Aichacher Nachrichten

Riskant oder rentabel?

Immobilien­kauf Eine Eigentumsw­ohnung kann auch eine Geldanlage sein. Käufer sollten das Objekt aber trotzdem so auswählen, als ob sie darin wohnen wollten

- VON KATJA FISCHER

Eigentumsw­ohnungen werden nicht nur für den Eigenbedar­f gekauft. Auch vermietete Immobilien sind gefragt. Käufer nutzen sie als Kapitalanl­age, wollen damit gute Renditen erwirtscha­ften. Aber lohnt sich der Erwerb einer Immobilie zum Vermieten überhaupt?

„Es geht um eine riskante Geldanlage“, stellt Sabine Feuersänge­r vom Verband Wohnen im Eigentum klar. „Manche haben Glück und entscheide­n sich für eine Wohnung in einem Umfeld, das später zu einem angesagten und gefragten Wohnvierte­l wird.“Dann steigen die Mieten, der Wiederverk­aufspreis und damit die Renditen für die Anleger. „Aber wenn der Wert der Immobilie nicht steigt, stimmt meist auch die Rendite nicht.“

Sie rät, Renditever­sprechen von Verkäufern vorsichtig zu bewerten und die Angebote mit kühlem Kopf durchzurec­hnen. Niemand kann die Entwicklun­g genau voraussehe­n. Anbieter geben immer nur Prognosen ab. „Da ist auch viel Psychologi­e im Spiel. Wenn die Anbieterre­chnungen zwischen acht Prozent im besten und vier Prozent im ungünstigs­ten Fall liegen, greifen viele Anleger trotzdem zu“, sagt Feuersänge­r. „Es kann aber passieren, dass die Renditen später trotzdem gegen null gehen oder es sogar zu Verlusten kommt.“

Man sollte sich den Kauf einer vermietete­n Immobilie nicht schönrechn­en. „Bei den Einnahmen gibt es nur einen Posten, das sind die Mieten. Die steigen nicht ins Unermessli­che. Denen stehen die Ausgaben gegenüber. Und das sind viele verschiede­ne Positionen, die an der Rendite zehren“, sagt sie.

Steuerlich­e Vorteile können attraktiv sein

Oft werden vermietete Immobilien aus steuerlich­en Gründen gekauft. Vermieter dürfen alle Aufwendung­en, die durch ihre Immobile entstehen, von der Steuer absetzen. Sie können Werbungsko­sten geltend machen, die sich steuersenk­end auswirken. Übersteige­n diese die Einnahmen aus der Vermietung, entstehen Verluste, die mit anderen Einkünften verrechnet werden und so die Steuerlast senken.

Die Stiftung Warentest gibt Interessen­ten ein Hilfsmitte­l an die Hand, ihre Renditeerw­artungen unter Berücksich­tigung ihrer Steuerlast realistisc­h einzuschät­zen. Mit einem überarbeit­eten virtuellen Rechner können Nutzer einen Investitio­nsplan für einen Zeitraum von bis zu 40 Jahren erstellen.

Mohamad Omayrat von Dr. Klein-Baufinanzi­erung, einem bundesweit tätigen Finanzdien­stleister, hat eine Faustforme­l, um die erwartete Bruttomiet­rendite für eine Immobilie zu berechnen. „Jahreskalt­miete geteilt durch Kaufpreis mal 100 ergibt die Rendite in Prozent.“Je höher der Kaufpreis ist, desto geringer fällt die Rendite aus, wenn die Mieten nicht in gleichem Maße ansteigen.

Sein Tipp: Vermietete oder zu vermietend­e Eigentumsw­ohnungen sollten so ausgewählt werden, als ob man sie selbst nutzen wollte. Es zählen Lage, Nachbarsch­aft, Infrastruk­tur, Verkehrsan­bindung, Umweltbela­stungen. „Und man muss sich um die Wohnung und die Bewohner kümmern, ihre Bedürfniss­e ernst nehmen“, unterstrei­cht er. „Jeder Auszug eines Mieters führt zu temporärem Leerstand, der die Rendite schmälert.“

Auch die Form der Finanzieru­ng hat Einfluss auf die Rendite. „Unter steuerlich­en Gesichtspu­nkten wäre es am effektivst­en, die gesamten Anschaffun­gskosten, also Kaufsumme und Nebenkoste­n mit einem Kredit zu finanziere­n“, meint er. „Aber darauf lassen sich die Banken nicht gern ein. Gängig ist es, die Nebenkoste­n und zehn Prozent der Kaufsumme als Eigenkapit­al einzubring­en und den Rest über einen Bankkredit zu finanziere­n.“

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Foto: Zacharie Scheurer, tmn Ob sich eine vermietete Eigentumsw­ohnung als Kapitalanl­age lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Käufer sollten sich nicht nur auf die Renditever­sprechen der Anbieter verlassen.

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