Aichacher Nachrichten

Wie große Geschäfte den Neustart angehen

Handel Ab Montag dürfen Einkaufsze­ntren wieder öffnen – und große Läden mit ihrer ganzen Fläche. Die Branche atmet auf, die Lage bleibt aber schwierig. Der Chef von Schuh Schmid sagt: „Es ist wie ein Marathonla­uf auf einem Bein“

- VON ANDREA WENZEL

Die Corona-Krise trifft manche Branchen besonders hart. Dazu gehört auch der Einzelhand­el. Immerhin: Seit knapp zwei Wochen dürfen Geschäfte wieder öffnen, große Ladeneinhe­iten mussten aber auf 800 Quadratmet­er begrenzt werden. Auch das ist nun ab kommenden Montag erst einmal vorbei. Zum Glück, sagen die Augsburger Händler, denn damit komme man der Normalität erneut ein kleines Stück näher. Doch wie früher ist es nach wie vor nicht.

Robert Schmid, Inhaber von Schuh Schmid, beschreibt seine Gefühlslag­e so: „Für den stationäre­n Einzelhand­el ist das Leben ohnehin schon wie ein anstrengen­der Marathonla­uf. Durch die Krise kommt es einem vor, als ob wir diesen nun auch noch auf einem Bein bewältigen müssen – und mit einem Eimer Wasser auf dem Kopf, den man nicht verschütte­n darf.“Schmid hat auch ein Beispiel dafür: In seiner größten Filiale in der Augsburger Innenstadt wird er ab nächster Woche wieder die gesamten 9000 Quadratmet­er zum Bummeln anbieten – unter Einhaltung aller Hygienemaß­nahmen und mehr.

So werden etwa Kleidungss­tücke, die probiert, aber nicht gekauft worden sind, bis zum nächsten Tag ausgelüfte­t, um ein mögliches Übertragun­gsrisiko weiter zu senken. „Uns ist klar, dass wir das Vertrauen der Kunden in einen sicheren Einkauf stärken müssen, wenn wir wollen, dass sie in die Läden kommen und nicht online bestellen“, sagt er.

sei zu diesem Mehraufwan­d bereit, um das Geschäft wieder anzukurbel­n. Das sei ohnehin schwer genug. Denn rund 60 Prozent des Frühjahr- und Sommergesc­häfts seien bereits verloren. Die Ware werde bald nahezu ohne Marge verkauft, dazu müssten neue Kollektion­en für Herbst und Winter bestellt werden. Ein finanziell­er Kraftakt, den auch große Händler wie Schuh Schmid nur mit Unterstütz­ung von und Staat stemmen können. Die Übernahme der K&L-Filialen vor Kurzem habe den Marathonla­uf dazu noch sportliche­r werden lassen, sagt Schmid. Sein Dank gilt daher den Kunden, die das Unternehme­n mit dem Kauf von Gutscheine­n unterstütz­t haben.

Insgesamt ist Robert Schmid froh, dass all seine Filialen wieder für den Kunden da sein können. So geht es auch Axel Haug, dem CenMan ter-Manager der Augsburger CityGaleri­e. Als er erfahren hat, dass ab Montag auch in Bayern Ladenpassa­gen wieder öffnen dürfen, schossen ihm Gedanken wie „endlich“und „Gott sei Dank“durch den Kopf. Nach dem Studium der aktuellen Lage dürfen wohl alle Mieter der City-Galerie wieder öffnen, so Haug. Bei Restaurant­s bleibt es jedoch zunächst dabei, dass Speisen und Getränke nur zum Mitnehmen angeboBank­en ten werden. Inwiefern die einzelnen Mieter bereits ab Montag die bislang üblichen Öffnungsze­iten ausschöpfe­n, weiß Haug nicht. Er sagt: „Ich gehe aber davon aus, dass mindestens in der Kernzeit zwischen 10 und 18 Uhr alle aufhaben.“

Um die Hygienemaß­nahmen einhalten zu können, ist in den letzten Tagen das bereits bestehende Hygienekon­zept der City-Galerie angepasst worden. Dazu werden Laufwege markiert, die den Kundenstro­m lenken sollen. „Wir erwarten durchaus ein gutes Interesse“, schätzt Axel Haug. Inwiefern die 20-Quadratmet­er-Regel – sie besagt, dass nur ein Kunde pro 20 Quadratmet­ern Fläche in den Laden darf – nicht nur für Läden selbst, sondern auch die gesamte Ladenpassa­ge gilt, werde aktuell geprüft.

Und wie ist es im Helio-Center beim Hauptbahnh­of? Es hatte nach der Eröffnung im Herbst 2018 mit Startschwi­erigkeiten zu kämpfen. Weil nicht alle Geschäfte rechtzeiti­g öffneten, war die Besucherfr­equenz geringer als erwartet. Manche Mieter waren schon damals unzufriede­n. Jetzt kamen die Ladenschli­eßungen dazu. Mit besonders betroffene­n Mietern stehe man daher in Kontakt und suche nach Möglichkei­ten, die Mieten anzupassen, erklärt Peer Schlinkman­n, Pressespre­cher des Center-Betreibers. „Änderungen in der Mieterstru­ktur des Helio aufgrund der Corona-Krise sehen wir aktuell dennoch nicht“, lässt er wissen. Die Lockerunge­n würden die Innenstadt nun wieder beleben, davon profitiere auch das Helio und dessen Mieter.

 ?? Foto: Michael Hörmann ?? Schuh Schmid in der Augsburger Innenstadt darf ab Montag wieder seine ganze Filiale öffnen – es gelten dabei Hygienereg­eln. Und die Kleidung wird nach jeder Anprobe gründlich ausgelüfte­t.
Foto: Michael Hörmann Schuh Schmid in der Augsburger Innenstadt darf ab Montag wieder seine ganze Filiale öffnen – es gelten dabei Hygienereg­eln. Und die Kleidung wird nach jeder Anprobe gründlich ausgelüfte­t.

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