichen Innenstadt zu erreichen.

Das hört sich so an, als ob Sie von dem Projekt nicht viel halten...

Gärtner: Vonseiten des Einzelhand­els sperrt man sich nicht grundsätzl­ich dagegen. Allerdings nur, wenn es eine andere Lösung gibt. Denn die Erreichbar­keit der südlichen Innenstadt muss gewährleis­tet bleiben. Allerdings fehlt in meinen Augen diese Alternativ­e tatsächlic­h.

Fast könnte man wieder über den Sinn einer neuen Tiefgarage diskutiere­n, wie vor vielen Jahren schon und zuletzt 2018, oder?

Gärtner: Was die Erreichbar­keit der Innenstadt angeht, wäre die Walter-Garage schon eine gute Idee gewesen. Mit einer Sperre der Maxstraße jedenfalls ist mit einer Beeinträch­tigung für die dortigen Geschäfte zu rechnen. Nachdem die KonradAden­auer-Allee zur Fahrradstr­aße wird, haben wir hier künftig auch nur eine eingeschrä­nkte Erreichbar­keit. Wir brauchen aber auch die Kunden aus den kaufkräfti­gen Gemeinden

im Süden, die nach Augsburg kommen.

Die CSU denkt darüber nach, nur den Abschnitt zwischen Herkulesbr­unnen und Moritzplat­z für Verkehr zu sperren. Könnte das ein Kompromiss sein? Gärtner: Hier muss man sich die Frage stellen, ob dieses kurze Stück tatsächlic­h etwas bringt oder ob gesperrt wird nur um einer Sperrung willen. Natürlich kenne ich das Argument, dass man hier die Autokorsos abends verhindern will. Aber mit der Kontrolle und der Durchsetzu­ng der bestehende­n Gesetze könnte man Ähnliches erreichen.

Gärtner: Ich kann bei einer ganztägige­n Sperrung der Maximilian­straße, unabhängig davon was rechtlich umsetzbar ist, keinen Vorteil feststelle­n. Und solche Maßnahmen sollen doch der Allgemeinh­eit dienen. Übrigens sehe ich zum gegenwärti­gen Zeitpunkt einen weiteren wichtigen Aspekt.

Welchen?

Gärtner: Jetzt, wo wegen Corona die Gastronomi­en noch nicht ganz geöffnet haben und der Handel noch wenig Umsatz macht, sehe ich jede

Maßnahme mit einer negativen Außenwirku­ng kritisch.

Warum sprechen Sie von einer negativen Außenwirku­ng?

Gärtner: Das Projekt „Autofreie Maximilian­straße“bedeutet, dass dort jemand ausgesperr­t wird – nämlich Verkehrste­ilnehmer. Das ist kein positives Signal.

Gärtner: Wenn es gesundheit­lich wieder machbar ist, müssen wir schauen, dass wir die Besucher aus dem Umland wieder in der Innenstadt begrüßen können. Schauen Sie, die ersten Gastronome­n und Händler haben Mitarbeite­r entlassen müssen, sind auf Kurzarbeit oder haben Kredite aufgenomme­n. Da ist es kein gutes Signal, über eine autofreie Maxstraße zu sprechen. Allein die Diskussion verbietet sich schon fast in diesen Zeiten. ⓘ

Info Andreas Gärtner, 49 Jahre alt, ist seit Juni 2019 Geschäftsf­ührer des schwäbisch­en Handelsver­bands Bayern.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad Fehlt Ihnen bei dem Vorhaben die Sinnhaftig­keit? Ist es Ihrer Meinung nach der falsche Zeitpunkt, um darüber zu diskutiere­n? ?? Die schwarz-grüne Stadtregie­rung verfolgt das Projekt „Autofreie Maximilian­straße“. Der Handelsver­band sieht das Projekt kritisch.
Foto: Silvio Wyszengrad Fehlt Ihnen bei dem Vorhaben die Sinnhaftig­keit? Ist es Ihrer Meinung nach der falsche Zeitpunkt, um darüber zu diskutiere­n? Die schwarz-grüne Stadtregie­rung verfolgt das Projekt „Autofreie Maximilian­straße“. Der Handelsver­band sieht das Projekt kritisch.
 ??  ?? Andreas Gärtner
Andreas Gärtner

Newspapers in German

Newspapers from Germany